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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Phaethusa - Phalaris
die Heliaden, welche die Sonnenrosse angeschirrt
hatten, wurden in Schwarzpappeln oder Erlen, ibre
Thränen in Bernstein verwandelt. Das Schicksal
des P. hat Euripides in der nach ihm benannten
Tragödie, von der nur noch Fragmente vorhanden
sind, dramatisch bearbeitet; Ovidschildert es in den
"Metamorphosen" (1, ?4" fg., 2, i fg.). - Vgl. Wie-
seler, Ph^thon (Gott. 1857); Knaack, tzu^eLtioiiLL
rbaetlionwas (Berl. 1885).
P. oder Phaeton (frz. pli^ton) nennt man auch
einen leichten, eleganten Wagen.
Phaethüfa (die "Leuchtende"), eine der Heliaden
(s.d.). - P. ist auch der Name des 296. Planetoiden.
Phaeton, s. Phaethon.
Phagedäna (grch.), ein um sich fressendes, be-
sonders ein brandiges Geschwür; pHagedänisch,
ätzend, fressend, brandig. (S. Brand ^mediz.^.)
Phagocyten sgrch.), s. Freßzellen.
Phaiaken (Phäaken), der mythische Name
einer Völkerschaft, die nach Homer ursprünglich in
Hyperia, nahe bei den Kyklopen, ihre Wohnsitze
batte, später aber unter Nausithoos nach Scheria
auswanderte, wo sie ein überaus glückliches Leben
führte. Odysseus wurde auf seiner Rückkehr von Troja
hierher verschlagen und von dem König Alkinoos,
dessen Tochter Nausikaa Odysseus am Meeresstrande
gefunden hatte, gastfreundlich aufgenommen und
zuletzt von den P. auf einem ihrer wunderbaren,
ohne Steuer und Nuder das Meer durcheilenden
Schiffe nach Ithaka gebracht. Nach der gewöhnlichen
Erklärung der Alten wäre das Land derP. Kerkyra,
das heutige Korfu, gewesen. Allein es ist ein Fabel-
land und wahrscheinlich nicht einmal als Insel ge-
dacht. Die Lage im Westen und manches in der Be-
schreibung stimmt mit der des Elysiums (s. d.) überein.
Phaidon, s. Phüoon.
Phaidra (grck., "die Leuchtende"; lat. Phä-
dra), die Gemahlin des Theseus (s.d.), war die
Tochter des kretischen Königs Minos und der Pa-
siphae und die Schwester der Ariadne. Sie ward von
unwiderstehlicher Liebe zu ihrem Stiefsohn Hippo-
lytos ergriffen. Dieser erwiderte aber ihre Leiden-
schaft nicht, weshalb sie aus Nache ihn bei ihrem
Gatten eines frevelhaften Angriffs auf ihre Ebre
beschuldigte. Theseus bat den Poseidon, der ihm
die Erfüllung dreier Wünfche versprochen hatte, feinen
Sohn zu verderben, worauf Poseidon aus dem Meere,
an dessen Gestade der flüchtig gewordene Hippolytos
hinfuhr, einen Wunderstier aufsteigen lieh, so daß die
Pferde scheuten und ihren Herrn zu Tode schleiften.
P. aber gab sich selbst den Tod. Sowohl Sophokles
wie Euripides bearbeiteten die Sage von P. und
Hippolytos dramatisch. Von den zwei Bearbeitungen
durch Euripides ist die zweite, und außerdem eine
Tragödie des Seneca erhalten; auch sind zahlreiche
Sarkophagreliefs und Wandgemälde mit der Dar-
stellung dieser Sage aus dem Altertum vorhanden.
Von den neuern dramat. Bearbeitungen ist am be-
rühmtesten die von Racine, dessen "I'liöäi-e" Schiller
übersetzte. - Vgl. Puntoni, 1^6 i'Äp^l686ntlln^6
ti^ui-ats i'0ilUiv6 3.1 mito cli I^polito (Pisa 1882);
Kalkmann, 1)6 Hippoi^tig IiIuiipiäkiZ quH68tioii63
(Bonn 1882); ders., Über Darstellungen der Hippo-
lytos-Sage (in der "Archäol. Zeitung", Verl. 1884).
Phaidros, f. Phadrus.
Phakttis (grch.), die Entzündung der Linse des
Auges; Phakomaläcie, Linsenerweicbung; Pba -
kostlerose, Liusenverhärtung, Star; Phakosko -
töm, Linsentrübung.
Phaläcischer Vers, s. Hendekasyllaben.
?ka.i2.orooorÄ.x, Vogelgattung, s. Kormoran.
?ti2.1a.orotrOroii, s. Tauben. Schwund.
Phalakröfis (grch.), Haarlosigkeit, s. Haar-
Phalangen (üiiehrzahl von Phalanx, s.d.),
die Knochen der Finger und Zehen.
?kaiHNAiiÜ2.s, s. Kanker.
?k2.iHn^ina., s. Afterspinnen.
?kNiHN3I3tH, s. Kustus.
P'halanpur, s. Palanpur.
Phalanstere (spr. -angstähr) nannte der Socia-
list Fourier is. d.) das große palastartige, mit ge-
meinschaftlichen Haushaltungsanstalten, Vergnü-
aungsräumen, Schulen u. s. w. ausgestattete Ge-
bäude, in welchem jede seiner aus 1800-2000
Seelen bestehenden Associationen, die Phalanx,
untergebracht werden sollten. Den erfolgreichsten
Versuch, etwas einem P. Ahnliches zu verwirklichen,
hat der Eisenwarenfabrikant Godin (s. d.) in Guise
gemacht, indem er in dem Familistere, einem
großartigen, nach Fourierschen Principien eingerich-
teten Gebäude, zweckmäßige Wohnungen für seine
Arbeiter geschaffen hat.
Phalanx (grch.), Reihe, Glied; im altgriech.
Heerwefen jede gefchlossene Schlachtreihe des schwe-
ren Fußvolls (Hopliten), vorzugsweise aber eine
in einem länglichen Viereck aufgestellte Schlacht-
ordnung. So kämpften namentlich die Spartaner;
aber erst die Macedonier, deren einzelne Regimenter
wieder Phalangen hießen, brachten die P. zu völliger
Ausbildung; ihre Phalangen waren seit Philipp II.
tiefer (18, zuweilen 32 Mann) gestellt und mit un-
gewöhnlich langen Speeren (Sarissen) bewaffnet.
(E. auch Fechtart, Bd. 6, S. 614 a.) - Vgl. R. Schnei-
der, Legion und P. (Berl. 1893).
Über P. im Sinne Fouriers s. Phalanstere.
Phalarika, Brandgeschoß, s. Falarika.
?k2.1äri8 ^., Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Gramineen (s. d.) mit 10 größtenteils von
den Canariscben Inseln an durch die Mittelmcer-
läuder bis Afghanistan verbreiteten Arten, einjäh-
rige oder ausdauernde Gräser, teils mit dicht ge-
drängten köpfchenartigen, teils mit ästig vermeng-
ten Rispen. Zu letztern gehört das Glanz gras
(?. ai-unäwacsH ^.). Dieses auch in Deutschland
an Flußusern, Gräben, an feuchten Wiesenstcllen
u. s. w. häusig vorkommende Gras hat breite, schnei-
dcndscharfe, schilfähnliche Blätter und an der Spitze
des etwa 1 in bohen Halms eine schöne, meist rot-
bunt gefärbte Rispe. Trotz der Steifheit der Blätter
fresfen die Rinder diefes Gras gern, verwunden sich
aber leicht an den scharfen Vlatträndern nicht allein
das Maul, sondern auch die Magen- und Darm-
wände, und werden davon krank. Eine Varietät
dieses Grases ist das Vandgras oder spanische
Gras (?. ai-unclinÄcea. ^. toi. var., s. Tafel: Gra-
mineen VI, Ziergräser, Fig. 5), mit weiß und
grün gestreiften Blättern, das häufig als Zierpflanze
knltiviert wird. Eine wichtige Art mit köpfcheu-
artiger Rispe ist das Canariengras, 1^. caua-
i'i6Q8j3 ^). (s. Taf. I, Fig. 1), die Stammpflanze
des Canaricnsamens; es kommt auf den Cana-
rischen Inseln und auch in Südeuropa einheimisch
vor, wird aber auch in Frankreich, Italien, Belgien,
den Niederlanden, der Schweiz und in Thüringen,
besonders in der Gegend von Erfurt augebaut und
findet sicb vielfach in Deutschland verwildert. Es
hat einen 30-90 cm hohen Halm, der eine eirunde
sehr dichte köpfchenförmige Rispe trägt. Die Früchte,