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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Persische Sprache und Litteratur

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Persische Sprache und Litteratur

Davon kommen 4125 qkm auf die Inseln, unter denen Ormus (s. d.), nach welcher der Eingang Straße von Ormus genannt wird, die ihr benachbarte Insel Tawilah (1683 qkm groß), ferner Charak (s. d.) und die durch Perlenfischerei wichtigen Bahrain-Inseln (s. d.) die berühmtesten sind. Die Küsten, größtenteils aus Kalkstein gebildet, sind auf der arab. Seite niedrig und sandig, an einzelnen Stellen von vulkanischen Bergen unterbrochen. Auf der pers. Seite läßt das Hochland kaum einem schmalen Küstensaum Raum. Außer dem Schatt el-Arab, d. i. dem vereinigten Euphrat und Tigris, dessen Mündungsarme 185 km einnehmen, und dem Karun ergießen sich nur unbedeutende Flüsse in den Golf. Das Meer ist flach, unter 200 m tief, Bänke sind häufig; am sichersten ist die Schiffahrt an der pers. Küste. Nordwestwinde herrschen vor, nur im November, Dezember und Januar auch südliche. Seit Unterdrückung der Seeräuberei blühte der einheimische Handel mit Datteln, Reis, Opium u. s. w. auf. Engl. Kriegsschiffe beherrschen das Meer.

Persische Sprache und Litteratur, über die ältere Form der pers. Sprache s. Iranische Sprachen. Das Neupersische hat einen modernen Charakter, nachdem es die alten Ableitungssilben und Flexionen abgelegt hat. Am reinsten findet man die Sprache im Schâhnâme des Firdûsi (s. d.). Seit der Herrschaft der Araber in Persien und der Verbreitung des Islam nahm das Neupersische viel arab. Wörter in sich auf; auch ward es von da an mit arab. Schriftzeichen geschrieben. Die türk. und mongol. Eroberer des pers. Sprachgebietes nahmen zum Teil das Persische als Hofsprache an. Durch die mongol. Herrschaft wurde es im nördl. Indien sehr verbreitet und bildete dort bis auf die neueste Zeit die Sprache der Diplomatie, des höhern geselligen Lebens und der Gerichtshöfe. Die vorzüglichsten Sprachlehren sind die von Lumsden (2 Bde., Kalk. 1810), Jones (9. Aufl., Lond. 1828), Chodzko (Par. 1852), Vullers (Gieß. 1870), Fleischer (2. Aufl., Lpz. 1875), Wahrmund (2. Aufl., Gieß. 1889), Salemann und Shukovski (Berl. 1889) und Platts («A grammar of the Persian language», Tl. 1, Lond. 1894); Sprachführer speciell für Neupersisch: Guyard (Par. 1880), Fritz Rosen (Lpz. 1890) u. a.; die besten Originalwörterbücher: das Burhani-kati (Kalk. 1818), Farhangi-Schuuri (2 Bde., Konstant. 1746) und Haft-kulzum (hg. von Abd ul-Muzzaffar Muizzeddin, König von Awadh [Oudh], 7 Bde., Lakhnau 1822), sowie Meninski, Lexicon turco-arabe-persicum (neue Ausg., 4 Bde., Wien 1780‒1802), Handjéri, Dictionnaire français-arabe-persan et turc (Mosk. 1840‒41), Vullers, Lexicon persico-latinum (2 Bde., Bonn 1855‒64; Supplement 1867), Zenker, Dictionnaire turc-arabe-persan (2 Bde., Lpz. 1866‒76), und für die neueste Sprache: Wollaston, English-Persian Dictionary (Lond. 1882 fg.), und Steingaß, A comprehensive Persian-English Dictionary (Lond. 1892); Johnson und Richardson, Persian, Arabic and English dictionary, revised by Steingass (ebd. 1892); zur Etymologie: Horn, Grundriß der neupers. Etymologie (Straßb. 1893).

Die neupersische Litteratur entwickelte sich seit der Einführung des Islam, und die Schriftsteller sind insgesamt Mohammedaner. Die ersten neupers. Schriften, teils poet., teils histor. Inhalts, stammen aus der Zeit der samanid. Fürsten im 9. und 10. Jahrh. Von dieser Zeit an wurde die pers. Litteratur in Persien selbst sowie in Centralasien und Indien, namentlich die Poesie und Geschichte, ununterbrochen gepflegt, so viele gewaltsame polit. Stürme auch die Länder verheerten.

Die poetische Litteratur umfaßt eine Menge kleinerer lyrischer Gedichte, in sog. Diwans oder Sammlungen vereinigt, auch größere historische, romantische und allegorische Gedichte und viele Märchen und Erzählungen in Prosa, mit Versen untermischt. Der älteste bekannte Dichter ist Rudegi (um 952), der auf Befehl des samanid. Fürsten Nasr ben Ahmed die Fabeln des Bidpai in das Persische übersetzte und von dem zahlreiche lyrische Gedichte vorhanden sind. (Vgl. Ethé in den «Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften», 1873.) Zu den ältesten Erzeugnissen pers. Lyrik gehören einige Gedichte des Avicenna (s. d.), der seine mediz. und philos. Werke arabisch schrieb; von 21 Zeitgenossen des Rudegi hat Ethé Gedichte aus gelegentlichen Anführungen gesammelt und übersetzt in den «Morgenländ. Forschungen» (Lpz. 1875). Aus der Zeit der Ghasnewiden ist zu erwähnen Firdusi (s. d.), an dessen großes Nationalepos sich viele verwandte Dichtungen anlehnen; ferner Anßâri, König der Dichter am Hofe Mahmuds (gest. 1039); Senaji, mystischer Dichter (gest. 1130); Gorgani (um 1050), dessen romantisches Gedicht «Wis und Ramin» Graf im Auszug übersetzt hat (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», 1869); Omar Chajjâm (s. d.); Anwari, ein gelehrter Panegyriker und Odendichter (gest. 1191); Nisâmi (s. d.); Chakâni (gest. 1199), einer der gelehrtesten Odendichter; Ferîd ed-din Attâr (gest. 1229, s. Attâr), Dschelâl ed-dîn Rûmi (s. d.), Zeitgenosse des vorigen, der als der größte mystische Dichter gilt (gest. 1273); Saadi (s. d.); Emir-Chosru, Zeitgenosse des Saadi, der, wie Nisâmi, eine Chamße dichtete; Hâfis (s. d.); Dschâmi (s. d.); Hâtifi, gleichfalls Verfasser einer Chamße; Dsul-Fikar aus Schirwan (gest. 1290); Selman aus Sawa (gest. 1377); Ehli aus Schiras (gest. 1536), drei geistesverwandte Lyriker und große Verskünstler; Feisi (s. d.). Das neueste größere Gedicht der Perser ist das Schahinschâh-nâme (Buch der Könige), welches die neueste Geschichte Persiens in Versen erzählt. Die Perser sind das einzige mohammed. Volk, welches auch die dramat. Poesie angebaut hat; die Stücke, Taasie genannt, sind ganz den Mystères der ältern franz. Litteratur zu vergleichen und reich an natürlicher, ergreifender Lyrik. (Vgl. Chodzko, Sur la littérature dramatique des Persans, Par. 1844.)

Von den zahlreichen Sammlungen von Novellen, Märchen, Erzählungen sind nur folgende zu erwähnen: Anwâri suheili, «Kanopische Lichter», von Hußein Wâis Kâschifi, eine vortreffliche, mit allem Zauber der pers. Sprache geschmückte Bearbeitung der Fabeln des Bidpai, übersetzt von Keene und andern Engländern; Behâr-i dânisch, «Frühling der Weisheit», verfaßt von Inâjet-Allah in Indien, übersetzt von Scott u. d. T. «Behar Danush, or garden of knowledge» (3 Bde., Shrewsbury 1799); Tûti-nâme, «Papageibuch», persisch und englisch von Hadley herausgegeben, deutsch von Iken und Kosegarten (Stuttg. 1822), und Bachtijârnâme, «Geschichte des Prinzen Bachtijâr», von Ouseley hg. und übersetzt als «Tales of Bakhtyar and the ten viziers» (Par. 1839; Übersetzung Lond. 1801).

Der historische Teil der neupers. Litteratur ist ebenso reichhaltig als wichtig. Die pers. Geschicht-