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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philipp (Könige von Spanien)
Philipp, Name mehrerer Könige von Spanien.
P.I., s. Philipp I., Konig von Castilien (S.85d).
P. II. (1555 - 98), der Sohn Kaiser Karls V.
und Isabcllas von Portugal, das weltlicke Haupt
der europ. Gegenreformation, war 21. Mai 1527
zu Valladolid "geboren. Durch die von Geistlichen
geleitete Erziehung erhielt sein Charakter früh das
Gepräge ^un Nnbeugsamkeit und Bigotterie, die
sein spateres Leben beherrschten. Schon im 16. Jahre
mit Maria von Portugal, dann 1554 mit der gleich-
gesinnten Maria I. von England vermählt, ver-
einigte P. den wichtigsten Teil der burgund.-habs-
burg. Macht mit der span. Monarchie. In Deutsch-
land wurde er allerdings nicht als Kaiser gewählt,
und auch der Einfluß auf England ging schon mit
dem Tode Marias verloren (1558). Immerhin war
die Macht, welche Karls V. Abdankung im Herbst
1555 dem jungen König in die Hand legte, groß
genug, um das Übergewicht in Europa zu behaupten.
Die schönsten und reichsten Länder (Spanien mit
seinen Kolonien, die niederländ.-burgund. Pro-
vinzen, Mailand, Neapel, (^icilien und Sardinien),
die geübtesten Heere, die besten Feldherren jener Zeit
standen P. zu Gebote. Nachdem der erste Krieg mit
Frankreich 1556-59 durch den Frieden von Cateau-
Cambrösis mit der Herstellung des frübern Besitz-
standes beendet war, entwickelte sich P.s System
zunächst gegenüber den Niederlanden. Diesen sich
kommunaler Selbständigkeit erfreuenden Landen
sollte die Einheit der span. Kabinettsregierung und
die kath. Glaubenseinheit aufgedrungen werden.
Vergebens suchte seine Halbschwester, die Herzogin
Margarete von Parma, der die Statthalterschaft
übertragen worden war, P. zu gemäßigtern An-
sichten zu bestimmen. Die Opposition, die, von der
Aristokratie des Landes ausgehend, allmählich die
ganze Bevölkerung in tumultuarische Bewegung ver-
setzte, gaben dem König den erwünschten Vorwand
zu Gewaltmaßregeln. Die Sendung Albas (1567),
die Einsetzung des berüchtigten Vlutrats, dann die
Aussaugung der Provinzen riefen einen Aufstand
hervor, den Alba selbst so wenig beendigen konnte
als der mildere Nequesens und dessen Nachfolger
Johann von Österreich und Alexander von Parma.
Seit der Utrechter Union (1579) war der Abfall der
nördl. Provinzen entschieden.
Glücklicher war P. in seinen Kämpfen gegen die
Türken, die von seinem Halbbruder Johann von
Österreich bei Lepanto 1571 geschlagen wurden.
Auch gelang es ihm, beim Tode des Königs Se-
bastian von Portugal seine Erbansprüche zur Gel-
tung zu bringen und 1581 Portugal mit seiner
Krone zu vereinigen. Am verhaßtesten unter seinen
Gegnern erschien ihm Elisabeth von England, gegen
die er 1588 eine gewaltige Flotte, die Armada, aus-
rüstete; aber diese ging durch Sturm zu Grunde,
und die Engländer rächten sich durch erfolgreiche
Angriffe auf den Sechandcl und die Kolonien Spa-
niens. Nicht glücklicher waren P.s Bcmübungen, in
Frankreich die Erhebung Heinrichs IV. zu hindern und
im Bunde mit den Guisen und der kath. Liga (s. d.)
der eigenen Dynastie den Weg zu bahnen. "Heinrich
behauptete sich, und der Krieg, den er mit Spanien
führte, gab P.s Macht den letzten (^toß, während
die sieben niederläno. Provinzen die Unabhängig-
keit vollends erfochten. Unterdes siechte P. hin,'bis
er 13. Sept. 1598 starb. Er hinterlieh die Finanzen
zerrüttet, Handel, Schiffahrt und Gewerbsteiß zer-
stört, während die Kirche übermäßig bereichert war;
insbesondere hatte der Prachtbau des Escorial un-
geheure Summen verschlungen. P. war viermal
vermählt. Aus der ersten Ehe stammte der Infant
Don Carlos (s. d.), der, mit dem Vater entzweit und
eingekerkert, 1568 starb. Die Ehe mit Maria von
England blieb kinderlos. Zum drittenmal (1559) ver-
mählte sich der König mit Elisabeth, der Tochter Hein-
richs II. von Frankreich, welche ihm die Infantin
Clara Eugenia gebar, aber schon 1568 starb. Seine
vierte Gemahlin Anna, Tochter Kaiser Maximi-
lians II., gebar ihm P. III., seinen Nachfolger.
Vgl. Gackard, ^orrsLponäHnce äo I'llilipps II
8ur 168 assaii'68 ä68 I>H78-Va8 (5 Bde., Vrüfs. 1848
-79); Prescott, lli^oi^ ol tli6 l6iFn ok^ilip II,
kinF ok äpain (4 Bde., Boston 1855-56 u. ö.'
deutsch von Scherr, Lpz. 1856-59); Gachard, von
c^i-Io8 et I^i1ipp6 II (2 Bde., Vrüss., Lpz., Gent
1863; 2. Aufl. 1867); Cabrera de Cordoba, lüswrik
äk I^klipe I11'6)' (16 N8PHN3. (neue Ausg. von Graf
Torreno, 4 Bde., Madr. 1876-78); Morel-Fatio,
I^8pa3N6 au XVI° et XVII" 3i6ci6 (Heilbr.1878);
Wenzelburger, Geschichte der Niederlande, Bd.1 u. 2
(Gotha 1879 - 86); Forneron, IIi8toii-6 äe ?ki-
Npp6 II (4 Bde., Par. 1881 - 82); Philippson,
Westeuropa im Zeitalter von P. II., Elisabeth und
Heinrich IV. (Berl. 1882); Gachard, I^ttr68 äe
i^iiili^pL II 3. 863 K1163 168 IlitHNt8 183.1)6116 6t(^t1i6>
rin6 (Par. 1884); ^ori-^rwnt^nciH ä6 ^6iip6 II
C0N 8118 6In1)aM(1oi'68 6Q lg. 001^6 ä6 IHFikt^rrH)
1558-84 (4 Bde., Madr. 1888).
P. III. (1598-1621), geb. 14. April 1578 als der
Sohn des vorigen, stand ganz unter dem Einstuft
des Grafen Lerma (s. d.) und schlug durch die Aus-
treibung der Morisken aus Granada 1609 dem
Wohlstände Spaniens die unheilbarste Wunde. Un-
ter seiner Negierung ging das Übergewicht Spaniens
völlig an Frankreich verloren. P. war vermählt mit
Margarete, einer Schwester Kaiser Ferdinands II.
Er starb 31. März 1621. - Vgl. Philippson, Hein-
rich IV. und P. III. (3 Bde., Äerl. 1870-76).
P. IV. (1621-65), geb. 8. April 1605 als der
Sohn des vorigen, war ein willenloses Werkzeug in
den Händen seines Günstlings, des Herzogs von
Olivarez (s. d.). Portugal riß sich 1640 wieder von
Spanien los, in dem Westfälischen Frieden erlangten
die Niederlande 1648 endgültig ihre Unabhängigkeit,
und in dem Pyrcnaischcn Frieden (s. d.), der 1659
den langwierigen Krieg mit Frankreich beendete, er-
litt Spanien ebenfalls erhebliche Einbuhe. P. starb
17. Sept. 1665. Er war zweimal vermählt: 1) mit
Isabella (gest. 1644), Schwester Ludwigs XIII. von
Frankreich, die ihm zwei Töchter gebar, Maria
Theresia, Gemahlin Ludwigs XIV., und Margareta
Theresia, Gemahlin Kaiser Leopoldsl.; 2) mit
Maria Anna, Tochter Kaiser Ferdinands III., von
der er einen Sohn, Karl II., hatte, mit dem die span.
Linie des Hauses Habsburg 1700 erlosch. - Vgl.
Canovas del Castillo, NZtndioL dei i-einaäo ä6
I^6iii)6 IV (Bd. 1 u. 2, Madr. 1888-90).
P. V. (1701-46), srüher Herzog von Aniou, geb.
19. Dez. 1683 in Versailles, war der zweite Sohn des
1711 verstorbenen Dauphin Ludwig und somit der
Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich. Das Testament
des letzten span. Habsburgers, Karl II., berief ihn
auf den span. Thron, der freilich erst indem sog.
Spanischen Erbfolgekriege (s. d.) erkämpft werden
mußte. Im April 1701 zog P. in Madrid ein und
ward al5 Konig anerkannt. Zwar fand sein österr.
Gegenkönig Karl (als Deutscher Kaiser Karl VI.) in