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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pommersches Haff - Pompeji

Pommersches Haff, Stettiner Haff, der durch die Inseln Usedom und Wollin von der Ostsee abgetrennte Strandsee, ist von W. nach O. 52 km lang und von S. nach N. 15-22 km breit und bedeckt 800 qkm. Er hat nach dem Meere drei Verbindungen: im W. die Peene (s. d.), in der Mitte zwischen Usedom und Wollin die Swine und im O. die Dievenow (s. d.). Das Haff zerfällt in das östl. Große Haff und westl. Kleine Haff, die durch zwei Landzungen des Südufers, welche den Neuwarper See einschließen, und durch einen südl. Vorsprung Usedoms getrennt werden. Die Tiefe des Haffs beträgt nur 5 m.

Pomologie (lat.-grch.), Obstkunde; Pomolog, Obstkundiger. Die P. zerfällt in die Formenlehre, pomolog. Kunstsprache (Terminologie), Systemkunde und Sortenkunde. Hauptaufgabe der P. ist wissenschaftliche Beschreibung der Obstsorten, namentlich aber Beobachtungen über den Wert der einzelnen Früchte anzustellen. Im ausgedehntern Sinne des Wortes wird auch wohl die Kultur und Verwertung des Obstes zur P. gerechnet. (S. Obst, Obstbau, Obstbaumformen, Obstbaumpflege, Obstbaumzucht.)

Pomologische Institute, s. Gartenbauschulen.

Pomona, Insel, s. Mainland.

Pomona, Ort im County Los Angeles im nordamerik. Staate Kalifornien, zwischen Los Angeles und San Bernardino, mit Obst- und Weinbau und (1890) 3634 E.

Pomona, eine in Latium einheimische Göttin alles dessen, was in Gärten an Gewächsen und Baumfrüchten erzeugt wird, hatte in Rom einen eigenen Priester, Flamen Pomonalis genannt, und in der Nähe von Ostia einen alten Hain, Pomonal. Die Sage gab ihr bald den Gott Vertumnus, bald den Landeskönig Picus zum Gemahl. - P. ist auch der Name des 32. Planetoiden.

Pomörium, s. Pomerium.

Pomótu, s. Tuamotu.

Pompa (lat.), bei den Alten ein öffentlicher, feierlicher Aufzug, wie bei Leichenbegängnissen, Triumphen, den Circensischen Spielen u. s. w.; daher Pomp soviel wie Pracht, Gepränge, Prunk.

Pompadour (spr. pongpaduhr), Bezeichnung für einen zierlichen Strickbeutel.

Pompadour (spr. pongpaduhr), Jeanne Antoinette Poisson, Marquise de, Maitresse Ludwigs XV. von Frankreich, geb. 29. Dez. 1721 zu Paris, war die Tochter eines franz. Unterbeamten bei der Armeeverwaltung. Ein reicher Generalpächter, der Beziehungen zu ihrer sittenlosen Mutter hatte, nahm sie in sein Haus und ließ sie gut erziehen. 1741 vermählte sie sich mit dem Unterfinanzpächter Lenormand d'Etioles und machte bald darauf die Bekanntschaft des Königs, auf die längst ihr Streben zielte; 1745 erhielt sie Zutritt am Hofe und den Titel einer Marquise von P. Ihre Stellung bei Hofe war von Anfang an bedeutend, zunächst vorwiegend in der Rolle einer Beschützerin von Kunst und Wissenschaft. Schon nach einigen Jahren erkaltete die Neigung des Königs, die nie tief war, und die P., von Hause aus eher eine unsinnliche Natur, machte sich ihm nun unentbehrlich, indem sie ihm die Zeit vertrieb und für neue Gegenstände seiner Begierden sorgte. Zugleich eroberte sie sich einen fast unbeschränkten Einfluß auf die Regierung. Die Teilnahme Frankreichs am Kriege gegen Friedrich II. war hauptsächlich ihr Werk. Die Ministerien hingen von ihrer Laune ab. Bernis (s. d.), den sie erst erhoben hatte, ließ sie 1758 fallen; Choiseul (s. d.) wurde nun ihr eigenster Minister; sie teilte mit ihm die Gegnerschaft gegen die Jesuiten. Im Kriege erstreckte sich ihr Einfluß sogar auf die Ernennung der Generale, nicht zum Heile der Armeen. Die Marquise starb 15. April 1764. Ihre Beziehungen zu dem Neffen Rameaus, die Brachvogel in seinem Trauerspiel "Narciß" schildert, sind unhistorisch. Malassis veröffentlichte die "Correspondance de Madame de P." (Par. 1878). Die "Mémoires" und die "Lettres", die (Lond. 1758) unter ihrem Namen erschienen, sollen von dem jüngern Crébillon sein. - Vgl. Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 3-6 (Par. 1866-73); Campardon, Madame de P., (ebd. 1867); de Goncourt, Madame de P. (ebd. 1878).

Pompadours (spr. pongpaduhr; Cotinginae), Unterfamilie der Fruchtvögel (s. d.) mit gestrecktem, leicht abgeplattetem Schnabel und kurzen Läufen. Stattliche, bis 20 cm große, lebhaft gefärbte Vögel, die in 10 Gattungen und 28 Arten ausschließlich den kontinentalen Teil des tropischen Südamerikas bewohnen. Die echte Pompadour (Cotinga s. Xipholena pompadora L.) ist 19 cm groß, das Männchen weinrot mit weißen Flügeln, deren sechs erste Schwingen schwarze Spitzen haben, das Weibchen graubraun mit braunschwarzen Schwung- und Steuerfedern. Der Vogel bewohnt Guayana.

Pompeja, der 203. Planetoid.

Pompeji (lat. Pompeï), eine oskische Stadt Campaniens, unweit der Mündung des Flusses Sarnus (jetzt Sarno) in den Golf von Neapel, nahe dem südl. Fuße des Vesuvs gelegen. Gleich ihren Nachbarstädten wurde sie Ende des 4. Jahrh. v. Chr. in die Kämpfe zwischen Samniten und Römern verwickelt und infolge derselben der röm. Herrschaft unterworfen. 90 v. Chr. schlossen sich die Pompejaner der Erhebung der ital. Bundesgenossen gegen die röm. Suprematie an; nach Niederwerfung des Aufstandes strafte Sulla P. dadurch, daß er seinen Veteranen einen Teil der Stadt und der Feldmark anwies. Seitdem wurde die Stadt ihrer reizvollen Lage wegen von den vornehmen Römern als Landaufenthalt gewählt. Die Einwohnerzahl von P. dürfte 12-20000 betragen haben. 63 n. Chr. wurde P. durch ein Erdbeben heimgesucht, welches zahlreiche Gebäude beschädigte. Die Neubauten waren nur zum Teil vollendet, als der furchtbare Ausbruch des Vesuvs 24. Aug. 79 n. Chr. erfolgte, welcher P. sowie Herculanum und einige kleinere Orte der Umgegend anderthalb Tage lang mit einem Regen von Asche und Bimssteinbrocken überschüttete. Mehrfache Versuche der Wiederbesiedelung wurden gemacht, aber eine dauernde Niederlassung bildete sich an der Stelle von P. nicht wieder; mehr als anderthalb Jahrtausende lag die Stadt unter der 6 m hohen vulkanischen Decke begraben und vergessen. Erst 1748 veranlaßte ein zufälliger Fund genauere Nachforschungen, die seitdem, wenn auch mit Unterbrechung, bis zur heutigen Zeit fortgeführt worden sind. Besonders erfolgreich waren die Ausgrabungen von 1763 bis 1775, welche die beiden Theater, mehrere Tempel, die Gräberstraße nebst mehrern anliegenden Villen zu Tage förderten. Bedeutendes schaffte die Regierung Murats (1808-15), welcher die Aufdeckung des Forums, der Basilika, der Stadtmauer in ihrem ganzen Umfange und anderes verdankt wird. Nach der Rückkehr der Bourbonen wurde die Ausgrabung zwar fortgesetzt, aber mit immer abnehmendem Eifer. Mit dem Anschlusse Neapels