Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

376

Pressen (in der Technik)

Buchbindereien, Schmiedepressen und Ziehpressen der Metallbearbeitung, Ziegelpressen, Röhrenpressen u. a.) oder das Volumen des Werkstückes. Im letztern Falle ist die Volumenänderung entweder die Folge einer Verdichtung der Masse (Pulverpressen, Packpressen, Pressen zum Verdichten flüssiger Gußstücke u. a.) oder die Folge der Abscheidung eines Teiles derselben (Scheidepressen der Zucker-, Öl-, Stearin-, Schokoladefabriken, Obstpressen, Luppenquetschen u. a.). Je nach der Art des Getriebes, welches zur Übertragung der zum Betrieb nötigen Arbeitsgröße auf das in geeigneter Weise in der Presse eingelagerte und unterstützte Werkstück dient, unterscheidet man Kolbenpressen, Keilpressen, Hebelpressen, Schraubenpressen und Walzenpressen, und je nach der Art des zur Gewinnung der Betriebsarbeit benutzten Motors Handpressen, Dampfpressen, Luftpressen, hydraulische P. sowie Transmissionspressen, wenn der Pressenbetrieb von einer auch andern Zwecken dienenden Transmission abgeleitet wird. Kolbenpressen werden vorzugsweise durch Dampf, Druckluft oder Druckwasser, Walzenpressen durch Transmissionen betrieben, während für die Keil-, Hebel- und Schraubenpressen Hand- oder Transmissionsbetrieb Anwendung findet.

Nachstehende Fig. 1 zeigt eine hydraulische Presse, d. i. eine Kolbenpresse mit Preßwasserbetrieb, 1795 von dem Engländer Joseph Bramah erfunden. Die Hauptteile bildet ein starkwandiger Gußeisen- oder Stahlcylinder a und der in diesem geführte und mittels einer Leder- oder Guttaperchamanschette abgedichtete Preßkolben b. Eine Druckpumpe P oder ein dieselbe ersetzender Accumulator (s. d.) dient zur Füllung des Cylinders mit Wasser oder Öl, so daß dasselbe den beweglichen Kolben verdrängt und das auf dem Preßtisch c ruhende Werkstück gegen das Preßhaupt d drückt, welches die Preßsäulen e mit dem Cylinder a verbinden. Ein in die Druckleitung eingeschaltetes Manometer zeigt den während der Pressung auf den Kolben wirkenden Flüssigkeitsdruck an. Dieser Druck pflanzt sich infolge der Unzusammendrückbarkeit der Preßflüssigkeit in dieser nach allen Seiten mit gleicher Stärke fort, so daß auf der Flächeneinheit des Pumpen- und des Preßkolbens die gleiche Pressung lastet, der auf den erstern entfallende Gesamtdruck daher in dem Verhältnis der Querschnitte beider Kolben vergrößert auf den Preßkolben übertragen wird. Hiernach kann durch eine gegebene, auf den Pumpenkolben wirkende Betriebskraft ein um so höherer Pressendruck erzielt werden, je größer das Querschnittsverhältnis ist. Durch geeignete Wahl dieser Größen können Flüssigkeitspressungen von 3 bis 400 Atmosphären ohne Schwierigkeit hervorgerufen werden, so daß hydraulische P. von 350 mm Preßkolbendurchmesser einen Gesamtdruck von 380000 kg auf das Werkstück zu übertragen vermögen. Eine der größten derartigen P. findet zur Zeit in der Maschinenfabrik von C. G. Haubold jun. in Chemnitz bei der Herstellung von Kalanderwalzen Anwendung; dieselbe vermag bei 1110 mm Durchmesser des Preßkolbens und 400 Atmosphären Wasserdruck einen Arbeitsdruck von mehr denn 3 Mill. kg oder 60000 Ctr. zu erzeugen. Zum Betrieb der Presse dient eine vierstieflige Pumpe und eine Dampfmaschine von 10 Pferdestärken. Die Verwendung hydraulischer P. ist eine sehr vielseitige und geschieht überall da, wo es sich um die Erzeugung besonders hoher Pressungen handelt.

^[Abb. Fig. 1.]

Die Keilpresse, Fig. 2, den Chinesen von alters her bekannt, in Mitteleuropa, Deutschland, Holland, schon mit Beginn des 17. Jahrh. in Gebrauch, ist eine gegenwärtig in Europa nur selten benutzte Pressenkonstruktion. Die Figur zeigt eine Anordnung, wie sie Professor Rein in seinem Buche über Japan mit der Bemerkung beschreibt, daß sie daselbst vielfach bei der Ölgewinnung Anwendung finde. Das auszupressende Samenmehl ist, in einen Beutel gefüllt oder in Tücher eingeschlagen, in den Preßtopf a eingelegt und durch den Kolben b belastet, welcher unter Vermittelung des Preßhauptes c, das die Säulen d mit dem Topf verbinden, durch Einschlagen der beiden Keile e₁e₂ abwärts getrieben wird. Das bei der Pressung austretende Öl verläßt den Preßtopf durch eine im Boden desselben befindliche Öffnung oder durch stehende Rinnen, welche auf der innern Topffläche eingearbeitet sind.

^[Abb. Fig. 2.]

Die Kniehebelpresse, 1811 von I. Nevedomsky in Petersburg zuerst zur Münzprägung verwendet, wird jetzt zur Verrichtung verschiedener Arbeiten, als Vergold- und Blinddruckpresse, als Packpresse, als Scheidepresse u. s. w. benutzt. Die in Fig. 3 dargestellte, von der Halleschen Maschinenfabrik zu Halle a. S. gebaute Papierpresse besitzt zwei Kniehebel a und b, deren Enden sich einerseits gegen das mit dem Preßtisch c durch die Säulen d verbundene Preßhaupt e, andererseits gegen die bewegliche und von den Säulen geführte Preßplatte f stützen. Die beiden Kniee durchdringt die halb rechts-, halb linksgängige Schraubenspindel g, die entweder mittels des Handrades h oder bei größern Pressungen

^[Abb. Fig. 3.]