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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philadelphus - Philidor
?ki1a.äb1pkU8^.,Pf eisen strauch, Pflanzen-
gattung aus der Familie der Saxifragazeen (s. d.)
mit 12 Arten in der nordlichen gemäßigten Zone,
schone weihblühende Sträucher, die rasch wachsen
und zu malerisch überhängenden Massen werden.
Unde^chnitten dürfen die Sträucher nickt zu lange
bleiben, da sie sonst schwaches, armblütiges Holz
bilden. Die langen Sommertriebe schneidet man
zurück, solange blühendes Holz genug vorbanden ist,
im andern Falle darf man sie nur wenig kürzen, da-
mit sie blühfähig werden. Die schönsten Arten sind
?. coi'onai-inL ^. (s. Tafel: Sarifraginen, Fig. 3),
gewöhnlich wilderIasmin oder schlecbtweg Jas-
min genannt, mit einer Zwergform und einer ge-
füllt blühenden Varietät, 1^. 8p6cio8u8 Fc/i?vic/., mit
größern, blendendweißen Blüten, !>. üoi-idunäuä
Ac/irnci., mit zu fünf- bis siebentraubig stehenden
Blumen, ?. 1lUifoIw8 Fc/iT-c^., höher als die übrigen
Arten und später blühend, ?. ßi'anäiüoi-^Z Is^i?i<H.,
Blüten schöner und größer, als bei den meisten an-
dern, schneeweiß und gerucklos.
Philagoria, der 274. Planetoid.
Philaletheslgrch.,"Wahrheitsfreund'>), Schrift-
stellername des Königs Johann (s. d.) von Sachsen.
Philander von der Linde, s. Mencke, Joh.
Vurkhard.
Philander von Sittewald, s. Moscherosch.
Philanthropie (grch.), Menschenliebe. Pbi-
lanthropen (d. i. Menschenfreunde) nannte sich
eine Anzahl von Männern, welche, aus Nousseaus
Lehren fußend, das Erzicbungs- und Uuterrichts-
wesen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh, im
Sinne der Aufklärung umzugestalten suchten. An
ihrer Spitze stand Basedow. Neben ihm sind be-
sonders Wolke, Iselin, Campe, Trapp, Salzmann
und Olivier zu nennen; im weitern Sinne kann man
auch vonNochow, Resewitz, Steinhart, GutsMutbs,
ja selbst Pestalozzi ihnen zuzählen. Von dem Ge-
danken ausgehend, daß der Hauptgrund der körper-
lichen und geistigen Entartung bei ihren Zeitgenos-
sen in der zweckwidrigen Erziehung der Jugend zu
suchen sei, stellten sie den Grundsatz auf, die Natur
müsse die Regel und P. die Triebfeder aller Er-
ziehung ie'm. Darum müsse man die Kraft des
Kindes, das von Natur gut sei, sich frei entwickeln
und besonders an Gegenständen der sinnlichen An-
schauung sich üben lassen, bis es reich genug an
Vorstellungen wäre, um die Symbolik der Worte
in den klassischen Autoren, Neligionslebren u. s. w.
zu verstehen, und seine Erziehung so leiten, daß es
zum körperlich und geistig gesunden, lebensfrohen
und wohlwollenden Menschen heranreife. Basedow
(s. d.) errichtete 1774 in Dessau eine Musterschule,
das Philantroplnum, die bis 1793 bestand.
Durch die weitverbreiteten Schriften der Tonaugeber
sowie durch die als Hofmeister und Schullebrer
überall reformierenden Apostel in den drei letzten
Jahrzehnten des I8.Icchvh., wo der Phil anthro-
pinismus in der Mode war, hat er mancke Ver-
irruugen veranlaßt; doch hat er auch segensreich ge-
wirkt durch Verbesserung der Unterrichtsmetboden,
Herausgabe vieler Jugendschriften (Campe, Salz-
mann), durch welche die Jugendlitteratur in Teutsch-
land begründet worden ist, Einführung besserer Lebr-
und Lesebücher in den Volksunterricht, und vor allem
durch seine rastlose Sorgfalt für das höchst vernach-
lässigte leibliche Wohl der Jugend.
Philatelie (vom grch. i)1ii1"8, d. i. Freund, und
kteies, d. i. steuerfrei, zollfrei), eine weitverbreitete,
aber einen salschen Sinn ergebende Bezeichnung
für Briefmarkenliebhaberei (s. Postwertzeichen und
Postwertzeickenkunde); Philatelist, Briefmarken-
freund, Briefmarkensammler.
Philemon, ein Mann aus Kolossä, an den
Paulus das kleine Schreiben richtete, worin er ihn
bat, den entlaufenen Sklaven Onesimus wieder
anzunebmen. Nach der Tradition war P. Bischof
von Kolossä.
Philemon, aus Soli in Cilicien, griech. Dichter,
der neben Menander an der Spitze der jüngern
Epoche der neuen griech. Komödie steht. P. trat um
330 v. Cbr. zuerst als dramat. Dichter auf und starb
fast hundertjährig 262 v. Chr. Zwei oder drei seiner
Komödien kennt man aus den lat. Bearbeitungen
des Plautus ("^iLroator", "^i'inuininii8" und wahr-
scheinlich "^i08t6i1ki-iH"). Die von seinen ungefähr
100 Lustspielen noch übrigen Bruchstücke wurden
zuletzt von Kock (in den " Oomicoi-uni atticoi-um
fi-^iii6iitü", Bd. 2, Lpz. 1884) bearbeitet.
Philemon und Baucis, die Namen eines alten
Ehepaars in Phrygien, welches, als einst Jupiter und
Merkur in Menschengestalt Phrygien durchwander-
ten und niemand sie beherbergen wollte, beide Götter
aufgenommen und bewirtet haben soll. Bei ihrem
Weggange nahmen die Götter das Paar mit sich auf
einen benachbarten Berg. Von dort sahen die beiden
alten Leute die Gegend überschwemmt, ihre Hütte
aber in einen prächtigen Tempel verwandelt. Jupi-
ter erlaubte idnen eine Bitte zu thun; sie baten
Priester des Tempels zu werden und zu gleicher Zeit
zu sterben. In bobem Alter wurde Philemon in eine
Eiche, Vaucis in eine Linde verwandelt.
Philharmonisch (grck.), musikliebend.
Philhellcne (grch.), Griechenfreund, namentlich
gebrauckt als Bezeichnung der Ausländer, welche
die Griccken bei ihrem Freiheitskampf gegen die
Türken unterstützten.
Philia, der 280. Planetoid.
Philiatäs, Filati, Stadt im europ.-türk. Wila-
jet Iannina, unweit des Kalamas, an der Straße
vom Meere nach Iannina, zählt 3000 E.
Philiatra, moderne Stadt in der Eparchie Tri-
phvlien des grieck. Nomos Messenien (Peloponnes),
nabe der Westküste, in fruchtbarer Umgebung, be-
treibt ausgedehnten Korinthenbau, hat ein Gymna-
sium und zäblt, obgleich 1886 durch Erdbeben zer-
stört, ^1889) 8973, als Gemeinde 10421 E.
Philidor, Francois Andri Danica, genannt
P., franz. Komponist 'und Schachspieler, geb. 7. Sept.
1726 zu Treur, kam früh als Sängerknabe in die
königl. Kapelle, erteilte dann Musikunterricht und
unternabm 1745 mit mehrern andern Musikern eine
Kunstreise nach Holland. Von hier begab er sich auf
einige Zeit nach London, wo er als Schachspieler glän-
zende Erfolge erzielte. 1747 wandte sich P. tmeder
nach Holland, dann nach Deutschland, wo er längere
Zeit besonders zu Berlin lebte. 1754 nach Franl-
reich zurückgekehrt, hatte er mit einigen komischen
Opern Erfolge. Das bekannteste und auch im Aus-
lande verbreitctste dieser Werke war "1^6 mai-ecdal
lölr^nv) (17(>1; deutsch als "Der Hufschmidt"). Spä-
ter wandte er sich jedoch der ernsten Oper zu. Seiner
ersten tragiscken Oper"^rneIin(i6", die großen Bei-
fall fand, ließ er nock eine lange Neihe ähnlicher
Werke folgen, die sein Kompositionstalent und seine
Originalität bekunden. Er starb 29. Aug. 1795
! wädrend eines Aufenthalts in England. Sein Lehr-
' buch des Schachspiels ("I^'^u^Ls äu ^6n äss
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