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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pistole - Piteå

Pistōle (ital., angeblich von der Stadt Pistoja, s. d.), kurze Feuerwaffe, die aus freier Hand abgefeuert wird und daher einen handgriffartigen Kolben besitzt. Die P. hat im allgemeinen alle Konstruktionsänderungen der Feuerwaffen mitgemacht und wurde allmählich bedeutend verkürzt; sie war lange Zeit Ausrüstungsstück der Kavallerie, ist aber in neuerer Zeit fast gänzlich durch den Revolver (s. d.) verdrängt. Hervorragenden Ruf hatten seinerzeit die P. von Lazaro Lazarini und von Kuchenreuter. Doppelpistol ist ein Pistol mit zwei selbständig abzufeuernden Läufen. Kolbenpistole ist eine P., in deren Handgriff zeitweilig durch eine mechan. Vorrichtung ein längerer Gewehrkolben befestigt werden kann, um so die Waffe zweihändig verwenden zu können. Eine kleine Taschenpistole (Gegensatz zur Sattelpistole) wird Terzerol genannt. - Über die Elektrische Pistole s. d.

Pistōle (vielleicht von piastola, verkleinert von piastra, Plättchen), eine im 16. Jahrh. in Spanien in Umlauf gekommene Goldmünze (¼ der Onza oder des Quadrupels, s. Dublone), anfänglich sehr unförmlich, seit 1730 aber rund, regelmäßig und mit einem Feingehalt von 21 bis 22 Karat geprägt. Nach ihr wurden in Frankreich zuerst 1640 die Louisdor geprägt und ähnliche Goldstücke späterhin in Portugal, Italien, der Schweiz, Deutschland und Dänemark, die man sämtlich P. nannte, so daß der Wert der P. verschieden war. In Deutschland nannte man P. vorzugsweise die Stücke zu 5 Thlr. Gold, die zuletzt wohl in Hannover geprägt wurden. (S. Louisdor, Friedrichdor und Imperial.)

Pistoles (frz., spr. -stóll), s. Brünellen.

Pistoliers (frz., spr. -ĭeh), s. Reiter.

Piston (frz., spr. -óng), Kolben, Pumpenkolben; Zündkegel (zum Aufstecken des Zündhütchens); mechan. Vorrichtung an Blasinstrumenten, die deren Schallröhre verlängert (s. Ventil); fälschlich auch für Cornet à pistons (s. Kornett) gebraucht.

Pistorĭa, alter Name der Stadt Pistoja (s. d.).

Pistorĭus, Eduard, Maler, geb. 28. Febr. 1796 zu Berlin, bildete sich daselbst an der Akademie aus und ging dann nach Düsseldorf. Seine charakteristischen und lebenswahren Genredarstellungen schildern das Treiben des Volks mit humoristischer und kerniger Auffassung. Die Nationalgalerie zu Berlin besitzt von ihm: Der Alte am Kohlentopf und Die Alte beim Kaffee (1824), Die Geographiestunde (Lithographie von Oldermann), Die Toilette (1827), Künstleratelier (1828; lithographiert von Herrmann), Der Dorfgeiger (1831), Gesunder Schlaf (1839; lithographiert von Herrmann); das Breslauer Museum: Die Siesta des Schlächtermeisters. Zwei bayr. Hochlandsbilder waren seine letzten in Berlin 1856 ausgestellten Werke. P. starb 20. Aug. 1862 zu Karlsbad.

Pistoriussches Becken, s. Spiritusfabrikation.

Pistyán oder Pöstyén, Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (21012 E.) und Badeort im ungar. Komitat Neutra, am rechten Ufer der Waag, in einer durch die Karpaten vor Nord- und Ostwinden geschützten Gegend, an der Linie Galanta-Sillein der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 4643 kath. slowak. E. und Schwefelthermen (57‒64° C.), die auf einer Waaginsel entspringen. Die Hauptquelle gehört zu den erdig-salinischen Gipswässern und setzt reichlichen Schlamm ab, der zu Schlammbädern benutzt wird. Das Bad ist Eigentum des Grafen Erdödy. – Vgl. Wagner, Die Heilquellen von P. in Ungarn (4. Aufl., Wien 1878); Weinberger, Der Kurort P. in Ungarn und seine Heilquellen (2. Aufl., ebd. 1835); Fodor, Das Schlammbad P. in Ungarn (ebd. 1888).

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Pisuërga (mittellat. Pisorica), rechter und größter Nebenfluß des Duero, entspringt im N. der span. Provinz Palencia im Cantabrischen Gebirge, am Westabhang der Pena Labra, bildet die Grenze gegen Burgos, wird von Alar del Rey ab wiederholt vom Castilischen Kanal (s. d.) begleitet, erhält links von Burgos her den Arlanzon, der vom Südwestfuß der Sierra de la Demanda (Grenze von Logroño) kommt und links den an der Sierra de Neila entspringenden Arlanza unterhalb Palenzucla aufnimmt, rechts von Palencia her bei Dueñas den Carrion (s. d.) und mündet 15 km unterhalb Valladolid nach 235 km Lauf.

Pisum, Pflanzengattung, s. Erbse.

Pita, s. Agavefaser.

Pităval, François Gayot de, franz. Rechtsgelehrter, geb. 1673 zu Lyon, diente zuerst als Soldat, studierte dann die Rechte, wurde 1713 Advokat und starb 1743. Er hat sich einen Namen gemacht durch Herausgabe von «Causes célèbres et intéressantes» (20 Bde., Par. 1734 fg.; auch 4 Bde., Bas. 1747‒48; deutsch, 9 Bde., Lpz. 1747‒68). Eine Fortsetzung des Werks veranstaltete der Parlamentsadvokat François Richer (22 Bde., Amsterd. 1772‒88; deutsch, 4 Bde., Jena 1792‒95); eine Abkürzung der Sammlung P.s bilden die «Faits des causes célèbres et intéressantes» (Amsterd. 1757) von François Alexandre de Garsault. Hitzig und Häring (W. Alexis) haben eine ähnliche Sammlung u. d. T. «Der Neue P.» herausgegeben (Lpz. 1842‒65; 2. Aufl., 36 Bde., 1857‒72; neue Serie, 24 Bde., 1866‒91; von Bd. 31 ab hg. von Vollert).

Pitcairn (spr. -kährn), südlichste meist zu England gerechnete Insel der im übrigen franz. Gruppe Tuamotu in Polynesien, unter 25° südl. Br. und 130° 20’ westl. L. gelegen, von Felsen umgeben und ohne Hafen, von Carteret 2. Juli 1767 entdeckt, 3,5 km lang, 1,6 km breit, zählt (1888) 112 E. (drei Viertel Weiber und Kinder). – 1788 empörte sich in den tahitischen Gewässern die Mannschaft des engl. Schiffs Bounty gegen ihren Kapitän Bligh (s. d.), setzte diesen aus und segelte mit sechs Männern und zwölf Frauen von Tahiti nach P., wo sie im Jan. 1790 landeten. Aus der Verbindung der Engländer mit den tahitischen Weibern ging eine durch körperliche Schönheit ausgezeichnete Generation hervor, die eine völlig patriarchalische Gemeinde bildete. Nachrichten davon kamen erst 1808 nach England. Seitdem wurde die Insel mehrmals besucht, 1825 vom engl. Kapitän Beechey, der eine Bevölkerung von 66 Personen vorfand. Die engl. Regierung ließ diese 1830 nach Tahiti bringen, von wo sie aber bald nach ihrer Heimatsinsel zurückkehrten. Auch von Norfolk, wohin man sie überführte, als die Ernährung nach furchtbaren Orkanen schwierig wurde, kehrte ein Teil nach P. zurück. – Vgl. Murray, P., the island etc. (Lond. 1885).

Pite, s. Agavefaser.

Piteå (spr. piteoh), Stapelstadt im schwed. Län Norbotten, am Flusse P., der am Sulitelma entspringt und mit einem Lauf von 340 km ein Gebiet von 10000 qkm entwässert, etwa 10 km vom Bottnischen Meerbusen schön gelegen, hat (1893) 2736 E., Handel mit Wald- und Renntierprodukten,