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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Penn. - Penne
selbst nicht frei, mäßigte er die trübsinnigen Schwär-
mereien For' (s. d.), des Stifters der Sekte, und
erhob in der Gemeinde die christl. Duldung zu einer
hauptlehre. 1668 wurde er wegen feiner Schrift
"Ms 8Ändx lonnliation 8iia1v6u" in den Tower ge-
setzt und schrieb hier das berühmte Buch "Xo ci-038,
110 cro>vn" (Lond. 1669 u. ö.) und die Nechtferti-
gungsschrift "Innocencx >vitli 1i6r open lace", die
ihm zur Freiheit vcrhalf; er benutzte diese zu einer
Missionsreife nach Kolland und Deutschland.
P. hatte sich mit feinem Vater überwerfen, jedoch
erfolgte noch vor desfen Tod die Versöhnung, und
er erbte ein stattliches Jahreseinkommen. Da die
Härte der Quäkerverfolgung ihm mannigfache Be-
drückung zuzog, fo faßte er den Entschluß, einen
freien Staat in Amerika zu gründen, und erhielt
gegen eine ererbte Echnldforderung voll der Re-
gierung einen großen Landstrich am Delaware als
Eigentum und das Necht, unter engl. Oberhoheit
dort eine beliebige staatliche Ordnung zu fchaffen.
Quäker und andere Glanbensverfolgte aller Kon-
fessionen und Völker strömten in die Kolonie, die
ihres Waldreichtums wegen Sylvanien, fpäter von
Karl II. dem Stifter zu Ehren Pennfylvanien ge-
nannt wurde. 1682 reiste P. felbst nach Amerika,
nachdem eil: Teil der Ansiedler ihm vorangegangen
war; eine größere Zahl Deutscher unter Pastorius
folgte 1683. Auf einer Generalversammlung im
Frühjahr 1683 wurde nach der Grundforderung
christl. Duldung eine Verfassung in 21 Artikeln be-
schlossen, die 1776 bei der Konstituierung der Ver-
einigten Staaten zu Grunde gelegt wurde. P. ver-
größerte sein Gebiet durch Landkäufe von den In-
dianern, er gründete Philadelphia und fah ein kräf-
tiges, freies Gemeinwesen erwachsen. >
Unter Jakob II. kehrte P. nach England zurück, ^
wurde unter Wilhelm III. voll seinen Gegnern ge- z
heimer Verbindung mit den vertriebenen Stuarts
beschuldigt, und weil er die geforderte Kaution nicht
zu stellen vermochte, wurde ihm seine Kolonie ge-
nommen. 1694 mußte sie ihm zurückgegeben wer-
den, nachdem er dreimal vor Gericht gestellt und
dreimal freigesprochen war. Als er 1699 seine auf-
blühende Schöpfung besuchte, strebte er vor allem
danach, die Lage der Indianer und Neger zu ver-
bessern; dann rief ihn die Sorge um die Quäker in
Holland und Deutschland nach Europa zurück. Da !
seine Vermögensverhältnisse sich sehr verschlechtert
batten, trat er 1712 sein Eigentumsrecht an Penn-
sylvanien für 280000 Pfd.'St. an die Krone ab.
Sein letztes in der Heimat verfaßtes Werk waren
die "l>mt8 ot'80iiwä6" (2 Bde., Lond. 1718 u. ö.;
deutfch Tüb. 1795): er starb 30. Juli 1718 auf fei- !
nem Landgute Nufcombe in Berkshire. - Seine ge-
sammelten Schriften erschienen mit einer Biographie
zu London 1726 und dann 1782. - Vgl. die Bio-
graphien P.s von Marsillac (2 Bde., Par. 1791;
deutsch Etraßb. 1793), Clartson (2 Bde., Lond. 1813),
Janney (I^ils ainl 8e1ect corr68p0Nll6iic6 0t"W. !>.,
Philad. 1856), Diron (3. Aufl., Lond. 1856; deutfch
von E. Vunfen, Lpz. 1854); I. Paget, Iuyui>v
illto t1i6 6vi(l6iic6 ot'tkß cdai'^68 di'ou^Iit d)' I^orä
^lacaull^ "Min8t ^Viliiam ?. (Edinb. 1858).
^enn., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen
Abkürzung für Thomas Pennant (s. d.).
Vsnn". (lat.), Feder; Pennal, Federkasten.
Penna, Punta della, Vorgebirge an der
Westküste des Adriatischen Meeres,' 5 kin nördlich
von Vasto in der ital. Provinz Chieti.
Pennabilli, Stadt im Kreis Urbino der ital.
Provinz Pesaro e Urbino und Hauptort der Land-
schaft Montefeltre, rechts von der Marecchia, am
Monte-Carpegna (1407 m), Bischofssitz, hat (1881)
955, als Gemeinde 2875 E. ^Pennaforti.
Pennaforti, Scholastiker, s. Raymundus de
Pennalismus, das Verhältnis zwischen den
jungen, soeben auf die Hochschule gekommenen
Studenten (Pennal) zu den ältern (Schoristen),
insbesondere in seiner Ausschreitung im 17. Jahrb.
Der P. trat zuerst um 1600 auf den deutschell und
zwar insbesondere auf den evang. Universitäten
auf und bestand darin, daß die angehenden Stu-
denten, nach der Deposition (s. d.) Pennäle ge-
nannt und von den ältern Studenten noch nicht
als gleichberechtigt anerkannt, ein Jahr lang von
den Landsleuteil "geschoren", "agiert" (davon
Schönsten und Agierer), d. h. derb gefoppt und
ausgebeutet wurden. Die Pennalzeit dauerte
1 Jahr, fcherzhafterweise (z. B. in Rostock) auch
wohl noch 6 Wochen, 6 Stunden, 6 Minuten;
während dieser Zeit muhten die Pennäle es sich
gefallen lassen, daß die Schönsten ihre abgetra-
genen Kleider gegen die guten der Pennäle ver-
tauschten (Kutschen oder Hojen), weshalb die Pen-
nale nnr in schlechten Kleidern einhergingen; ferner
war den Pennälen das Tragen der studentischen
Abzeichen (Degen und "Plumagen", Federhüte)
untersagt; sie mußten stets offene Kasse für die
Schönsten haben, diesen auf Verlangen Schmäufe
bezahlen und ibnen in allen Stücken bei Strafe
körperlicher Mißhandlung unbedingten Gehorsam
leisten. Nach überstandenem Pennaljahr wurde der
Pennal von seiner Landsmannschaft "absolviert",
d. h. zum "ehrlichen Burscheil", analog dem "ehr-
lichen Gesellen" bei den Zünften, gemacht und mußte
einen "Absolutionsschmaus" bezahlen, dann konnte
er sich an den Pennälen schadlos halten. Ahnlich
ist das I^FFwß-8M6m (s. d.) in England. Das
erste Verbot des P., wenigstens in Jena, erfolgte
1610 oder 1611, zahlreiche andere folgten nach,
ohne nennenswerten Erfolg zu haben. Erst in den
sechziger Jahren des 17. Jahrh, wurde der P. wenig-
stens in seinen gröbsten Ausschreitungen durch eine
Konvention der evang. Höfe auf dem Reichstage in
Regensburg unterdrückt. In geringerm Maße aber
bestand er bis ins nächste Iabrhundert fort und
machte allmählich dem bestehenden Verhältnis zwi-
schen Füchsen und Burschen Platz. - Vgl. Schöttgen,
Historie des auf Universitäten ehedem üblich ge-
wesenen Pennalwesens (Dresd. und Lpz. 1747).
Pennant (spr. pennent), Thomas, engl. Natur-
forscher, geb. 14. Juni 1726 zu Downing (Flintshire),
gest. daselbst 16. Dez. 1798, verfaßte: "Lriti3n 200-
1037" (Lond. 1766; beste Ausg. in 4 Bon., 1812),
"Ui8t0i'x 0f<iuadl-uii6ä8" (2 Bde., ebd. 1781; 3. Aufl.
1796), "^i-ctic 200I0F7" (3 Bde., ebd. 1784-87;
2. Aufl. 1792) u. s. w.
Pennantsittich (I>wt^c6i-cu8 6!6^u8 Am.), ein
durch besonders lebhafte Färbung (dunlelrot, Becken
blau, Rückenfedcrn schwarz mit roten Säumen,
Flügeldecken lila) ausgezeichneter Plattschweifsittich
aus Neusüdwalcs und voll Liebhabern sehr begehrt.
Preis 60 M. das Paar.
?snn2.tüla., ?bluiatn1iÄab, s. Oktaktinien
Penne (vom Hebr.), in der Gaunersprache soviel
wie Schenke, Kneipe, Nachtherberge.
Penne, Hauptort des Kreises P. (104453 E.)
der ital. Provinz Teramo, am Ostjuß des Gran Sasso