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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Podol – Poelenburg

seltener Sträucher, mit schmalen linearen oder auch breitern immergrünen Blättern. Die Blüten sind ein- oder zweihäusig. Die Frucht ist von einem fleischigen Samenmantel (Arillus) umgeben, der den mit ziemlich harter Schale versehenen Samen umschließt. Einige Arten dieser Gattung werden häufig in Gewächshäusern gezogen; von der im Kapland wachsenden P. Thunbergi Hook. kommt das Holz als Yellowwood in den Handel und dient wegen seiner Festigkeit zu verschiedenen Zwecken.

Podol, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Turnau, am rechten Iserufer (239 m), an der Linie Bakov-Turnau der Böhm. Nordbahn (Station Svijan-P.), hat (1890) 268, als Gemeinde 516 czech. E. und ist bekannt durch das erste Gefecht, welches 26. Juni 1866 zwischen Vortruppen der preuß. Ersten Armee (15. Infanteriebrigade) und Teilen des österr. Korps Clam-Gallas stattfand.

Podolătrie (grch.), Fußverehrung, herabsetzende Bezeichnung für die Ceremonie des Fußküssens.

Podolĭen, russ. Podolskaja gubernija, Gouvernement im südwestl. Teil des europ. Rußlands, zum Generalgouvernement Kiew gehörig, grenzt im N. an das Gouvernement Volhynien, im NO. an Kiew, im SO. und S. an Cherson, im SW. an Bessarabien, im W. an das Königreich Galizien und hat 42018,5 qkm mit 2516618 E., d. i. 59,9 E. auf 1 qkm. Das Gebiet wird zum Teil von den Ausläufern der Karpaten ausgefüllt, links von dem Bug und zum Teil auch am rechten Ufer desselben erstreckt sich das Dnjepr-Bugsche Granitgebirge. Im S. ist Steppe. Hauptflüsse sind der Dnjestr, der die Grenze gegen Bessarabien bildet (mit den Zuflüssen Sbrutsch, Jagorlyk u. a.) und der Bug (mit Sgar, Kodyma, Sinjucha u. a.). Der Boden ist meist Schwarzerde, was verbunden mit dem günstigen Klima P. zu einer der gesegnetsten Provinzen Rußlands macht. Gebaut werden in reicher Menge Roggen, Weizen, Gerste und Kukuruz und ausgeführt nach Odessa und direkt über die Grenze. Sehr verbreitet ist auch Obst-, Melonen-, Wein-, Tabak-, Zuckerrübenbau, Seidenzucht, Zucht von Rindern, Schafen und Pferden. Es giebt 1616 Fabriken mit 49 Mill. Rubel Produktion, darunter 49 Zuckerfabriken (21,9 Mill. Rubel Produktion), 97 Branntweinbrennereien, 17 Tabakfabriken, Tuchfabriken, 1219 Mühlen (11 Mill. Rubel Produktion), bedeutenden Handel, der gefördert wird durch den schiffbaren Dnjestr und 698 km Eisenbahnen. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Kleinrussen, dann Polen, Juden (18,7 Proz.), deutschen Kolonisten, Rumänen, Zigeunern u. a. Es giebt 8 Mittelschulen für Knaben, 4 für Mädchen, 1 technische Schule, 1 mediz. Schule für Mädchen und 1619 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement zerfällt in 12 Kreise: Balta, Brazlaw, Gajßin, Jampol, Kamenez-Podolsk, Letitschew, Litin, Mohilew, Olgopol, Proskurow, Uschiza und Winniza. Die Hauptstadt ist Kamenez-Podolsk (s. d.). – Das Gebiet von P. gehörte bis zum 13. Jahrh. zu russ. Teilfürstentümern, wurde dann von den Mongolen erobert, kam im 14. Jahrh. zu Litauen und 1795 an Rußland.

Podólsk. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Moskau, an der Moskwa und ihren Zuflüssen, hat 2458,7 qkm, 95213 E., Steinbrüche, Hausindustrie, wenig Ackerbau, im Dorf Poliwanow ein Lehrerseminar. – 2) P., auch Podolj, Kreisstadt im Kreis P., an der Pachra und an der Eisenbahn Moskau-Kursk, hat (1890) 10902 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Stadtbank; Anfertigung von Schafpelzen und Wachsbleicherei.

Podophyllīn, das in den Wurzeln und Blättern von Podophyllum peltatum L., (s. Podophyllum) enthaltene Resinoid, ein gelbes, amorphes, in Wasser unlösliches, in Alkohol lösliches Pulver, welches in der Heilkunde innerlich in kleinen Dosen als verdauungsbeförderndes Mittel, in größern Dosen als drastisches Abführmittel sowie äußerlich (in spirituöser Lösung) zu hautreizenden Einreibungen benutzt wird.

Podophyllum L., Fußblatt, Mandrake, Pflanzengattung aus der Familie der Berberideen (s. d.) mit zwei Arten, einer im Himalaja (P. Emodi Wall.), einer in Nordamerika (P. peltatum L.). Es sind krautartige Pflanzen mit kriechendem Rhizom, schildförmigen gelappten Blättern und einer einzelnen endständigen weißen Blüte. Von der nordamerik. Art findet der Wurzelstock (Radix Podophylli), der das Podophyllin (s. d.) enthält, in der Heilkunde Verwendung.

Podurĭdae, s. Springschwänze.

Poë, s. Pastorenvogel.

Poë, Volksstamm, s. Kuki.

Poe (spr. poh), Edgar Allan, amerik. Dichter, geb. 19. Jan. 1809 in Boston, bezog 1826 die Jefferson-Universität in Charlottesville. 1827 veröffentlichte er in Boston seine ersten Gedichtsammlungen: «Tamerlane and other poems», 1829 in Baltimore seine zweite: «Al Aaraaf. Tamerlane and minor poems». 1830 bezog er die Militärakademie zu Westpoint, aus der er jedoch schon im folgenden Jahre wegen Liederlichkeit ausgewiesen wurde. Auf Subskription seiner Mitschüler ließ er zu Neuyork eine Neuausgabe seiner Gedichte drucken: «Poems» (1831). 1833 erhielt er für seine Erzählung «A manuscript found in a bottle» einen Preis von 100 Pfd. St. und bald die Stelle eines Redacteurs des «Southern Literary Messenger» zu Richmond. Nachdem er sich mit seiner Cousine Virginia Clemm verheiratet hatte, hielt er sich teils in Philadelphia, teils in Neuyork auf, vorübergehend als Redacteur verschiedener Zeitschriften. 1840 erschienen seine «Tales of the grotesque and arabesque» und 1845 sein berühmtestes Gedicht «The raven» (später von Doré illustriert), 1845 «Tales», 1848 «Eureka, a prose poem». Überarbeitung, ein unseliger Hang zur Trunksucht, Armut, Krankheit und der Schmerz über den Tod seiner Gattin hatten den Dichter völlig heruntergebracht, so daß sein im Hospital zu Baltimore 7. Okt. 1849 erfolgter Tod eine Erlösung für ihn war. Gesamtausgaben seiner Werke besorgten Griswold (3 Bde., Neuyork 1850; 4 Bde., 1856; die Einleitung ist wertlos), James Hannay (Lond. 1852), E. F. Blanchard (1857), Ch. F. Briggs (1858). – Vgl. Mrs. S. H. Whitman, Edgar A. P. and his critics (1859, gegen Griswold); G. E. Woodberry in «American Men of Letters Series» (1885); J. H. Ingram, E. A. P., his life, letters and opinions (1891).

Poëbrotherĭum, s. Oreodon.

Poelenburg (spr. pulenbörch), Cornelis van, genannt Brusco oder Satyro, holländ. Maler, geb. 1586 zu Utrecht, war ein Schüler Abr. Bloemaerts und ging 1617 nach Florenz und Rom, wo er Adam Elsheimers Manier annahm; später kehrte er nach Holland zurück, lebte seit 1637 einige Zeit in England und starb 1667 in Utrecht. Er wählte