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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ponieren - Ponson du Terrail
der ihn zum Woiwodm und Regimentarius erbob.
Als August starb, unterstützte er den wieder in Polen
als Kronprätendenten auftretenden Lcszczynski,
wurde aber bei Danzig von den Russen gefangen
genommen. Nach seiner Freilassung versöhnte er
sich rnit August III., bei dem er dann in hoben Ehren
stand. Er starb 3. Aug. 1762.
Von seiner zweiten Gemahlin, einer Fürstin
Czartoryiska, hinterlieh er mehrere Söhne: den zum
König von Polen erhobenen Stanislaus P.
(s. Stanislaus II. August); Kasimir P., geb. 1721,
der in den Fürstenstand erdoben wurde, während der
Regierung seines Bruders Grohkämmerer der Krone
war und 1800 starb; Andreas P.,seit1756deutscher
Reichsfürst, gest. 1773 zu Wien als österr. General-
feldzeugmeister; Michael P., der jüngste der Brü-
der, geb. 1763, der bis zur Würde eines Erzbischofs
von Gnesen und Primas des Reichs aufstieg und
12. Aug. 1794 in Warschau starb.
Der erwähnte Kasimir P. hinterließ einen Sohn,
Stanislaus P., geb. 23. Nov. 1757, welcher
während der Regierung seines Oheims Groß-
schatzmeister von Litauen, Starost von Podolim
und General der poln. Kronarmee war und dann
vom russ. Kaiser zum Wirkl. Geheimrat ernannt
wurde. Seit 1804 lebte er in Wien, sodann längere
Zeit in Rom, wo er 1826 seine schöne, an der Via
Flainuna gelegene Villa nebst allen darin befind-
lichen Werken alter Bildhauerkunst an den Eng-
länder Sykes verkaufte. Er starb 13. Febr. 1833 zu
Florenz. - Sein Sohn, Fürst Josepb P., geb.
21. Febr. 1816 zu Rom, erhielt seine Bildung zu
Florenz, wo er sich frühzeitig den schönen Künsten,
besonders der Musik und dem Gesang zuwandte.
Vom Großherzog Leopold II. von Toscana 1848
naturalisiert, ward er 1849 toscan. Gesandter in
Brüssel und 1850-53 zugleich in London. 1854
siedelte er nach Frankreich über, wo ihn Napoleon III.
zum Senator ernannte und auch mehrfach zu diplo-
mat. Sendungen verwandte. P. hat eine Reihe
von Opern komponiert, wie "(^iov^nni äi I^i-ociäa",
die 1840 zu Lucca mit Erfolg aufgeführt ward,
ferner "I'isi'i'O äe Neäici" und die Operette "^n
ti-3.v6l8 ä'nn mur" (1861), die in Paris aufgeführt
wurden. Er starb 4. Juli 1873 zu London.
Joseph Anton, Fürst P., geb. 7. Mai 1762
zu Warschau, war der Sohn des erwähnten Andreas
und einer Gräfin, Kinska. Er trat jung in österr.
Dienste und 1789 als Generalmajor ins poln. Heer
über. Er erhielt während des Feldzugs von 1792
den Oberbefehl, nahm aber, nachdem der König der
Konföderation von Targowitza beigctreten war, den
Abschied. Als sich indes Kosciusz'ko 1794 zur Ret-
tung des Vaterlandes erhob, trat P. sogleich als
Freiwilliger ins poln. Heer ein und erhielt den Be-
fehl über eine Division, mit der er während der
beiden Belagerungen Warschaus wesentliche Dienste
leistete. Nach der Übergabe der Stadt lebte P. als
Privatmann auf seinen Gütern. Nach der Errich-
tung des Herzogtums Warschau (1807) übernahm
P. das Kriegsministerium, befehligte 1809 das
poln. Heer gegen die Österreicher, wurde zwar
19. April bei Raszyn geschlagen, zwang aber trotz-
dem den Feind durch geschickte Bewegungen zur
Räumung des Herzogtums und drang bis Krakau
vor. Im Kriege gegen Rußland 1812 stellte Polen
100000 Mann für Frankreich, wovon etwa ein
Drittel unter P.s Führung als 5. Armeekorps bei
Borodino mit Auszeichnung kämpfte. 1813 erhielt
P. das Kommando des 8. Armeekorps und führte
es in der Schlacht bei Leipzig mit solcher Auszeich-
nung, daß er znm Marschall ernannt wurde. Er
erhielt 19. Okt. den Befehl, den Rückzug der franz.
Armee zu decken. Als er, weil die einzige Brücke
über die Elster vorzeitig gesprengt war, den ange-
schwollenen Fluß zu durchschwimmen versuchte, er-
trank er. 1816 wurde er in der Kirche zu Krakau
beigesetzt. Die Stelle, wo P. ertrank, wurde später
durch ein Denkmal bezeichnet. - Sein Leben be-
schrieb Voguslawsti (Krak. 1831).
Vgl. Szymanowski, Die P. (Genf 1880).
Ponieren (lat., "setzen"), zum besten geben.
?oenitentiä.1o (lat.), soviel wie Brchbuch.
Pönitentiaranstalten, s. Gefängniswesen (Bd.
7, S. 647 a).
?osnitentia.riu8 (mittellat.), Grohpöniten-
tiar, Titel des Vorstehers der ?6nit6N2iNri3. in
Rom, d. h. der päpstl. Behörde für die dem Papste
vorbehaltenen Absolutionen und Dispensationen.
?. ist immer ein Kardinal (daher Kardinalpöni-
tentiar). Auch Geistliche, die vom Bischof zur Er-
teilung der ihm vorbehaltenen Absolutionen bevoll-
mächtigt sind, heißen ?.; in jedem Domkapitel soll
ein Mitglied als I>. bestellt sein.
Pömtönz (lat.), eigentlich Reue, in der röm.-
kath. Kirche die kanonischen Strafen und Bußwerke,
die der Priester für Vergehungen auferlegt, z. B.
Beten, Fasten, Wallfahrten u. s. w. (S. Buße.)
In der alten Kirche, wo für gewisse Sünden eine
sehr langwierige Buße vorgeschrieben war, gab es
einen besondern Pönitenzpriestcr. Pönitenz -
Pfarre heißt noch gegenwärtig eine gering dotierte
oder entlegene Pfarre, auf die ein Pfarrer wegen
leichten Vergehens versetzt wird.
?on3 (lat.), Brücke; ?. ^6iw8, s. Engelsburg;
?. ^uFN8ti, s. Eisernes Thor. - über ?. oder?.
VaroM als Teil des Gehirns s. d. (Bd. 7, S. 676 d).
Ponsard (spr. pongßahr), Francois, franz.
Dramatiker, geb. 1. Juni 1814 zu Vicn'ne (Depart.
Isere), studierte in Paris die Rechte, fühlte sich aber
zur Litteratur hingezogen und führte die gegen die
romantische Dramatik sich auflehnende Richtung des
"gesunden Menschenverstandes" mit der besonne-
nen Tragödie "I^neröcs" (1843) ein, die einen beson-
ders der Rachel zu verdankenden großen Erfolg hatte.
Es folgten "^FN68 äs Nsranik" (1846), "Okai-Iotto
(?0i'äÄV)> (1850), die sich wieder der Romantik näherte
und durch Lamartines "Geschichte der Girondisten"
hervorgerufen war, und "III7886" (1852), ein klassi-
sches Trauerspiel mit Chören. Das Lustspiel "I^'kon-
n6ur 6t 1'ai-^ent" (1853), das die allgemeine Jagd
nach Geld geißeln sollte, war, obgleich das Stück
selbst von schwächlicher Moral und Handlung ist, der
nächste große Erfolg P.s. Auch "I^LoursL" (1856),
eine Komödie von gleicher Tendenz, wurde freund-
lich aufgenommen, während das Drama "<Ä3li1"6"
(1867) nur, weil es anfänglich verboten und von
den Klerikalen verurteilt worden war, einen vorüber-
gehenden Triumph feierte. Ein Jahr vorher hatte P.
in "1^6 lion NM0UI-6NX" (1867) ein dramat. Sitten-
bild aus der Zeit des Direktoriums gegeben. Er
starb 13. Juli 1867 zu Passy bei Paris. Ihm wurde
20. Juni 1872 in Vicnne ein Denkmal errichtet.
Seine "(Nuvi-68 coniplöt^" (3 Bde.) erschienen
1876 (Paris). - Vgl. Ianin, ^1-^9013 ?. (Par.
1872); Paulin Vlanc, ?on8ai-ä (ebd. 1870).
Ponfon du Terrail (spr. pongßöng dü täraj),
Pierre Alexis, Vicomte von, franz. Nomandichter,