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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Peter; Peter; Peter; Peter; Peter; Peter Ⅱ.; Peter Ⅲ.

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Peter Ⅱ. (Kaiser von Rußland) - Peter (Karadjordjewitsch)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Peter I.'

Handelsvertrag mit Schweden beschäftigten P. in den letzten Jahren seines Lebens. Am 5. Dez. 1724 verlobte er seine Tochter Anna mit dem Herzog Karl Friedrich Ulrich von Holstein. Er starb 8. Febr. (28. Jan.) 1725. Da er keine Verfügung bezüglich der Thronfolge getroffen hatte, folgte ihm seine Gemahlin Katharina Ⅰ. Das P. zugeschriebene polit. Testament hat niemals existiert und ist erst 1812, wahrscheinlich auf Napoleons Anordnung, in Paris geschrieben worden. (Vgl. Berkholz, Napoléon Ⅰer, auteur du Testament de Pierre le Grand, Brüss. 1863; deutsch Petersb. 1877; ferner: Les auteurs du Testament de Pierre le Grand, Par. 1872.) 1782 ward sein Denkmal von Falconet, P. zu Pferde einen Granitfels hinaufsprengend, auf dem Admiralitätsplatze zu Petersburg enthüllt.

Vgl. Ustrjalow, Istorija carstvovanija Petra Velikago, Bd. 1‒6 (Petersb. 1858‒63); Herrmann, Rußland unter P. d. Gr. (Lpz. 1872); Bernhardi, Geschichte Rußlands, Bd. 2 (ebd. 1875); Brückner, P. d. Gr. (Berl. 1880); Miljukow, Die Staatswirtschaft Rußlands zu Anfang des 18. Jahrh. und die Reform P.s d. Gr. (russisch, Petersb. 1892); Minzloff, Pierre le Grand dans la littérature étrangère (ebd. 1872); Schmurlo, P. d. Gr. in der russ. Litteratur (russisch, ebd. 1889).

Peter Ⅱ., Alexejewitsch, Kaiser von Rußland (1727‒30), Enkel Peters d. Gr., der Sohn von Alexej Petrowitsch (s. d.), geb. 23. (12.) Okt. 1715, bestieg 1727 nach dem Tode Katharinas Ⅰ. im Alter von 13 J. den russ. Thron kraft eines Testaments Katharinas Ⅰ., welches besonders durch Menschikow (s. d.) veranlaßt worden war und worin dieser die Klausel eingeschaltet hatte, daß P. Menschikows jüngste Tochter Maria zur Gemahlin nehmen sollte. Menschikow wurde von dem Günstling des Zaren, Iwan Alexejewitsch Dolgorukij, durch eine Palastrevolution gestürzt, welche der altruss. Partei zum Siege half und Moskau wieder zum Mittelpunkt des Reichs machte. Der junge, durch Ausschweifungen geschwächte und jeder eigentlichen Bildung entbehrende Kaiser verlobte sich 11. Dez. 1729 mit Dolgorukijs Schwester Katharina, starb aber bereits 30. (19.) Jan. 1730, worauf Anna (s. d.) Iwanowna den Thron bestieg. Während P.s kurzer und thatenloser Regierung wurde die frühere Kaiserin Eudoxia, Peters d. Gr. erste, von ihm verbannte Gemahlin, aus ihrem Gefängnis befreit, der von Katharina Ⅰ. geschlossene Allianzvertrag mit Preußen erneuert und ein Grenzvergleich mit China zu stande gebracht, während die von Peter d. Gr. eroberten Provinzen Astrabad, Gilan und Masenderan den Persern zurückgegeben wurden. – Vgl. Herrmann, Geschichte des russ. Staates, Bd. 4 (Hamb. 1849); Bernhardi, Geschichte Rußlands, Bd. 2 (Lpz. 1875).

Peter Ⅲ., Feodorowitsch, Kaiser von Rußland (1762), als Herzog von Holstein-Gottorp Karl Peter Ulrich genannt, geb. 21. (10.) Febr. 1728 zu Kiel, war der Enkel Peters d. Gr., entsprossen aus der Ehe seiner Tochter Anna Petrowna mit dem Herzog Karl Friedrich von Holstein, und wurde, da schon mit Peter Ⅱ. der Romanowsche Mannsstamm ausgestorben war, durch seine Tante, die Kaiserin Elisabeth, kraft der Thronfolgeordnung ihres Vaters 26. Nov. 1742 zum Großfürsten und Thronfolger von Rußland ernannt. Er vermählte sich 1. Sept. 1745 mit der Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst, die bei ihrem Übertritt zur griech. Kirche den Namen Katharina Alexejewna annahm, und ↔ bestieg, als Elisabeth 5. Jan. 1762 starb, unter dem Namen P. Ⅲ. den Thron. Kurz nach seiner Thronbesteigung, Mai 1762, schloß er mit Friedrich Ⅱ. von Preußen, den er bewunderte, einen Frieden, nach welchem er das von den Russen eroberte Königreich Preußen zurückgab und den General Tschernytschew mit 15000 Mann zu Friedrichs Ⅱ. Heer stoßen ließ. P.s Mißachtung des russ. Volkstums, seine Vorliebe für deutsches Wesen und seine auswärtige Politik riefen eine Empörung hervor, an deren Spitze seine eigene Gemahlin Katharina trat, deren Ehrgeiz nicht davor zurückscheute, den in seiner Beschränktheit und Trunksucht von ihr verachteten Gemahl vom Thron zu stürzen. P. befand sich auf seinem Lustschlosse Oranienbaum, als Katharina 7. Juli 1762 an der Spitze der Garden heranzog. Umsonst riet ihm Münnich (s. d.), den er eben aus Sibirien zurückgerufen hatte, sogleich mit seinen Truppen sich gegen die Rebellen zu erklären. P. versäumte sogar die Flucht, ward von seinem eigenen Kammerherrn verraten, nach Peterhof, von da auf das Landgut Ropscha gebracht und hier 17. (6.) Juli 1762 von Alexej Orlow und dessen Mitverschworenen nach einem mißglückten Vergiftungsversuch erdrosselt. (S. auch Pugatschew.) Aus seiner Ehe mit Katharina ging Kaiser Paul hervor. – Vgl. Herrmann, Geschichte des russ. Staates, Bd. 5 (Hamb. 1853); Bernhardi, Geschichte Rußlands, Bd. 2 (Lpz. 1875).

Peter, König von Ungarn (1038‒46), war ein Sohn der Schwester Stephans Ⅰ., des Heiligen, die mit dem venet. Dogen Otto Urseoli vermählt gewesen war, und wurde von seinem kinderlosen Oheim zum Nachfolger bestimmt. Da er sich aber durch seine Willkürherrschaft bald verhaßt machte, so erhoben sich die Ungarn 1041 gegen ihn und zwangen ihn zur Flucht nach Deutschland. Auf seine Bitte leistete ihm Heinrich Ⅲ. Hilfe und setzte ihn 1044 nach der Besiegung des von den Ungarn auf den Schild gehobenen Aba wieder auf den Thron, wogegen er die Oberhoheit Deutschlands anerkennen musste. 1046 verschworen sich die Großen neuerdings gegen ihn und riefen den verbannten Andreas, einen Enkel von Stephans Bruder Wazul, aus Polen herbei. P., der wieder nach Deutschland zu entkommen suchte, wurde gefangen und geblendet.

Peter d’Ailly (Ailli, spr. ӑjih), lat. Petrus de Alliaco, Philosoph, geb. 1350 in Compiègne, nahm als Kardinal am Konzil zu Konstanz teil und trat entschieden für dessen Selbständigkeit dem Papst gegenüber ein. Er starb 9. Aug. 1420 als päpstl. Legat in Avignon. In seiner Lehre betonte er wie Occam (s. d.), daß das Dasein äußerer Gegenstände an sich Täuschung sein könne, d. h. durch die Empfindung unmittelbar nicht bewiesen werde, während wir durch das Selbstbewußtsein die unbedingte Gewissheit der eigenen Existenz hätten. Doch hielt er an der natürlichen Überzeugung von der Wirklichkeit des Wahrgenommenen wie auch an der Gewißheit des wissenschaftlichen Schlusses fest. Seine Hauptschrift ist: «Quaestiones super quatuor libros sententiarum» (Straßb. 1490). – Vgl. Tschackert, P. von Ailly (Gotha 1877); Salembier, Petrus de Alliaco (Lille 1886); K. Werner, Die Scholastik des spätern Mittelalters, Bd. 4 (Wien 1887).

Peter de Bruys (Bruis), Stifter der Petrobrusianer (s. d.).

Peter der Ehrwürdige, s. Petrus Venerabilis.