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Prätendieren – Prätorianer
Prätendieren (lat.), beanspruchen; Prätension, Anspruch,
Anmaßung.
Prätentiös (frz. prétentieux), anspruchsvoll, anmaßend.
Präterĭtum (lat., d. i. vergangen), in der Grammatik eine Form des Verbums, welche
die Vergangenheit ausdrückt. Das Ausdrucksmittel ist im Indogermanischen das Augment (s. d.).
(S. Tempus.)
Praeter propter (lat.), mehr oder weniger, ungefähr.
Praetexta toga (lat.), s. Toga.
Prati, Giovanni, ital. Dichter, geb. 27. Jan. 1815 zu Dasindo bei Trient, studierte zu Padua die Rechte
und widmete sich später der schönen Litteratur. Seit 1835 lebte er in seiner Heimat, seit 1840 in Padua, wo er
«Edmenegarda» (1841), eine rührende poet. Erzählung in Byrons Manier, schrieb, die seinen
Ruf als Dichter begründete. 1843 ging er nach Turin, verherrlichte in einer Dichtung Karl Albert als Retter Italiens und erhielt dafür
eine Pension. Aus späterer Zeit sind namentlich die Dichtungen «Armando» (Flor. 1868),
«Iside» (Rom 1880) zu erwähnen. Er lebte in Venedig und in Florenz, zuletzt in Rom als
Mitglied des höhern Unterrichtsrats, ward Senator und dann Direktor einer vom Minister De Sanctis gegründeten höhern
Mädchenschule. P. starb 9. Mai 1884 zu Rom. Seine zahlreichen Schriften zeichnen sich durch Bilderreichtum und schwungvollen
Stil aus, sie lassen aber Ursprünglichkeit und Gefühlstiefe vermissen. Gesamtausgaben erschienen Genua 1851–52
(«Opere. Edizione ordinata e riveduta dall’autore», 4 Bde.), Florenz 1862–65
(«Opere edite ed inedite di Giovanni P.», 5 Bde.) und Mailand 1879 (5 Bde.). – Vgl. De
Gubernatis, Giovanni P. (Flor. 1861).
Pratĭnas, von Phlius, der Erfinder des griech.
Satyrspiels (s. d.).
Prato, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Florenz, 18 km im NW. von Florenz, am Bisenzio und der
Linie Bologna-Pistoja-Florenz des Adriatischen Netzes schön gelegen, ist Bischofssitz und hat (1881) 15510, als Gemeinde
42190 E., eine alte Citadelle, 20 öffentliche Plätze, einen Dom aus dem 12. Jahrh., im 14. Jahrh, von Giov. Pisano in got. Stil
umgebaut, mit Reliefs an der Façade von Donatello und Michelozzo (1434–38), einer Bronzekanzel und einer Madonna von
Andrea della Robbia (1489), das Innere hat Schmuck an Wandgemälden, Fresken, Skulpturen u. s. w., wozu R. Ghirlandajo,
A. Gaddi, Fra Fil. Lippi, Ben. da Majano u. a. beitrugen: die Kirche Madonna delle Carceri, von Giul. di Sangallo 1485–92 in Form
eines griech. Kreuzes mit Kuppel erbaut; ferner 10 Pfarrkirchen; den Palazzo comunale mit kleiner Gemäldesammlung, worin
besonders Bilder der beiden Lippi sind; ein Gymnasium, eine Bibliothek, ein Findelhaus und großes Hospital. Die lebhafte
Industrie erstreckt sich auf Strohflechterei, Weberei; berühmt ist die Bäckerei, besonders Zwieback (Biscotti, Cantucci) u. a. Eine
Dampftrambahn führt nach Florenz. – Nach Norden beginnt das an Naturschönheiten und Industrie reiche
Val di Bisenzio bis Vernio mit 4218 E., einschließlich 825 E. in Montepiano, einem 700 m
hoch im schönsten Walde gelegenen Dorfe, das viel als Sommerfrische besucht wird. Im Nordosten liegen die Hügel von
Monteferrato, wo Serpentin gebrochen wird. ↔
Prato Magno (spr. mannjo), Teil des
Apennins (s. d., Bd. 1, S. 729b).
Prätor, bei den Römern der nächst den Konsuln, die ursprünglich auch P. genannt wurden, oberste
Magistrat, sein Amt Prätur. Die Prätur als Sonderamt wurde im Ständekampfe zwischen den
Patriciern und Plebejern, nach der Überlieferung 366 v. Chr., geschaffen, um für die Patricier, die damals der Plebs Teilnahme
am Konsulat einräumen mußten, die Rechtsprechung zu retten. Der Wirkungskreis des P. war deshalb von vornherein die
Rechtspflege. 337 erlangten die Plebejer den Zutritt auch zu diesem Amte. Um 242 kam, da die Zahl der in Rom ihren Aufenthalt
nehmenden Fremden (peregrini) immer wuchs, ein zweiter P., der später
praetor peregrinus hieß, hinzu, dem die Behandlung von Rechtsstreitigkeiten zwischen
Fremden oder zwischen Bürgern und Fremden oblag, während dem ersten als
praetor urbanus oder praetor urbis die Jurisdiktion unter
Bürgern verblieb. Nur bisweilen wurden anfangs noch bei anderweitiger Verwendung des einen P. die Geschäfte beider
verbunden. Zwei neue P. wurden seit 227 zur Verwaltung der Provinzen Sicilien und Sardinien, und noch zwei seit 197 für die
Verwaltung der beiden span. Provinzen gewählt. Als aber für gewisse Verbrechen ständige Gerichtshöfe
(die quaestiones perpetuae) in Rom eingerichtet wurden, blieben auch diese P., um dabei
den Vorsitz zu führen, in der Stadt und gingen erst nach Ablauf ihres Amtsjahres in die Provinzen. Wegen Vermehrung der
Quästionen fügte Sulla noch zwei P. hinzu; Cäsar erhöhte die Zahl auf 10, dann auf 14 und 16. In der ersten Kaiserzeit war die
Zahl schwankend, bis vielleicht Claudius sie auf 18 festsetzte. Die P. wurden in denselben Komitien und unter denselben
Auspizien wie die Konsuln gewählt und als Kollegen der Konsuln betrachtet; ihr Imperium galt aber doch für ein geringeres. Ihr
Wirkungskreis verteilte sich auf die Civiljurisdiktion, den Vorsitz in den quaestiones perpetuae
und die Provinzialverwaltung. Unter ihnen war der praetor urbanus der angesehenste; er
versah auch die städtischen Geschäfte der Konsuln in deren Abwesenheit und ihm kam die kostspielige Haltung der
Apollinarischen Spiele zu. Als curulische Magistrate mit Imperium hatten die P. die Ehrenzeichen der
sella curulis, der toga praetexta und Liktoren, wahrscheinlich in
Rom zwei, in den Provinzen sechs.
Aus den Botschaften, den sog. Prätorischen Edikten
(s. Edictum), bildete sich das
Prätorische Recht (s. d.).
Prätorianer, die Gardetruppen der röm. Kaiser. Schon die Feldherren der Republik hatten von alter
Zeit her eine Schar erprobter Soldaten zu ihrer persönlichen Bedeckung und nächsten Umgebung verwendet, die sog.
cohors praetoria, die aber zu einer der Legionen gehörte, der Hauptsache nach nur durch die
höhere Schätzung des Feldherrn vor den übrigen Kohorten ausgezeichnet wurde, äußerlich von den übrigen Linientruppen sich
nicht unterschied. Als ständiger Oberbefehlshaber der gesamten Armee bildete dann Augustus unter dem Namen
cohortes praetoriae neun eigene Kohorten, die später um eine vermehrt wurden, jede zu
1000 Mann. Zu jeder Kohorte kam noch eine Abteilung Reiterei. Ihre Vorrechte vor den Legionen, außerhalb deren Verband sie
standen, waren kürzere Dienstzeit, höhere Löhnung und größeres Geschenk bei der
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 364.