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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Persien (Klima, Pflanzen- und Tierwelt)

SW.) Sedimenten, mit zahlreichen dazwischen gelagerten Eruptivgesteinen, und bilden wahrscheinlich auch den Grund der innern Hochebene. Diese ist aber von quartiären Bildungen bedeckt, zum Teil von Wüstensand und Kies, und von Salzsteppen, Salzseen erfüllt. Der ganze Süd- und Südwestrand des Gebirges und die Küstenebene am Persischen Meerbusen bestehen aus Tertiär, ebenso die Gegend südlich vom Urmiasee und zwischen dem Sehend-Koh und dem östl. Randgebirge. Die Gebirgsketten streichen meist von Nordwesten bis Südosten, sowohl am Rande, wie auch im Innern, dort wo sie aus der quartären Ebene herausragen. Die innern Hochflächen erheben sich im Durchschnitt zu 1200 m Höhe, sind aber ihrem innern Bau nach ein gefaltetes Gebirge, in dessen Mulden sich Gesteinsschutt so stark abgelagert hat, daß das Ganze den Charakter einer welligen Ebene erhält. Das trockne Klima erlaubt dem Wasser nicht, diesen Schutt wegzuführen, und so bleibt derselbe im Lande; das Innere ist abflußlos. Infolgedessen sind große Teile in Versalzung begriffen, vor allem die große Salzwüste Kewir (Dascht-i-Kewir), die den tiefsten Teil des Hochlandes mit nur etwa 500 m Höhe bezeichnet, dann die Wüste Lut, der Hamun-Sumpf, der Nirissee in Farsistan und zahlreiche Seen südlich von Teheran. Die Umrandung ist folgende: von Belutschistan aus ziehen Kalksteinketten durch den ganzen Süden und Südwesten gegen Armenien zu. Teile sind das Ghanugebirge in Laristan, der Guschnagan und Kamara-Koh in Farsistan, der Koh-i-Serd in Chusistan, der Puschti-Koh in Luristan. Sie erheben sich zu 5180 m im Koh-i-Dena, zu 3660 m noch im Gargisch und zu 3565 m im Kohi-Darbisch südlich von Kaschan. Auch der Elwend (s. d.) bei Hamadan hat noch 2743 m Höhe. Zwischen den zahllosen Parallelketten, welche den Verkehr von der Küste ins Innere erschweren, liegen Längsthäler. Die Pässe sind bis zu 2680 m hoch und nicht selten durch Schnee gesperrt. Diesen Randketten läuft in einiger Entfernung im Innern parallel das Kohrudgebirge von Bampur bis gegen Kaschan. Im Norden von Chorassan erhebt sich das Grenzgebirge, von Südosten gegen Nordwesten Kerat-Koh, Binaludgebirge, Ala-Dagh und Dschuwein-Koh genannt. Die äußersten Züge unmittelbar an der Grenze sind das Gulistangebirge, der Kopet-Dagh und der Kuren-Dagh. In diesen Gebirgen von archäischem und paläozoischem Kern und mesozoischen Anlagerungen treten Höhen von 3300 m auf. Der südl. Zug Ala-Dagh geht in den Elburs (s. d.) über. Dieser erhebt sich zu 4200 m, wird aber vom Vulkan Demawend (s. d.) überragt. Diese nördl. Gebirge sind schwer zugänglich. Wilde Querthäler sind meist die einzigen Zugänge, durch welche die Flüsse zum Meere oder in die Sandwüste fließen. Bedeutende Flüsse fehlen ganz. Die ansehnlichsten sind der Aras an der russ. Grenze, der Kisil-Usen, der ins Kaspische Meer mündet, dann Kercha und Karun, die, vom Zagrosgebirge kommend, in den Schatt el-Arab sich ergießen. Von den Landseen ist der salzige Urmiasee in Aserbeidschan der bedeutendste. (S. die Einzelartikel.) Der Grenzfluß gegen Afghanistan, Heri-rud, verläuft im Sande; ebenso die in die Wüste Lut gehenden Wasserläufe. In den Niris- oder Bachtegansee fließt der Bendemir oder Kur; der Sajende-rud bewässert Ispahan. Zwischen Kum und Teheran bildete sich 1883‒35 ein neuer Salzsee, Haus-i-Sul-tan, der den Weg auf 15 km überflutet hat und jetzt die früher im Sande verlaufenden Flüsse Kara-su und Abi-schur in sich vereinigt.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Ein stets heiterer und reiner, wolkenleerer Himmel, die Regelmäßigkeit der Jahreszeiten, die glühende Tages- und Sommerhitze und ebenmäßige Nacht- und Winterkälte sind für das Innere charakteristisch. Daher gehört P. im allgemeinen zu den trockensten und dürrsten Kulturländern der Erde. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Gebirge wald-, ja fast baumlos, und noch vegetationsärmer die Ebenen. Deshalb ist die Bewässerung höchst dürftig, nur bei künstlicher Bewässerung ist Anbau möglich. In den Terrassen und Thälern dagegen, wo natürliche Bewässerung und Kultur zusammentreffen, entfaltet die Vegetation die Mannigfaltigkeit des Orients. Es sind drei Abstufungen zu unterscheiden: Germasir oder das heiße, dürre Küstenland am Persischen Meerbusen und Arabischen Meere; Serhad oder die kältere, ebenfalls trockne innere Hochfläche, und das zwischen beiden liegende glückliche Land der Thäler und Terrassen der Randgebirge (Tengsir). Das erstere ist, obwohl außerhalb der Wendekreise gelegen und deshalb der Tropenregen entbehrend, seiner Hitze nach echt tropisch und ungesund. Steigt man von den kahlen Hochflächen südwärts hinab, so gelangt man in den sonst kahlen Gebirgen in isolierte fruchtreiche Paradiese, in denen der Weizen noch bei 1300, die Orange noch bei 975 m Höhe gedeiht, wo Obsthaine mit Myrtenwaldungen, Weingärten und Gehölzen wechseln, in welchen Rosen und Südfruchtbäume hochstämmig wie Waldbäume emporwachsen. Weniger ist dies schon der Fall in dem steppenartigen, die innere Wüste umgebenden Landstrich, der mehr zu Weiden und nur an den Ufern der Flüsse zum Ackerbau benutzt wird, am wenigsten aber in den in der Wüste bei Quellen vorkommenden Oasen. Ein ganz anderes Bild gewähren die Gebirgszüge des Elburs und der kurdistanischen Grenzgebirge, sowie der Landstrich zwischen Elburs und Kaspischem Meer. Jene Gebirge tragen ganz den Charakter alpinen Klimas und alpiner Vegetation; insbesondere haben die Gebirge Aserbeidschans fast europ. Gepräge, mit Waldbäumen und Alpenweiden. Das Land zwischen dem Elburs und dem Kaspischen Meere aber besitzt eine pontisch-kaukas. Flora, deren Entwicklung frühzeitig im Jahre beginnt und den Reiz des Blumenschmucks für sich hat, überhaupt als die üppigste in ganz P. gelten kann. Hier sind die Hänge des Gebirges mit dichten Waldungen bedeckt, und an ihrem Fuße, in den Thälern, gedeihen überall, wo Ackerbau getrieben wird, die Rebe, der Maulbeerbaum zur Seidenzucht, Südfrüchte u. s. w. neben Feldern von Reis, Mais und Weizen. Entscheidend für den Charakter ist die Verteilung der Niederschläge. An den Küsten des Kaspischen Meers setzen die Nordwestwinde ihre Feuchtigkeit an den Gehängen ab. 1314 mm, d. i. viermal soviel wie in Buschehr und etwa achtmal soviel wie im Innern, fallen in den Niederungen der Provinzen Gilan und Masenderan. Das Klima des Innern ist äußerst extrem und trocken. In Seïstan hat man Wintertemperaturen von -15° C., in der Salzsteppe Kewir sogar bis -25° C, im Sommer dagegen solche von +60°, am Boden bis +70° C. Tägliche Schwankungen von 55° C. kommen vor. Vielfach übersteigt die Regenmenge nicht 125 mm.