Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

258

Pomeranzenschalenöl - Pommern

genschalenöls (s. d.) benutzt. Getrocknet und zum Teil der innern weißen Fleischschicht beraubt, bilden sie einen nicht unbedeutenden Handelsartikel Spaniens, Frankreichs und Italiens. Man benutzt sie ihres Bitterstoffs wegen in der Form des alkoholischen Auszugs und als Thee medizinisch als Magenmittel; den Hauptverbrauch finden sie in der Liqueurfabrikation. Sehr geschätzt waren früher die grünen Schalen einer besondern, auf Curaçao kultivierten Art, aus denen ursprünglich im Heimatslande der bekannte Curaçaoliqueur dargestellt wurde.

Pomeranzenschalenöl, soviel wie Orangenschalenöl (s. d.).

Pomeranzentinktur (Tinctura Aurantii), nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich ein Auszug von 1 Teil Pomeranzenschale und 10 Teilen verdünntem Weingeist. Sonst bezeichnet man mit P. auch weingeistige Auszüge aus unreifen Pomeranzen (Fructus Aurantii immaturi). P. findet als Magenmittel, als Zusatz zu Bischof u. s. w. Verwendung.

Pomerellen (Pomerania parva), früher Name des Landstrichs der preuß. Provinz Westpreußen, zwischen dem linken Ufer der Weichsel, den Provinzen Pommern und Posen und der Ostsee (Kassubei), mit den Städten Schwetz, Konitz, Stargard und Dirschau. Das Land hatte früher eigene Fürsten, fiel aber schon 1290 an Polen, welches deshalb viele Kämpfe mit den Pommern, den Markgrafen von Brandenburg und dem Deutschen Orden zu führen hatte. 1310 eroberten es die Deutschen Ritter, mußten es aber 1466 im Thorner Frieden wieder an Polen abtreten, bei dem es bis zur ersten Teilung Polens 1772 verblieb. - Vgl. Perlbach, Pomerellisches Urkundenbuch (Danz. 1882).

Pomerellische Mundarten, s. Deutsche Mundarten (Bd. 5, S. 34 a).

Pomerium (unrichtig oft Pomörium geschrieben), in den italischen Städten, besonders in Rom, der ursprünglich wohl aus fortifikatorischen Gründen jeder menschlichen Benutzung entzogene geheiligte Raum, der diesseit und jenseit der Stadtmauer hinlief und durch Marksteine (cippi) begrenzt war.

Pomesanien, einer der elf Gaue, in die das alte Preußen bis zur Zeit Friedrichs d. Gr. geteilt war, umfaßte das Land am rechten Weichselufer von Graudenz nach Elbing hin, in der heutigen Provinz Westpreußen. P. war von 1243 an ein dem Metropoliten von Riga zugewiesenes Bistum. Sitz des Bischofs war Riesenburg, Sitz des Domkapitels Marienwerder (Urbs Mariae Insulanae). 1524 nahm der Bischof von Culm Recht und Titel des Bischofs von P. an sich und erhielt 1601 päpstl. Bestätigung dafür.

Pomigliano d'Arco (spr. pomilj-), Stadt im Kreis Casoria der ital. Provinz Neapel, am Nordfuß des Vesuvs und der Nebenlinie Neapel-Nola, hat (1881) 7730, als Gemeinde 9436 E., Edelsteinschleiferei und Bogen einer röm. Wasserleitung.

Pomjéstje, in Rußland in älterer Zeit ein Dienstgut, welches Staatseigentum war und an dem der Besitzer nur ein Nutznießungsrecht für Leistung im Kriegsdienst hatte. Später wurden die Rechte immer mehr ausgedehnt (auf Veräußerung, Vererbung), und Peter d. Gr. stellte 1714 die Dienstgüter den Erbgütern (otčina) gleich. Gegenwärtig bedeutet P. ein adliges Gut, Pomjeschtschik einen adligen Gutsbesitzer.

Pommade, s. Pomade.

Pommer (verderbt aus frz. bombarde), Holzblasinstrument, s. Schalmei.

Pommer, soviel wie Spitzhund (s. Hunde, Bd. 9, S. 429 b).

Pommer, Dr., Beiname von Bugenhagen (s. d.).

Pommerellen, Landstrich, s. Pomerellen.

Pommern, Provinz im preuß. Staate, ehemaliges Herzogtum, grenzt im N. an die Ostsee, im O. und SO. an Westpreußen, im S. an Brandenburg, im SW. und W. an Mecklenburg und umfaßt 30112,11 qkm, ausschließlich jedoch des Pommerschen Haffs (s. d.) und der Wieke und Bodden (s. d.) von zusammen 1538,60 qkm Fläche. (S. die Karte: Mecklenburg und Pommern, Bd. 11, S. 704.)

Oberflächengestaltung, Gewässer, Klima. P. bildet seiner physischen Beschaffenheit nach einen Teil des von Westen nach Osten ziehenden uralisch-baltischen Landrückens sowie des Norddeutschen Tieflandes. Es besteht östlich der Oder (Hinterpommern genannt) aus Küstenebenen mit einzelnen Hügeln und Höhen, im Innern aber aus terrassenförmig nach der Ostsee zu abfallenden Plateaus von teilweise ausgesprochenem Berglandcharakter, die, vielfach sich verzweigend und zerrissen durch zahlreiche, zur Weichsel, Netze, Oder und Ostsee gehende Flüsse von meist kurzem und raschem Lauf, bemerkenswerte Höhen und mehrere Hundert größere Landseen (Pommersche Seenplatte) tragen, sowie auch reich an landschaftlichen Schönheiten sind (Pommersche Schweiz östlich von Schivelbein bei Polzin, Rummelsburger Bergland nördlich von Rummelsburg bei Pollnow). Auch westlich der Oder (Vorpommern und Neu-Vorpommern genannt), wo sich ausgedehntes Flachland findet, erheben sich Hügelreihen, und auf der Insel Rügen (s. d.) bilden die Kreidefelsen (Stubbenkammer) mit ihren schroffen Küsten berühmte Anziehungspunkte. Die vorpommersche Küste ist zerrissen, die hinterpommersche dünenreich und wenig gegliedert, jedoch mit einzelnen Strandseen, gleichsam kleinern Haffen, durchsetzt. Die bedeutendsten Höhen liegen im östlichen P. (der Schimmritzberg bei Bütow 256 m); bemerkenswert sind ferner der Revekol (115 m) am Gardeschen See und der Gollenberg (144 m) bei Köslin, beide unfern der Küste, sodann weiter landeinwärts der Dombrowaberg (210 m) bei Lauenburg, dann der Steinberg (234 m), westlich vom Papenzinsee der Hochratzen (211 m) an der Grenze des Kreises Deutsch-Krone. Von den Strandseen sind der Lebasee (82,13 qkm), der Gardesche (34 qkm), der Vietzker (13,40 qkm), der Buckowsche, der Jamunder (17 km lang und etwa 2 km breit) und der Kampersee, von den Landseen der Vilmsee auf der Neustettiner Platte, der Dratzigsee, der Pielburger, der Groß-Lübbe- und der Madüesee (40 qkm) sowie der nach Mecklenburg hinüberreichende Kummerower See die umfangreichsten. Abgesehen von der Oder mit ihren Mündungsarmen Peene, Swine und Dievenow hat P. nur wenig bedeutende Flüsse, von denen die Persante auf 2, die Ihna auf 60, die Üker auf 35, der Trebel und die Recknitz auf 28, die Tollense auf 45 km schiffbar sind; auch nennenswerte Kanäle sind nicht vorhanden. Das Klima ist im östl. Teile rauher als im Oderthale und im westl. Teile; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Köslin 7,1° C., und das Monatsmittel liegt hier drei Monate mit 0,7 bis 1,9° C. unter Null; dagegen hat Stettin ein Jahresmittel von 8,4° C. und nur im Januar ein Monatsmittel unter Null (-1,1); die mittlere jährliche Niederschlagshöhe beträgt in Stettin und in