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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philike-Hetärie - Philipp (römisch-deutscher König)
6cli6c8", Lond. 1777 u. ö.), das auf dem System
des sog. Bauernspiels beruht, wurde lange Zeit als
mustergültig anerkannt. - Vgl. Allen, ^Ko Iil6 ok
r. (Philad. 1864).
Philike-Hetärie (Phillker, grch.), s. Hetärie.
Philipinsel, s. Norfolk (Insel).
Philipp (grch. Philippos), Name von fünf
Königen Macedoniens.
P. I., ein Sohn des Argäus, soll als der dritte
König aus dem Hause der Argeaden Ausgang des
7. und Anfang des 6. Jahrb. v. Chr. regiert haben.
Ein anderer P., ein Sohn Alexanders I., ward 436
v. Chr. von seinem Bruder, Perdikkas II., neben
welchem er einen Teil Macedoniens regiert hatte,
beseitigt und wird in der Reihe der macedon. Könige
nicht gezählt.
Mit P. II., geb. 382 v. Chr., einem Sohn des
Königs Amyntas II. und Vater Alexanders d. Gr.,
beginnt die histor. Größe Macedoniens (s. d.). Er
kam 368 wie es scheint als Geisel nach Theben und
lebte dort in anregendem Umgang mit den großen
Bürgern der Stadt, namentlich mit Epaminondas.
365 kehrte er nach Hause zurück, erhielt ein Tcil-
fürstentum und übernahm nach seines Bruders
Perdikkas III. Untergang im Illyrischen Kriege zu
Ansang des I. 359 v.'Chr. zuerst als Vormund
seines unmündigen Neffen Amyntas III. die .Herr-
schaft über das von außen durch die kriegerischen
Nachbarn: Illyrer, Päoner, Thraker, von innen
durch verschiedene Kronprätendenten bedrohte Neich.
Er machte sich zum Herrn der Lage; zum Dank er-
bob man ihn selbst zum König. Als Diplomat,
Feldherr und Regent hat P. Großes geleistet; rück-
sichtslos und oft treulos strebte er seinem Ziele zu,
Macedonien zur Großmacht und Vormacht Griechen-
lands zu machen; in seiner schlauen Berechnung,
seiner Gewandtheit und Zähigkeit ist er bewnnderns-
wert. Sein Hauptgegner war hier Athen, dessen
Machtstellung er übernehmen wollte. Die Methode,
erst den Gegner sich zu verbünden und dann über ihn
herzufallen, ist ihm hier wie mehrfach fönst geglückt.
Der einzige, der ihn ziemlich früh durchschaut hat,
Demosthcnes, drang nicht mit seiner Meinung durch.
Zunächst schuf er sich ein taktisch trefflich und neu ge-
schultes Heer, dann schritt er an die Erwerbung der
griech. Städte an der macedon. und der benachbarten
thraz. Küste. 357 siel Amphipolis, 356 Potidäa in
seine Hände, 353 nahm er Methone. Auch des gold-
reichen thraz. Küstengebietes bemächtigte er sich. Der
Phokische oder sog. zweite Heilige Krieg (s. d.) gab
ihm Gelegenheit, auf dem griech. Festland einzu-
greifen und in Thessalien zunächst festen Filft zu
fassen (352). 348 kam nach längern Kämpfen Olynth
m seine Gewalt. Während noch die Verhandlungen
über einen vorläufigen Frieden mit Athen schwebten
(346), griff er in Phokis ein und ließ sich die phokische
Stimme im delphischen Amphiktyonenrate über-
tragen. Athen mußte die Veränderung geschehen
lassen. Erst als P. seine Macht auf den Nest der
thraz. Küste auszudehnen strebte, 340 Perinth, 339
Vyzanz belagerte, kam der Kampf mit Athen von
neuem zum Ausbruch; 2. Aug. 338 erlagen die
verbündeten Athener und Thebaner bei Chäronea
P.s überlegener Taktik. Damit war P. Herr auch in
Griechenland. Theben ergab sich, Athen suchte und
erhielt einen leidlichen Frieden. Auf einer National-
versammlung der Griechen zu Korinth Ansang 337
wurde P. zum unbeschränkten Oberfcldherrn gegen
Persien erwählt. Schon kämpften die macedon. Vor-
truppen in Asien, und P. dachte mit der Hauptmacht zu
folgen, da wurde er bei der Abschiedsfeier im Sommer
336 in Ägä durch einen Offizier seiner Leibwache,
Pausanias, aus Privatrache ermordet. Vielleicht hat
der Mörder freilich zugleich einer ganzen Partei ge-
dient. P. war zweimal verheiratet, mit Olympias,
der Mutter Alexanders d. Gr., und mit Kleo-
patra. - Vgl. Vrückner, König P. (Gott. 1837);
A. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit (3 Bde.,
2. Aufl., Lpz. 1885-87).
P. III. Arrhidäus, ein illegitimer, schwach-
sinniger Sohn Philipps II., wurde nach Alexanders
d. Gr. Tode (323) in Babylon zum König von Mace-
donien unter Vormundschaft der verschiedenen Reichs-
verweser ernannt und später in Macedonien auf Ge-
heiß der Olympias ermordet (317 v. Chr.). Nach ihm ist
die Philip pische Ära genannt (s. Ära, S. 780a).
Kaum regiert hat auch P. IV., der Sohn Kassan-
ders, der nach des Vaters Tode (297) für einige
Monate den Thron innehatte.
P. V., ein Sohn des Antigoniden Demetrius II.,
bestieg 220 v. Chr. den Thron Macedoniens, das
ihm sein Vormund Antiqonus Doson als kräs-
tigen, wohlgeordneten Militärstaat hinterließ. P.
war ein namentlich als Feldherr hochbegabter Fürst,
aber zu wenig Staatsmann, unstet, zuweilen aben-
teuerlich in seinen Plänen. Nachdem er sich so-
fort in die griech. Streitigkeiten gemischt hatte,
schloß er mit Hannibal 215 ein Bündnis gegen
die Römer, nutzte es aber wenig aus und schloß
nach wechselnden Kämpfen mit den Römern und
den ihnen feit 211 verbündeten Atoliern 205 Frie-
den. P. wandte sich dann nach Osten, um mit
dem König Antiochus III. d. Gr. Ägypten zu be-
rauben (seit 201). Darüber kam es zum Krieg mit
Rhodus und dem treuen Verbündeten der Römer,
Attalus I. von Pergamon; auch Athen trat gegen
ihn auf. Diefe günstige Lage ließen sich die Römer
nicht entgehen und begannen aufs neue Krieg gegen
P. (den fog. zweiten Macedonischen Krieg, 200
-197); er endigte 197 mit P.s entscheidender Nie-
derlage durch Titus Quinctius Flamininus bei Ky-
noskephalä. P. mußte der bis dahin erstrebten und
zeitweise behaupteten Hegemonie über Griechenland
entsagen und alle Eroberungen räumen. Andere
Demütigungen folgten später. P. versuchte noch
einmal, seine Kraft zum Kampfe mit Rom zu sam-
meln, starb aber über den Rüstungen 179.
Philipp von Schwaben, römisch-deutscher
K ö n i g (1198-1208), geb. um 1180, war der jüngste
Sohn Kaiser Friedrichs I., der ihn für die kirchliche
Laufbahn bestimmte. Schon 1189 führte der Knabe
den Titel eines Propstes von Aachen. Sein Bruder
Heinrich VI. gab ihn jedoch 1193 der Welt zurück,
machte ihn 1195 zum Herzog von Tuscien und ver-
mählte ihn 1197 mit Irene (s. d.), der Tochter des
byzant. Kaisers Isaak Angelos. Als im Aug. 1196
P.s Bruder Konrad von Schwaben ermordet wurde,
erhielt P. das erledigte Herzogtum, aus dem er
1197 aufbrach, um Heinrichs Sohn, Friedrich II.,
zur Krönung nach Deutschland abzuholen. In Tos-
cana erhielt er die Nachricht vom Tode seines kaiserl.
Bruders, und da zu gleicher Zeit Italien sich gegen
die Deutschen erhob, kehrte P. ohne seinen Neffen
nach Deutschland zurück. Am 6. März 1198 wurde
er nun selbst zum König gewählt, doch stellten die
Gegner des stausischen Hauses ihm in Heinrichs des
Löwen jüngstem Sohn, Otto IV., einen Rivalen
gegenüber. In dem nun ausbrcchenden Bürgen