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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Posen (Stadt)

Der Regierungsbezirk zerfällt in 28 Kreise:

Kreise qkm Wohnstätten Einwohner Einw. auf 1 qkm Evangelische Katholiken Israeliten

Wreschen 561,07 2839 32848 58 3317 28507 1024

Jarotschin 720,28 4495 44513 62 4903 38760 843

Schroda 1014,74 4889 52078 51 8012 43400 661

Schrimm 928,26 5380 52790 57 8605 42893 1290

Stadtkreis Posen 9,43 1675 69627 7383 23102 40188 6126

Posen Ost 456,73 2967 46896 103 13441 32796 642

Posen West 636,56 3298 35235 55 3667 31414 148

Obornik 1094,83 4781 48242 44 15958 30502 1776

Samter 1092,23 5058 54498 50 12679 39768 2042

Birnbaum 642,10 2630 27566 43 12575 14534 418

Schwerin a. W. 650,69 2290 22355 34 9862 12218 275

Meseritz 1152,56 6062 49458 43 25917 22892 627

Neutomischel 522,83 3790 31966 61 14276 17144 537

Grätz 429,21 3186 32707 76 5276 26662 762

Bomst 1036,51 7492 58714 57 23550 34454 697

Fraustadt 479,59 3817 28150 59 10989 16845 314

Schmiegel 554,54 3708 34583 62 4543 29811 229

Kosten 606,92 4122 42141 69 3683 38019 436

Lissa 521,30 4071 38980 75 14220 23330 1424

Rawitsch 495,34 5623 49320 100 19040 29132 1115

Gostyn 600,30 4290 39135 65 4595 34148 391

Koschmin 452,80 3217 29790 66 4478 24658 638

Krotoschin 501,40 4666 42971 86 13354 28293 1320

Pleschen 480,81 2950 31820 66 4277 26884 658

Ostrowo 414,26 2878 32787 79 5592 26040 1153

Adelnau 479,21 3953 31939 67 6033 25497 404

Schildberg 519,44 3788 32505 63 6981 24643 881

Kempen in Posen 457,81 3660 32977 72 4876 26501 1600

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Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in die zehn Reichstagswahlkreise: Stadt und Landkreis P. (Abgeordneter 1894: Cegielski); Samter-Obornik (Graf Kwilecki); Meseritz-Bomst (von Dziembowski); Buk-Kosten (Prinz Czartoryski); Gostyn Rawitsch-Kröben (Fürst Czartoryski); Fraustadt (Baron Chlopowski); Schrimm-Schroda (Kubicki); Wreschen-Pleschen (von Dziembowski-Pomian); Krotoschin (von Jaždzewski); Adelnau-Schildberg (Fürst Radziwill), sämtlich, mit Ausnahme des zur Reichspartei gehörigen von Dziembowski, Polen.

2) P., poln. Poźnan, Stadtkreis und Hauptstadt der Provinz und des Reg.-Bez. P., an der Warthe, die hier die Cybina aufnimmt, an den Linien Breslau-Stargard, Frankfurt a. O.-P. (173,1 km), P.-Kreuzburg (200,9 km), P.-Thorn (141,1 km) und den Nebenlinien P.-Schneidemühl (95,6 km) und P.-Strzalkowo (67,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Oberpräsidiums der Provinz P., der königl. Bezirksregierung, des Erzbischofs von Gnesen-Posen (zur Kirchenprovinz gehört das Suffraganbistum Culm), eines Generalsuperintendenten, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Bromberg, Gnesen, Lissa, Meseritz, Ostrowo, P., Schneidemühl), eines Landgerichts mit einer Kammer für Handelssachen und 9 Amtsgerichten (Obornik, Pinne, P., Pudewitz, Rogasen, Samter, Schrimm, Schroda, Wronke), eines Amtsgerichts, der Landratsämter für die Kreise P. Ost und P. West, einer Provinzialsteuerdirektion, einer königl. Eisenbahndirektion (seit 1895), Oberpostdirektion für den Reg.-Bez. P., Alters- und Invaliditätsversicherungsanstalt, der Ansiedelungskommission für die Provinzen P. und Westpreußen, einer Reichsbankhauptstelle und Handelskammer sowie des Generalkommandos des 5. Armeekorps, der Kommandos der 10. Division, 19. und 20. Infanterie-, 10. Kavallerie- und 5. Feldartilleriebrigade, der 5. Gendarmeriebrigade, des Bekleidungsamtes des 5. Armeekorps, der 3. Festungs-, 1 Artilleriedepot-Inspektion, eines Artillerie- und Traindepots, einer Fortifikation und Kommandantur. P. hat (1890) 69627 (33381 männl., 36246 weibl.) E., darunter 23102 Evangelische und 6126 Israeliten, in Garnison das Grenadierregiment Graf Kleist von Nollendorf Nr. 6, die Infanterieregimenter Graf Kirchbach Nr. 46 und Nr. 47, das Leibhusarenregiment Kaiserin Nr. 2, die 1. und 2. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 20, das Fußartillerieregiment Nr. 5 und das Trainbataillon Nr. 5, ein Postamt erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraphenamt erster Klasse; Pferdebahn vom Bahnhof durch die Stadt bis zum Dom mit Abzweigung nach dem Zoologischen Garten.

Denkmäler. Den bei Nachod 1866 gefallenen Soldaten des 5. Armeekorps ist ein Löwe aus Bronze errichtet, den 1870 Gefallenen ein Kriegerdenkmal mit dem Standbild Kaiser Wilhelms I.; neben der Martinskirche das Denkmal des poln. Dichters Mickiewicz, vor dem Dom ein solches des Dichters Kochanowski; auf dem Königsplatz ein monumentaler Brunnen mit der Gruppe des Perseus und der Andromeda, von Pfuhl (1891).

Gebäude. Die Stadt hat 25 kath. Kirchen, darunter die Franziskanerkirche für die Altkatholiken, 5 evang. Kirchen und 2 Synagogen. Erwähnenswert sind der Dom, nach mehrmaligen Bränden 1775 errichtet, mit Grabplatten von Hermann, Peter und Hans Vischer, der Goldenen Kapelle, 1842 auf Kosten eines poln. Adelsvereins und des Grafen Eduard Raczynski angebaut, und der von Rauch entworfenen vergoldeten ehernen Doppelstatue der beiden ersten christl. Polenkönige Mscislaw I. und Boleslaw I. Chrobry (des Tapfern); die Pfarrkirche St. Maria Magdalena, 1651-1705 im prunkenden Jesuitenstil erbaut; das Rathaus, nach dem Brande von 1536 durch Giovan Battista di Quadro errichtet, mit drei Arkadenreihen übereinander und einem barocken Hauptturm (65 m), 1780 erbaut, mit ihm verbunden durch einen Übergang das Stadthaus im Renaissancestil (1893); das Raczynskische Palais (1836) mit 24 gußeisernen Säulen an der Vorderseite und der Raczynskischen Bibliothek (30000 Bände, 360 Bände Handschriften), das nach einem Brande wieder aufgebaute Königsschloß mit dem königl. Staatsarchiv und den Sammlungen der Historischen Gesellschaft für die Provinz P. und ein deutsches Theater.

Bildungs- und gemeinnützige Anstalten. Die Stadt hat ein königlich pädagog. Seminar, ein polnisches kath. Mariengymnasium, 1573 als Jesuitenschule eröffnet, evang. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, 1834 gegründet, königl. Berger-Realgymnasium in einem 1865 von dem Stadtrat Berger geschenkten Gebäude, Mittelschule für Knaben und Mädchen, Bürgerschule, 7 höhere Mädchenschulen, darunter eine königliche mit Lehrerinnenseminar (Luisenstiftung), ein Seminar für kath. Geistliche, Hebammenlehr- und Taubstummenanstalt, Kranken haus, Diakonissen-Mutterhaus, St. Josephhospital, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern u. a. P. hat ferner ein Landesmuseum mit Landesbibliothek (1894 eröffnet), ein Museum des Grafen Mielzynski und in demselben Gebäude die Sammlungen des (poln.) Vereins der Freunde der Wissenschaften. Die seit 1885 bestehende Historische Gesellschaft für die Provinz P. hat über 1000 Mitglieder und giebt eine "Zeitschrift" heraus. Ferner erscheinen die