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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polygraph - Polynesier
Polygraph (grch.), Vielschreiber, Verfasser vie-
ler Werke; auch Kopiermaschine.
Polygynie (grch.), Vielweiberei, gewöhnlich
Polygamie (s. d.) genannt^
?o1^F^nns, polygynisch (grch.) oder viel-
weibig, eine Blüte mit zahlreichen Griffeln (Ü08
pol^^^vv^. Im Linneschen System bezeichnet I^ol)-
^1113. die 12. Ordnung in den Klassen 1 -13, die
alle zu diesen Klassen gehörigen Pflanzen umsaht,
deren Blüten mehr als 12 Griffel besitzen.
Polyhattt (grch., d. h. viele Salze enthaltend),
ein in der Steinsalzablagerung ;u Stahsurt zwischen
dem festen Steinsalz und den Kalisalzen liegendes,
den Übergang beider vermittelndes hellgraues oder
häufiger rötliches Salz von 2,720 spec. Gewicht, das
überwiegend aus Calcium-, Magnesium- und Ka-
liumsulfat, mit einem Wassergehalt von etwa 0 Proz.
bestebt und auf die Formel 20a304 ^ I^^^.^
-^ll.O führt; es findet sich auch zu Ischl, Hallein,
Hallftatt und Berchtesgaden.
Polyhistor (grch., d. i. Vielwisser), ein Gelehr-
ter von ausgebreiteten Kenntnissen in den verschie-
densten Gebieten der Wissenschaften, namentlich in
d^r Geschichte und Litteratur.
Polyhymnia oder Polymnia (d. i. die Ge-
sangreiche), eine der neun Musen (s. d.). - P. ist
auch der Name des 33. Planetoiden.
Polytandros, Insel, s. Pholegandros.
Polykarp (Polycarpus), Heiliger, Bischof
vou Smyrna, einer der Apostolischen Väter (s. d.),
weil ihm ein Brief beigelegt wird und er der Sage
nach ein Schüler des Apostels Johannes gewesen
sein soll. Er starb als 86jähriger Greis 155 (150)
den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen. Sein
Gedächtnistag ist in der gricch. Kirche der 23. Febr.,
in der römischen der 26. Jan. Ein Brief seiner Ge-
meinde, der zur Jahresfeier seines Todes an die
Gemeinde zu Philomelium gerichtet sein soll, wahr-
scheinlich aber spätern Ursprungs ist, erzählt die auch
von Herder behandelte Legende über seinen Tod, daß
die Flamme gleich einem geblähten Segel sich um
ihn legte, und als hierauf ein Kriegsknecht mit dem
Schwert ihn durchbohrte, plötzlich eine weifte Taube
aufgeflogen sei. Nnter P.s Namen ist noch ein Brief
an die Philipper, teilweise nur noch in lat. Über-
setzung, erhalten, dessen Echtheit ebenfalls zweifel-
haft ist. - Vgl. Waddington, Nömoii-k sur Ia
elironolo^io äs 1a vie du rlioteur ^6iiu8 ^.i-i^ido
(Par. 1867); Lipsius in den "Jahrbüchern für prot.
Theologie" (Lpz. 1878); Gebhardt in der "Zeitschrift
für histor. Theologie" (Gotha 1879); Hilgenfeld in
der "Zeitschrist für wissenschaftliche Theologie" (Lpz.
1879); Egli, ebenda (1882); Re'ville, ve anno äiecius
<1iiidu31^0l^cHlM8 8m^i-na6 inait^rium tulit (Genf
1880). Über den Brief des P. f. die Ausgaben der
Apostolischen Väter.
Polykephälifch (grch.), vielköpfig.
Polyki eselsäuren oder Polysiliciumsäu-
rcn, s. Kieselsäure. IS. 930^).
Polykladie (grch.), s. Mißbildungen (Bd. 11,
Polyklet (grch. Polykleitos), 'griech. Bild-
hauer aus (^icyon, angeblich Schüler des argivischen
Bildhauers Ageladas, war gegen Ende des 5. Jahrh,
v. Chr. vorzugsweise in Argos thätig. Er ist der be-
deutendste Meister der ältern Argivischcn Vildhauer-
schule. Von semen 21 bezeugten Werken, vorzugs-
weise Gestalten jugendlicher Athleten (Diadumcnos,
Doryphoros; s. Tafel: Griechische KnnstII,Fig.4
u. 16), scheinen die mMen jn ruhiger Stellung dar-
gestellt gewesen zu sein; nur die Gruppe zweier knöchel-
spielender Knabm (Astragalizontes) setzt eine leb-
haftere Bewegung voraus. Über seine Bedeutung
für die Griechische Kunst s. d. (Bd. 8, S. 354).
Polyklet der Jüngere, griech. Bildhauer aus
Argos, Bruder und Schüler des Naukydes, lebte
im 4. Jahrh. v. Chr. Erwähnt wird von ihm u. a.
die Statue eines Zeus Philios, der mit den Attri-
buten des Dionysos dargestellt war. Er hat auch
als Architekt hervorragende Werke geschaffen, wie
das Theater und die Tholos in Epidauros, die kürz-
lich durch Ausgrabungen wieder aufgedeckt sind.
Polykrätes, Sohn des Aakes aus Samos, warf
sich nach Vesiegung des Adels um 533 v. Chr. zum
Herrn der Insel auf und machte diese zum Mittel-
punkt eines großen Seereichs. Er besiegte seine
von Korintb und Sparta unterstützten Hauptgegner
Milet und Lesbos, suchte und fand Unterstützung
bei den Herrschern von Athen (Pisistratus), Naros
(Lygdamis), Ägypten (Ämasis), befestigte und
schmückte seine Stadt und hielt einen glänzenden,
von den Dichtern der Zeit viel besuchten ^ürstenhof.
Endlich lockte ihn der ihm verfeindete perf. Satrap
Orötes in Sardes um 522 unter trügerischen Vor-
wänden nach Magnesia am Mäander und lieh ihn
ans Krenz schlagen. Eine über P. verbreitete Sage hat
Schiller in dem Gedicht "Der Ring des P." behandelt.
Polymastie (grch.), das Vorhandensein über-
zähliger Vrnstdrüsen, eine Form der Plethomelie.
Polymathie (grch.), vielumfassende Gelehrsam-
Polymelie (grch.), s. Plethomelie. Mt.
Polymer, Polymerie (grch.), s. Isomer und
Heteromorphismus.
Polymerismus (grch.), Mißbildung, dnrch Ver-
mehrung der regelmäßigen Zahl der Körperteile.
Polymestor, s. Polydoros.
Polymnia, s. Polyhymnia.
Polymorphismus (grch.), eine auf Arbeits-
teilung beruhende Umgestaltung, welche einzelne
Mitglieder von Ticrstöcken hänfig erfahren. In
gewissem Sinne kann man bei den Ameisen und
Bienen schon von einem P. sprechen, da hier neben
den Geschlechtstieren auch noch anders gestaltete ge-
schlechtslose Arbeiterinnen vorkommen. Am weite-
sten geht der P. bei Polypen, namentlich bei den
Schwimmpolypen. (S. Akalephen.) - Vgl. Leuckart,
über den P. der Individuen oder die Erscheinungen
der Arbeitsteilung in der Natur (Gießen 1851).
Polymythie (grch., "Fülle von Mythen"), im
Drama die Häufung der Begebenheiten.
Polyueikes (lat.Polynices), Sohn des Oidi-
pus und der Iokaste, Bruder des Eteokles (s. d.>.
Polynesien, Bezeichnung für die in der Süd-
sce, nordöstlich von Neuseeland, zwischen den Wende-
kreisen gelegenen Inseln und Inselgruppen. (S.
Oceanien.)
Polynesier, die hellfarbige Nasse auf den In-
seln des Stillen Oceans, von den Samoa- und
Tongainseln im W. bis zur Osterinsel im O. und
von den Hawaii-(Sandwich-)Inseln im N. bis Neu-
seeland im S. Sie sind sowohl von den Mikrone-
siern, ihren hellfarbigen Nachbarn im O., als auch
von den dunkelfarbigen Melanesiern streng geschie-
den. Die P. wanderten auf die Infeln, die sie
gegenwärtig bewohnen, von W. her ein und brach-
ten ihre Nutztiere, das Schwein, den Hund und das
Hubn, aus der alten Heimat mit. Wahrscheinlich
war der Ausgangspunkt ihrer Wanderungen die
Insel Vuru der Molutten. Daß Mischungen mit