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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Peutingersche Tafel; Pewter; Peyer; Peyersche Drüsen; Peyron; Peyßeliāner; Pézenas; Pezīza

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Peutingersche Tafel - Peziza

mit dem er sich in seinen histor.-antiquarischen Liebhabereien berührte. Obgleich Luthers Sache nicht feind, billigte er doch die radikale Einführung der Reformation in Augsburg nicht und nahm deshalb 1534 seinen Abschied. 1538 wurde er in das Patriciat, wenige Tage vor seinem 28. Dez. 1547 erfolgten Tode in den erblichen Adelstand erhoben. Seine wissenschaftliche Hauptthätigkeit war die Pflege der deutschen Altertumskunde. Er zuerst hat 1505 in den «Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et ejus diöcesi» altröm. Steininschriften aus deutschen Fundorten veröffentlicht; in den «Sermones convivales de mirandis Germaniae antiquitatibus» (1506) erweist er durch kritische Quellenforschung das linke Rheinufer als deutsch; 1515 gab er des Jordanes gotische und des Paulus Diakonus langobard. Geschichte heraus. Dagegen führt die Peutingersche Tafel (Tabula Peutingeriana), eine Karte der weström. Militärstraßen (hg. von Desjardins, La table de P. d’après l’original conservé à Vienne, Par. 1869 fg.), mit Unrecht seinen Namen: ihr Finder Celtis hatte sie P. zur Veröffentlichung übergeben, dieser hat aber nie die Zeit dazu gefunden. – Vgl. Historia vitae atque meritorum C. Peutingeri (nach J. G. Lotter bearbeitet, Augsb. 1783); Herberger, P. in seinem Verhältnis zu Kaiser Maximilian (ebd. 1851); Miller, Die Weltkarte des Castorius, genannt die Peutingersche Tafel (Ravensburg 1888).

Peutingersche Tafel, s. Peutinger.

Pewter (spr. pjut’r), engl. Bezeichnung für Antimon-Zinn-Legierungen (Hartmetall, Hartzinn, Weißmetall), die zur Herstellung von Tischgeräten und Schankgefäßen benutzt werden. Eine dieser Legierungen z. B. besteht aus 89,3 Proz. Zinn, 7,1 Antimon, 1,8 Kupfer und 1,8 Wismut. Die Legierung ist dem Britanniametall (s. d.) ähnlich.

Peyer, Joh. Konrad, s. Peyersche Drüsen.

Peyersche Drüsen (Agmina s. Insulae Peyeri), die nach ihrem Entdecker Job. Konrad Peyer (geb. 26. Dez. 1653, gest. 29. Febr. 1712 als Arzt und Anatom zu Schaffhausen) benannten Anhäufungen von solitären Drüsenfollikeln in der Schleimhaut des Dünndarms. (S. Darm, Bd. 4, S. 810 a.) Sie pflegen bei Darmkatarrhen anzuschwellen, ganz besonders aber beim Typhus (s. d.), wo sie die sog. Typhusgeschwüre bilden.

Peyron (spr. peróng), Amadeo, ital. Orientalist und Altertumsforscher, geb. 2. Okt. 1785 zu Turin, widmete sich unter Leitung des Abbé Valberga di Caluso dem Studium der orient. Sprachen und wurde bereits 1805 dessen Suppleant an der Universität seiner Vaterstadt. Nach dem Tode seines Lehrers erhielt er 1815 dessen Professur, auch wurde er alsbald in die Turiner Akademie aufgenommen. Er starb 27. April 1870 zu Turin. P. begründete seinen europ. Ruf besonders durch Arbeiten über die kopt. Sprache. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiet ist das «Lexicon linguae copticae» (Tur. 1835), welchem eine «Grammatica linguae copticae» mit Nachträgen zu dem Wörterbuch (ebd. 1841) folgte. Seine Arbeiten über die griech. Papyrusrollen in den ägypt. Museen zu Turin und Wien finden sich in den «Memorie» der Turiner Akademie. Auch gab er aus Palimpsesten der Turiner Universitätsbibliothek Bruchstücke antiker Schriftsteller heraus.

Peyßeliāner, s. Baptisten (Bd. 2, S. 387 a).

Pézenas (spr. -senáß), Stadt im franz. Depart. Hérault, Arrondissement Béziers, rechts am Hérault (wo die Peyne mündet), in gutem Weinlande, an den Linien Montpellier-St. Chinian der Chemins de fer de l’Hérault und Montpellier-Béziers der Mittelmeerbahn, ist Sitz eines Handelsgerichts, hat (1891) 5827, als Gemeinde 6720 E., Pensionate, Hospital, Theater; Brauerei, Seidenspinnerei, Fabrikation von Leinwand, Spirituosen, chem. Produkten, Mehl; Eisengießerei, Lohgerberei und Handel mit Wein, Salz, Spirituosen, Holz u. a.

Pezīza, Becherpilz, Pilzgattung aus der Familie der Discomyceten (s. Ascomyceten), viele, teils saprophytisch, teils parasitisch lebende Arten. Die Fruchtkörper sind von verschiedener Größe und Farbe, aber immer becher- oder schüsselartig vertieft. Einige größere Arten, wie P. vesiculosa Pers., convexula Fr., tuberosa Fr., wachsen auf der Erde (s. Tafel: Pilze Ⅳ, Fig. 3). Wichtiger sind diejenigen mit kleinern Fruchtkörpern, die auf andern Pflanzen schmarotzen. Das Mycelium dieser Pilze wuchert in dem Gewebe der Nährpflanzen und bewirkt schließlich ein Absterben derselben; die scheibenförmigen Fruchtkörper treten entweder an der Oberfläche hervor, oder sie bilden sich überhaupt nicht auf der Wirtspflanze, sondern entstehen erst nach Keimung eigentümlicher Körper, sog. Sklerotien. Diese entstehen im Innern oder auf der Oberfläche der befallenen Pflanze und sind von kugeliger oder unregelmäßig knollenartiger Gestalt, sie bestehen aus dicht verflochtenen Hyphen, von denen die nach außen liegenden in der Regel dunkel gefärbt sind. Die Sklerotien gelangen aber meist erst dann zur vollen Ausbildung, wenn die Wirtspflanze oder die kranken Teile derselben abgestorben sind; diese Pilze sind also im stande, auch saprophytisch auf toten Pflanzenpartien weiter zu vegetieren. Gelangen die Sklerotien in feuchte Erde, so keimen sie in der Weise, daß kleine, oft langgestielte Fruchtkörper aus ihnen hervortreten, und in diesen werden dann die Ascosporen gebildet. Außer der Fortpflanzung durch Ascosporen besitzen viele Pezizaarten noch eine solche durch Conidien; die Fruchthyphen, die die Conidien abschnüren, entwickeln sich entweder ebenfalls aus den Sklerotien, oder sie bilden sich auf der Wirtspflanze und treten hier gewöhnlich durch die Spaltöffnungen nach außen. Man hat früher einige dieser Formen von Conidienträgern, die in der Regel mehrfach verzweigt sind, als besondere Pilzgattung Botrytis beschrieben, da man den vollständigen Entwicklungsgang derselben nicht genau kannte.

Bei den nicht sklerotienbildenden Arten findet sich eine derartige Conidienfruktifikation nicht oder ist wenigstens bis jetzt nicht beobachtet. Zu dieser Gruppe gehört ein Pilz, der den Lärchenkrebs hervorruft. Seine Fruchtkörper sind gelblich gefärbt und sitzen gewöhnlich auf den Rändern der Krebswunden. Der Pilz ist als P. Willkommii R. Hartig (P. calycina Fuck.) bezeichnet worden. Zu den sklerotienbildenden Formen gehört der die Sklerotienkrankheit des Rapses verursachende Pilz P. sclerotiorum Lib. Er kann auf Rapsfeldern sehr bedeutenden Schaden anrichten, da die Pflanzen gewöhnlich durch Einwirkung des in ihrem Innern wuchernden Mycels eine gelbe Farbe erhalten und schließlich ganz vertrocknen. In den hohlen, abgestorbenen Stengeln finden sich dann ziemliche Mengen von etwa erbsengroßen schwarzen Sklerotien, die beim Verfaulen des Stengels in den Boden gelangen, dort im nächsten Frühjahr keimen und die scheiben- ^[folgende Seite]