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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Polyneuritis - Polypodiaceen
andern Rassen vorkamen, ist selbstverständlich. Zu-
erst wurde auf dem Tonga- und Samoa-Archipel
Station gemacht; im Anfang des 5. Jahrh, er-
schienen die P. auf den Marquesasinseln, 1100
auf Tahiti, 1200 auf Narotonga, 1500 auf Neu-
seeland und 1700 auf den Chathaminseln. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß die P. auch zu den
Südamerikanern Beziehungen hatten. Die Haut-
farbe variiert zwischen hellem Gelb und rötlichem
Braun. Das schwarze, teils schlichte, teils wellig-
lockige Haar erreicht bei den Frauen beträchtliche
Länge. Auf der Insel Maui der Hawaiigruppe fin-
den sich zahlreiche rothaarige Individuen mit sehr
heller Hautfarbe, die man auf den Nest einer 11r-
hevölkerung zurückführt. Die Hautfarbe der Neu-
seeländer zeigt einen ganz lichten Stich ins Grün-
liche. Der Wuchs der P. ist ein hoher, der Korper-
bau ein ungewöhnlich kräftiger, muskulöser, mit
großer Anlage zur Fettleibigkeit. Die Nase ist breit
und schwammig, die kippen sind ziemlich stark auf-
geworfen, die Schädel brachykephal. Der polyne-
sische Typus steht dem europäischen näher als irgend
ein anderer jener weit entlegenen Himmelsstriche.
Die Bildungsstufe des P. war schon vor der Berüh-
rung mit europ. Civilisation eine hohe. Gegenwärtig
ist er völlig modernisiert. Die vor 100 Jahren nock
nach vielen Hunderttausenden zählende polynesiscbe
Bevölkerung ist in schnellem Aussterben begriffen;
nach weitern 100 Jahren wird die Rasse zweifel-
los der Vergangenheit angehören. (S. Malaio
Polynesische Sprachen.)
Polyneurltis (grch.),Nervenentzündung, welche
gleichzeitig viele Nerven befällt.
Polylttces, s. Polyncikes.
Polynom (grch.) oder vielteilige Größe,
in der Mathematik eine Größe, die aus mehr
als zwei durch die Zeichen ^ oder - - verbundenen
Gliedern besteht, z. B. ^ l d - <: 1 ä, und Poly-
nomischer Lehrsatz diejenige Formel, welche die
Entwicklung einer Potenz einer vieltciligcn Größe
darstellt. Die verschiedenen Ausdrucksweisen dafür
rühren von Leibniz, Moivre und Euler her. Am
Ende des 18. Jahrh, hat sich Hindenburg viel mit
dem Polynomischen Lehrsatz beschäftigt.
?o1z?-0nilna.tu8, Schmetterling, f. Bläulinge.
Polyonymie (grch.), Vielnamigkeit.
Polyöpie oder Polyöpsis (grch.), Gesichts-
fehler, wobei ein Gegenstand vielfach erscheint
(s. Doppelsehen).
Polypanarthrltis (grch.), allgemeine Gelenk-
entzündung, Gelenkrheumatismus.
?o1^pss.a.tiäa.o, Baumfrösche, Froschlurche
(s. d.) mit vollständigen Gehörorganen, meist ohne
Ohrdrüsen. Sie bewobnen in 21 Gattungen und
etwa 220 Arten die Wälder tropischer und sub-
tropischer Gegenden beider Hemisphären. Zu den
I'. gehört unter anderm der Flugfrosch (s. d. und
Tafel: Frösche und Kröten II, Fig. 6).
Polypemon, f. Prokrustes.
Polypen (vom grch. z>0i)M8, d. i. Vielfusi)
nannte zuerst Aristoteles die Cephalopoden oder
Tintenfische; eine Bezeichnung, die bis in die
Gegenwart populär geblieben ist. In der Zoologie
wird der Name indessen für eine ganz andere Gruppe
von Tieren verwendet, nämlich für die Anthozoen
(s. d.), Hydroidpolypen (s. d.) und Schwimmpolypen
(s. d.). Früher wurden die Moostierchen (s. d.) in-
folge der Ähnlichkeit ihrer Stockbildungen mit denen
der Hydroidpolypen ebenfalls P. genannt.
Polypen, in der Medizin geschwulstförmige
Wucherungen der Schleimhäute, die bald nur flache
Hügel darstellen, bald stärker hervorragen oder
selbst von birnförmiger Gestalt und dann gestielt
sind. Eingeteilt werden sie hauptsächlich ihrer Struk-
tur nach in weiche oder Schleimpolypen
und in feste oder Fleifchpolypen. Im allge-
meinen sind solche P. so ungefährlich wie die Warzen
auf der äußern Haut und unterscheiden sich hierdnrch
von den krebsartigen Wucherungen, erlangen auch
meist nur durch die Stelle, an welcher sie sitzen, Be-
deutung. Viele P. sind vollständig symptomlos,
während andere vorübergehende oder dauernde Ver-
engerung,selbstVerstopfung des betreffendenSchleim-
hautkanals, sowie chronische Katarrhe, Verdicknngen
und Blutungen herbeiführen. Die in der Nase be-
findlichen erschweren das Atmen durch die Nase, ent-
stellen die Sprache und bewirken nickt selten durch
Druck auf die Ohrtrompete Schwerhörigkeit. Die
P. in der Nähe des Kehlkopfes oder in demselben
machen die Stimme klanglos und können den Durch-
tritt der Luft selbst völlig verhindern (Ersticknngs-
gefahr). Der Sitz derselben in der Gebärmutter be-
wirkt Unfruchtbarkeit und oft erschöpfende Blutun-
gen. Der Polyp muß, wenn er Störungen und
Beschwerden hervorruft, durch eine Operation ent-
fernt werden, die je nach dem Sitz, der Gestalt und
der Art desselben verschieden ist (z. B. Abschneiden,
Abbinden, Abdrehen, Brennen, Atzen). Mitnnter
muß die Operation wiederholt werden, da manche
P. nach ihrer Ausrottung wiederkehren.
Vo1^psta.1n8 (üoä), eine Blüte, deren Perian-
thium aus mehrern getrennten Blättern besteht;
daher Polypetälen soviel wie Choripetalen (s. d.).
Polyphag (grch.) heißenTiere, die vielerlei Arten
von Nahrung genießen (s. Tier und Monophag);
Polyphägie, Vielesserei, in der MediZm trank-
hafte Gefräßigkeit.
Polyphemos, Sohn des Poseidon und der
Nymphe Thoosa, ein einäugiger Niese, war der be-
rühmteste der Kyklopen (s. d.). In seine Höhle kam
Odysseus, als er an der Küste Siciliens landete,
mit zwölf Gefährten, von denen P. sechs verzehrte.
Den übrigen stand dasselbe Schicksal bevor. Allein
Odyssens berauschte P., brannte ihm dann mit einem
glühenden Pfahle sein Auge aus, versteckte sich und
seine Gefährten unter die Bäuche der Riesenschafe,
als sie P. aus der Höhle auf die Weide gehen ließ,
und entkam fo. Weit ins Meer hinaus schleuderte
ihm P. einen Felsblock nach, und da er ihn nicht
erreichen konnte, bat er seinen Vater Poseidon um
Rache (Homers Odyssee, Buch IX). Diese Sage
liegt dem Satyrdrama des Euripides "Kyklops"
zu Grunde. Von spätern Dichtern wird oft die
Liebe des P. zur Galateia (s. Alis) erwäbnt. - Vgl.
Holland, I>6 1^1)^nc!in0 6t 6lU9^ (Lpz.1884).
Polyphon sgrch), vielstimmig (s.d.); als Musik-
instrument, s. Musikinstrumente, mechanische; Poly -
phönie, Viclstimmigkeit.
Polyphrasie (grck.), Redesucht, Geschwätzigkeit,
findet sich bäufig bei Geisteskranken.
Polyphyletisch (grch.), s. Monophyletisch.
rolz^kMa., s. Walker.
?o1^p1sotron, Gattung der Pfauen (s. d.).
Polypodiaceen (^Ol^odi^c^L), die größte
Familie der Farne (s. d.) mit über 20^ über die
ganze Erde verbreiteten, der Mehrzahl nach tropischen
Arten. Es sind säst sämtlich trautartige Formen mit
kriechendem oder aufsteigendem Wurzelstock, bäum-