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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pollensa - Pollux (Mineral)

Pollinarium verklebt, wie es sich z. B. bei vielen Orchideen findet. Eine derartige Vereinigung mehrerer Pollenkörner ist jedenfalls von gewissem Vorteil für die Bestäubung der betreffenden Blüten durch Insekten.

Pollensa oder Pollenza, lat. Pollentia, Stadt im NO. der span. Insel Mallorca der Balearen, unweit der von den Vorgebirgen Cabo Formentor und Cabo del Pinar gebildeten Bucht von P. (Puerto de Pollenza oder Puerto Menor) mit Hafen, in schöner, getreide-, wein- und obstreicher Gegend, hat (1887) 9072 E. sowie Tuchweberei und liefert einen hochgeschätzten Wein. Ruinen des alten Pollentia sind im OSO. bei Alcudia zu sehen.

Pollenzo, ital. Ort, s. Brà.

Poller, hölzerne, eiserne oder messingene Balken oder Stützen, oder auch kurze Stumpfe, die zum Belegen von Tauwerk an Bord von Schiffen dienen. Auch die Pflöcke auf Quais und Landungsbrücken zum Festmachen der Trossen (s. d.) von Schiffen werden P. genannt.

Pollet (spr. -leh), Le, Vorstadt von Dieppe (s. d.).

Pollex (lat.), Daumen; P. pedis, die große Fußzehe.

Pollicitation (lat.), im röm. Recht in einem weitern Sinne das nicht angenommene einseitige Versprechen, im engern Sinne das einseitige Versprechen zum gemeinen Besten. Nach dem Gemeinen Recht erwächst aus einem Versprechen der letztern Art, obschon an sich das einseitige Versprechen in der Regel Verpflichtungen nicht begründet, dem Staat oder der betreffenden Gemeinde ein Forderungsrecht, jedoch unbedingt nur dann, wenn ein rechtfertigender Anlaß vorlag; andernfalls hat der Versprechende nur das Begonnene zu vollenden. In die neuern Gesetzbücher ist die Rechtsbildung überwiegend nicht übergegangen, z. B. nicht in das Preuß. Allg. Landrecht (anders, wenn es sich um ein Gelübde handelt, §§. 5, 6; I, 5), das Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 770 (wegen der im § 771 geregelten Auslobung, s. d.), den Code civil oder das Österr. Bürgerl. Gesetzbuch.

Pollinarium, s. Pollen.

Pollini, Bernhard, Theaterdirektor, geb. 12. Dez. 1836 zu Köln, war anfangs Bühnensänger, dann Impresario. Nachdem er viele Reisen gemacht und überall Verbindungen angeknüpft hatte, führte er als selbständiger Leiter ital. Operngesellschaften durch Deutschland, die durch hervorragende Kräfte und vorzügliches Ensemble großen Ruf erlangten. 1874 erhielt er die Direktion des neurestaurierten Hamburger Stadttheaters. 1876 übernahm er außerdem die Direktion des Altonaer Stadttheaters, das in engem Zusammenhang mit dem Hamburger steht. Seit 1894 ist P. auch der Besitzer und alleinige Leiter des Hamburger Thaliatheaters, das schon 1885-88 mit dem Stadttheater vereinigt war.

Pollio, Gajus Asinius, s. Asinius Pollio.

Pöllnitz, Karl Ludw., Freiherr von, Memoirenschriftsteller, geb. 25. Febr. 1692 zu Issum im Erzstift Köln, Enkel des kurbrandenb. Staatsministers und Generalmajors Gerhard Bernhard von P. (gest. 1679), durchreiste als Abenteurer den größten Teil Europas und fand fast an allen Höfen Zutritt. Er nahm in Österreich, im Kirchenstaat und in Spanien Kriegsdienste, konnte aber nirgends eine feste Anstellung finden, bis Friedrich d. Gr. ihn 1740 zu seinem Vorleser erwählte. Er starb als Theaterdirektor 23. Juni 1775. P. war dreimal zur kath. Kirche und zweimal zur reformierten übergetreten. Feiner Beobachtungsgeist und Witz charakterisieren seine "Mémoires" (3 Bde., Lüttich 1734; 2. Aufl., 4 Tle. in 2 Bdn., Lond. 1735), "Nouveaux mémoires" (2 Bde., Amsterd. 1737; die beiden Werke zusammen, 5. Aufl., 5 Bde., Lond. 1747); ferner schrieb er "État abrégé de la cour de Saxe sous le règne d'Auguste III, roi de Pologne" (Frankf. 1734), "La Saxe galante" (anonym, von einigen ihm abgesprochen, 1734), das die Liebschaften Augusts II. von Sachsen enthält. Wahrscheinlich ist er auch der Verfasser der "Histoire secrète de la duchesse d'Hanovre, épouse de George I, roi de la Grande-Bretagne" (Lond. 1732). Nach P.' Tode gab Brunn "Mémoires de P. pour servir à l'histoire des quatre derniers souverains de la maison de Brandebourg" (2 Bde., Berl. 1792) heraus. Alle seine Schriften wurden ins Deutsche übersetzt.

Pollnow, Stadt im Kreis Schlawe des preuß. Reg.-Bez. Köslin, links an der Grabow, fast auf allen Seiten von Hügeln umgeben, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Stolp), hat (1890) 2272 meist evang. E., darunter 61 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche, Rathaus, Bürgerschule; Wollspinnereien, Spiritusbrennerei, Brauerei, Mühlen, Ziegeleien und Schneidemühlen. Im NO. von P. dehnen sich die stark bewaldeten Barbelower Berge aus.

Pollokshaws (spr. -schahs), Stadt in der schott. Grafschaft Renfrew, am White Cart, 5 km im SSW. von Glasgow, dessen Vorort es bildet, mit (1891) 10045 E.; Papier-, Baumwollfabriken, Bleicherei, Eisengießerei und Druckerei.

Poll-tax (engl., "Kopfsteuer"), in England Bezeichnung des zum Zweck der Parlamentswahlen zusammengestellten Wahlregisters und des Wahlaktes selbst.

Pollutionen (vom lat. pollutio, Befleckung), die unwillkürlichen, mit üppigen Empfindungen verbundenen Samenergüsse, die bei geschlechtsreifen, im Geschlechtsgenuß enthaltsamen Männern stattfinden. Sie treten normalerweise alle zwei bis vier Wochen nur nachts im Schlafe, besonders gegen Morgen auf und sind in diesem Falle durchaus nichts Krankhaftes oder Nachteiliges. Krankhaft sind die P., wenn sie auch am Tage oder nachts zu oft (wöchentlich mehr als einmal, und zwar längere Zeit hindurch) eintreten; sie können dann eine Erschöpfung des Körpers und lange dauernde Gemütsverstimmung herbeiführen. Treten die P. zu oft auf, so müssen sie beschränkt werden durch eine nüchterne Lebensweise (Vermeiden von Gewürzen, Kaffee, Thee, stärkern Spirituosen), durch fleißige Leibesbewegungen, tägliche kalte Waschungen und Sitzbäder (im Sommer Flußbäder), durch Fernhalten erotischer Vorstellungen, namentlich aber dadurch, daß man vor dem Schlafengehen für genügende Entleerung des Darms und der Blase sorgt. Erfolgt hierdurch nicht baldige Besserung, so ist ein umsichtiger und erfahrener Arzt zu befragen, wogegen vor allen Geheimmitteln und brieflichen Konsultationen eindringlich gewarnt werden muß.

Pollux, ein nur sehr spärlich auf den Drusenräumen des Granits von Elba vorkommendes Mineral, das dadurch merkwürdig ist, daß es die relativ größte Menge des überaus seltenen Elements Cäsium (außer Kieselsäure, Thonerde und etwas Wasser 34 Proz. Cäsiumoxyd) enthält; es gehört zu der Familie der Zeolithe, krystallisiert regulär, bildet aber gewöhnlich ganz unregelmäßig gestaltete