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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philipperbrief - Philippinen
Catalonien und Aragonien eifrigen Anhang, und
P. mußte zweimal (1705 und 1709) aus Madrid
entfliehen; aber die Castilianer hielten treu zu ihm,
und fo behauptete er sich mit franz. Hilfe. Als
König ließ sich P. wie feine Vorgänger durch Günst-
linge leiten; insbesondere übte die Gräfin Orsini,
Oberhofmeisterin feiner Gemahlin Maria Ludovica
Gabriele von Savoyen, den größten Einfluß auf
ihn aus. Nach der zweiten Vermählung P.s (1714)
mit Elisabeth Farnese von Parma ward die
Gräsin Orsini aus Spanien entfernt. Den Unter-
nebmungen, die seine Gemahlin, unterstützt von
Alberoni und Ripperda, zur Herstellung der span.
Größe machte, blieb P. fremd. Von Natur trägen
Geistes, zur Melancholie geneigt, entfchloh er sich
16. Jan. 1724, die Regierung zu Gunsten seines
Sohnes Ludwig niederzulegen, übernahm sie aber
nach des letztern Tode im August desselben Jahres
von neuem. Die trübe Gemütsstimmung des Königs
artete allmählich in völlige Geisteskrankheit aus.
Er starb 9. Juli 1746. - Von seinen Söhnen erster
Ehe folgte ihm Ferdinand VI. (geb. 1712) 1746
auf dem Thron, von denen zweiter Ehe erlangte der
ältere, Karl III. (geb. 1716), das Herzogtum Parma
1731-35, dann das Königreich Neapel und Sici-
lien 1735-59 und succedierte endlich in Spanien
1759-88; der jüngere, Philipp, erhielt im Aache-
ner Frieden die Herzogtümer Parma, Piacenza und
Guastalla, in denen er 1748-65 regierte. - Vgl.
Baudrillart, I>. V et la. cour äe ^i'Hiice, 1700-15
(2 Bde., Par. 1890).
Philipperbrief, eins der im Neuen Testament
enthaltenen Sendschreiben des Apostels Paulus,
ist an die vom Apostel bei seiner ersten Reise nach
Europa gestiftete Gemeinde zu Philipp: in Mace-
donien gerichtet, auf Anlaß einer dem Paulus
während semer Gefangenschaft in Rom übersen-
deten Liebesgabe. Der in sehr herzlichem Ton ge-
schriebene Brief verfolgt zugleich den Zweck, die
Philipper zu brüderlicher Eintracht zu mahnen und
die zwifchen Juden- und Heidenchristen eingerissenen
Spaltungen zu beseitigen. Kommentare schrieben
namentlich Rilliet, Meyer, De Wette, Weih und
Lightfoot. - Vgl. Holsten in den "Jahrbüchern sür
prot. Theologie", 1. und 2. Jahrg. (Lpz. 1875 u.
1876); P. W. Schmidt, Neutestamentliche Hyperkritik
(Berl. 1880); von Soden, Der Brief des Apostels
Paulus an die Philipper (Freib.i.Br. 1889); Lipsius
im "Handkommentar zum Neuen Testament", Bd. 2,
Abteil. 2 (2. Aufl., ebd. 1892); Klöpper, Der Brief des
Apostels Paulus an die Philipper (Gotha 1893).
Philippeville (spr. -lippwil), befestigte Haupt-
stadt des Arrondissemcnts P. im Depart. Constan-
tine in Algerien, in einem 800 m langen und 160 in
breiten Thale, wurde 1838 gegründet, nach Ludwig
Philipp benannt, zählt (1891) 15 950, als Gemeinde
21962 E., ist Sitz eines Tribunals erster Instanz,
eines Friedensgerichts, einer Handelskammer und
mehrerer Konsulate. P. hat eine Citadelle, einen
prot. Tempel, Moscheen, ein Kommunal-College,
ein Museum (mit Statuen und Münzsammlung),
Militärbibliothcku.s. w. An einem mit Molen ver-
sehenen Hafen gelegen, ist P. mit dem Flecken Stora
(2809 E.) der Handels- und Militärhafcn von Con-
stantine, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist,
und wichtiges Entrepot des Transithandels zwischen
Europa, dem östl. Algerien und der östl. Sahara;
Dampfschiffahrt besteht mit Marseille und Algier.
P. nimmt die Stelle der phöniz. Kolonie und röm.
Station Rusicada ein, welche schon 255 als Bischofs-
sitz erwähnt und im Mittelalter Osiura genannt
wurde. Baureste sind noch erbalten.
Philippi, alte Stadt in Macedonien, früher zu
Thrazien gehörig, nordwestlich von Amvbipolis,
genannt nach ihrem Eroberer, dem König Phi-
lipp II., der sie wegen der in der Nähe im Gebirge
Pangäus befindlichen Goldbergwcrke beträchtlich
erweiterte, befonders denkwürdig durch die beiden
Schlachten, in denen Antonius und Octavianus
42 v. Chr. die Republikaner unter Cassius und
Brutus besiegten. Auch gründete hier der Apostel
Paulus eine christl. Gemeinde, und an diese ist der
Philipperbrief (s. d.) gerichtet. Noch jetzt beißen die
Trümmer P. oder Felibe.
Philippi, Friedr. Adolf, luth. Theolog, geb.
15. Okt. 1809 zu Berlin als Sohn jüd. Eltern, stu-
dierte in Berlin und Leipzig klassische Philologie,
wurde 1830 Lehrer am Vitzthumschen Gymnasium in
Dresden, 1833 Adjunkt an dem Alumnat des
Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. Nach-
dem P. schon 1829 zum Christentum übergetreten
war, veranlaßte ihn Hengstenberg, sein Schulamt
niederzulegen und sich dem Studium der Theologie
zu widmen. P. habilitierte sich 1837 in der theol.
Fakultät zu Berlin und wurde 1841 ord. Professor
in Dorpat, 1852 in Rostock, wo er, seit 1874 Kon-
sistorialrat, 29. Aug. 1882 starb. P. war Vertreter
der altluth. Rechtgläubigkeit. Sein Hauptwerk ist
"Kirchliche Glaubenslehre" (6 Bde., Stuttg. 1854;
Bd. 1-4 in 3. Aufl., Gütersloh 1883-35; Bd. 5
u. 6, ebd. 1874-90). - Vgl. L^ Schulze, F. A. P.
Ein Lebensbild aus der luth. Kirche der Gegenwart
Mrdl. 1883).
Philippiken, ursprünglich Bezeichnung der be-
rühmten Reden des Demosthenes gegen Philipp von
Macedonien; nach diesem Vorbild wurden Ciceros
14 Reden gegen Antonius orationeg I^dilippicas ge-
nannt; endlich ist Philippika allgemeine Bezeichnung
einer heftigen, strafenden oder tadelnden Rede.
Philippinen, fpan. Inselgruppe, die nordwest-
lichste des Malaiischen Archipels, umfaßt mehr als
1000 größere und kleinere Inseln, zwischen 5 und 21°
nördl. Br., 117 und 127 östl. L. Im O. bespült
sie der Stille Ocean, im W. das Südchinesische Meer.
Im N. führen kleine Inseln nach Formosa, im SW.
die Gruppen der Palauinseln und, durch die Sulu-
see getrennt, der Suluinseln nach Borneo hinüber.
Im S. trennt sie die Celebessee von Celebes. Das
Areal beträgt 293 726, mit den Suluinseln 296182
cikrn. Die größten Inseln sind: Luzon mit 109206
ciliin, Mindanao mit 97968 (i^in, dann Mindoro
mit 10000 (i^ni, Palauan (1400 hkm), Samar
(13386 ykin), Panay (12560 hkm), Negros (12093
(ikm), Zebu (4697 lilcm), Bobol (4124 ^in), Leyte
(7923 yicin), Basilan (1283 hwn). (S. diese Artikel
und Karte: Malaiischer Archipel.)
Oberstiichcngestaltmtss. Die P. sind an den Küsten
sehr zerrissen und mannigfaltig gegliedert; dem ent-
spricht auch der innere geolog. Bau. Ein archäi-
sches Urgebirge bildet den vielfach nicht mehr sicht-
baren Kern; daran schließt sich im O. ein paläozoi-
sches Eandsteingebiet, das den O. von Mindanao,
ferner ganz Leyte und Samar einfaßt, auch noch
auf Luzon (Camarines) auftritt. Im W. liegt davor
tertiäres Land, in West-Mindanao, Negros, Zebu,
Panay und darüber erheben sich Vulkane, beson-
ders in Mittel-Mindanao und auf ^üd-Luzon und
Camarines. Sie zerfallen in zwei Reihen; eine öst-