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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philipp I. (Landgraf von Hessen) - Philipp (Herzöge von Orleans)
durch das üppige Leben am Zofe und die Kriegs-
steuern ausgesogen wurde. 1338 beschloß die Reichs-
versammlung, daß die Steuern nur mit Bewilligung
der Stände ausgeschrieben werden durften. P. half
sich durch Münzverschlechterung', auch bewilligten
die Stände 1345 eine Trank- und Salzsteuer (^a-
deiik). 1349 brachte P. die Dauphins an sich; in
demselben Jahr kaufte er die Grafschaft Montpellier
von Jakob von Majorca, schon früher hatte er Anjou
und Maine, das Erbe seiner Mutter, mit der Krone
vereinigt, ebenso Vrie und Champagne; nur Navarra
gab P. an Iobanna, die Tochter Ludwigs X., zurück.
P. starb 23. Aug. 1350. Ihm folgte Johann (s. d.)
der Gute, ältester Sohn von seiner Gemahlin Jo-
hanna von Burgund; in zweiter Ehe war er seit
1349 mit Vlanca von Navarra vermählt. - Vgl.
Gaillard, Ili^toirs äs 1a huei'öllo äs I^IiilippL äs
ValoiL et ä'^äouarä III (Par. 1774; 2. Aufl. 1819).
Philipp I., der Großmütige, Landgraf von
Hessen (1509 - 67), geb. 13. Nov. 1504, folgte
seinem Vater, dem Landgrafen Wilhelm II., 11. Juli
1509 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna
von Mecklenburg und trat 1518 die Regierung selb-
ständig an, zu einer Zeit, wo ein Teil der Hess. Äitter-
schaft im Bunde mit Franz von Sickingen die fürstl.
Gewalt erschütterte. So war die erste Waffenthat
P.s im Verein mit dem Erzbifchof Richard Greiffen-
klau von Trier und Ludwig V. von der Pfalz gegen
Sickingen gerichtet. Schon 1524 durch Melanchthon
für die Reformation gewonnen, führte P. diese 1526
in Hessen ein, nachdem er 1525 an der Unterdrückung
des Bauernkrieges teilgenommen hatte. Die evang.
Politik brachte ihn mit Herzog Georg von Sachsen,
dessen Tochter Christine er 1523 heimgeführt hatte,
auseinander und fesselte ihn an Kursachsen, mit dem
vereinigt er fortan der Schützer der neuen Lehre
wurde. Schon 1526 fchlossen beide deshalb mit
einigen gesinnungsverwandten Ständen das Tor-
gauer Bündnis; 1527 gründete P. die erste evang.
Universität, Marburg, führte auf dem Reichstag zu
Speyer 1529 seine Partei und lud, in der Hoffnung,
die abweichende oberdeutsch-schweizerische und die
norddeutsch-sächs. Richtung zu versöhnen, die Führer
beider Parteien zum Religionsgespräch nach Mar-
burg ein (1. bis 3. Okt. 1529). Der Versöhnungs-
versuch scheiterte, und P. schloß sich nun um so enger
an Zwingli an. Mit ihm kam er überein, einen
großen evang. Bund zu stiften; aber das Erscheinen
Karls V. im Reich und die Reaktion der Waldstädte
gegen Zwingli vereitelte den Plan. Der Augsbur-
ger Reichstagsabschied jedoch näherte wieder die
Lutheraner den Hessen und Oberländern und führte
1530 zur Gründung des Schmalkaldifchen Bun-
des, in dem P. mit dem Kurfürsten von Sachfen
die Leitung hatte. 1534 führte P. durch den Sieg
bei Lausfen den verbannten Herzog Ulrich von
Württemberg in fein Stammland zurück. 1536
brachte er die Wittenberger Concordie zu stände,
wodurch die von Vucer geleiteten oberdeutschen
Städte enger an Sachsen und den Schmalkaldifchen
Bund geschlossen wurden. 1539-40 wirkte er ver-
gebens für ein großes Defensiv- und Reformbünd-
nis sämtlicher deutschen Stände, selbst Bayern nicht
ausgenommen, gegen den wieder ins Reich kehren-
den Kaiser. Aber P. selbst sah sich durch seine be-
rüchtigte, von den Wittenberger Reformatoren ins-
gehenn gebilligte Nebenehe mit einem sächs.
Hoffräulein (4. März 1540) eben jetzt zu einer An-
näherung an den Kaifer genötigt, um sich Straf-
losigkeit zu sichern. So unterblieb nicht ohne schwere
Mitschuld P.s ein rechtzeitiges Vorgehen der Schmal-
kaldener gegen den Kaiser. P., der 1542 den kath.
Herzog Heinrich von Vraunsckweig verjagt und
1545 gefangen hatte, führte mit Kurfürst Johann
Friedrich das Vundesheer an, das Karl V. an der
Donau gegenübertrat und im Nov. 1546 durch Hun-
ger, Kälte und den Verrat Herzog Moritz' von Sach-
sen, dem P. 1541 seine Tochter Agnes vermählt hatte,
auseinander gesprengt wurde. 1547 ließ P. sich zur
Unterwerfung unter den Kaiser verlocken, was für
ihn eine fünfjährige äußerst harte Gefangenschaft
zur Folge hatte. Durch den Passauer Vertrag (s. d.)
wieder in Freiheit gesetzt, heilte P. in vorsichtiger
Zurückhaltung die dem Lande geschlagenen Wun-
den, ohne doch in seinem prot. Eifer zu erkalten. So
hat er, indem er für eine Union aller prot. Parteien
eintrat, zuerst 1562 eine finanzielle und militär. Un-
terstützung der Hugenotten aus Deutschland durch-
gesetzt. P. starb 31. März 1567, nachdem er sein
Land unter seine vier legitimen Söhne Wilhelm,
Georg, Ludwig und Philipp geteilt hatte. Von seiner
Nebenfrau Margarete von Säle hatte er sieben
Söhne und eine Tochter. Am Lutherdenkmal zu
Worms steht sein fast 3 in hohes Bronzestandbild. -
Vgl. Rommel, P. der Großmütige, Landgraf von
Hessen (3 Bde., Gießen 1830); Briefwechsel Land-
graf P.s des Großmütigen von Hessen mit Bucer,
hg. von Lenz (3 Bde., Lpz. 1880-91); Wille, P.
der Großmütige von Hessen und die Restitution
Ulrichs von Württemberg (Tüb. 1882); W. Falcken-
heiner, P. der Großmütige im Bauernkriege (Marb.
1887); Heidenhain, Die Ünionspolitik Landgraf P.s
von Hessen (Halle 1890).
Philipp I. von Heinsberg, Erzbischof von
Köln (1167-91), wurde in Köln und Reims zum
Geistlichen erzogen, später Propst in Lüttich und
schließlich Dekan in Köln, dessen Diöcese er wäh-
rend der Abwesenheit des Erzbischofs Reinald mit
Kraft und Geschick verwaltete. Er nahm am dritten
Römerzug Kaiser Friedrichs I. teil, wurde Ende 1166
zum Reichskanzler ernannt und nach Reinalds
Tode (1167) zum Erzbischof von Köln erwählt. Als
solcher wurde P. zu mehrern diplomat. Sen-
dungen verwendet, nahm 1174 wieder am Zuge des
Kaisers nach Italien teil und wendete sich nach
seiner Rückkehr 1178-79 energisch gegen Heinrich
den Löwen, der seine Gewalt auch über das Erz-
bistum auszudehnen strebte. Nach dem Sturze
Heinrichs erhielt P. 1180 auch die herzogl. Ge-
walt in Westfalen. 1181 kämpfte er wieder gegen
Heinrich und ging 1184 in diplomat. Geschäften
nach England, zerfiel aber allmählich mit dem Kaiser
und wurde nun der eifrigste Vorkämpfer des Papst-
tums in dem Streite zwischen Friedrich 1. und Ur-
ban III., der ihn 1186 zum päpstl. Legaten und
Stellvertreter für ganz Deutschland ernannte. In
Norddeutschland schuf P. einen mächtigen Bund
weltlicher und geistlicher Fürsten gegen den Kaiser,
versöhnte sich mit Heinrich dem Löwen und beugte
sich erst nach Urbans III. Tode der drohenden Gewalt
des Kaisers. P. beteiligte sich im Winter 1189 wie-
der an dem Feldzuge gegen Heinrich den Löwen und
führte 1190 das Heer König Heinrichs VI. nach
Italien, wo er 13. Aug. 1191 an der Pest starb. -
Vgl. Keussen, De I^ilippo H6in8d6i-Z6N8i (Krefeld
1856); Hecker, Die territoriale Politik des Erz-
bischofs P. I. von Köln (Lpz. 1883).
Philipp, Herzöge von Orlsans, s. Orleans.