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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pressen (in der Technik)
Buchbindereien, Schmiedepressen und Ziehpressen
der Metallbearbeitung, Ziegelpressen, Nöhrenpressen
u. a.) oder das Volumen des Werkstückes. Im
letztern Falle ist die Volumenänderung entweder
die Folge einer Verdichtung der Masse (Pulver-
Pressen, Packpressen, Pressen zum Verdichten flüs-
siger Gußstücke u. a.) oder die Folge der Abschei-
dung eines Teiles derselben sScheidcpressen der
Zucker-, Al-, Stearin-, Schokoladefabriken, Obst-
Pressen, Luppenquetschen u. a.). Je nach der Art
des Getriebes, welches Zur Übertragung der zum
Betrieb nötigen Arbeitsgröße auf das in geeigneter
Weise in der Presse eingelagerte und unterstützte
Werkstück dient, unterscheidet manKolben p r essen,
Keilpressen, Hebelpressen, Schraubenpres-
sen und Walzenpressen, und je nach der Art
des zur Gewinnung der Betriebsarbeit benutzten
Motors Handpressen, Dampfpressen, Luft-
pressen, hydraulische P. sowie Transmis-
sion spressen, wenn der Pressenbetrieb von einer
auch andern Zwecken dienenden Transmission ab-
geleitet wird. Kolbenpressen werden vorzugsweise
durch Dampf, Drucklust oder Druckwasser, Walzcn-
pressen durch Transmissionen betrieben, während
für die Keil-, Hebel- und Schraubenpressen Hand-
oder Transmissionsbetrieb Anwendung sindet.
Nachstehende Fig. 1 zeigt eine hydraulische
Presse, d. i. eine Kolbenpresse mit Preßwasfer-
betrieb, 1795 von dem Engländer Joseph Vramah
erfunden. Die Hauptteile bildet ein starkwandiger
Gußeisen- oder Stahlcylinder a und der in diesem
gesührte und mittels einer Leder- oder Guttapercha-
manschette abgedichtete Preßkolben d. Eine Druck-
pumpe ? oder ein dieselbe ersetzender Accumulator
(s. d.) dient zur Füllung des Cylinders mit Wasser
oderOl, so daß dasselbe den beweglichen Kolben ver-
drängt und das aus dem Prefttisch e ruhende Werk-
stück gegen das Prehhaupt ä drückt, welches die
Preftsäulen 6 mit dem Cylinder a verbinden. Ein
in die Druckleitung eingeschaltetes Manometer zeigt
dcn während der Pressung auf den Kolben wirken-
den Flüssigkcitsdruck an. Dieser Druck pflanzt sich
infolge der llnzusammendrückbarkcit der Prcßflüssig-
keit in dieser nach allen Seiten mit gleicher Stärke
fort, so daß auf der Flächeneinheit des Pumpen-
und des Preßkolbens die gleiche Pressung lastet,
der auf den erstern entfallende Gesamtdruck daher
in dem Verhältnis der Querschnitte beider Kolben
vergrößert auf den Preßkolben übertragen wird.
Hiernach kann durch eine gegebene, auf den Pum-
penkolben wirkende Vetriebskraft ein um so höherer
Pressendruck erMt werden, je größer das Quer-
schnittsverhältnis ist. Durch geeignete Wahl dieser
Größen können Flüssigkeitspressungen von 3 bis
400 Atmosphären ohne Schwierigkeit hervorgerufen
Fig. 2.
werden, so daß hydraulische P. von 350 mm Preß-
kolbendurchmesser einen Gesamtdruck von 380000 KZ
auf das Werkstück zu übertragen vermögen. Eine
der größten derartigen P. findet zur Zeit in der
Maschinenfabrik von C. G. Haubold ^jun. in Chem-
nitz bei der Herstellung von Kalanderwalzen An-
wendung; dieselbe vermag bei 1110 mm Durch-
messer des Preßkolbens und 400 Atmosphären
Wasserdruck einen Arbeitsdruck von mehr denn
3 Mill. kx oder 60000 Ctr. zu erzeugen. Zum Be-
trieb der Presse dient eine vierstieslige Pumpe und
eine Dampfmaschine von 10 Pferdestärken. Die
Verwendung hydraulischer P. ist eine sehr vielsei-
tige und geschieht überall da, wo es sich um die
Erzeugung besonders hoher Pressungen handelt.
Die Keilpresse, Fig. 2, den Chinesen von
alters her bekannt, in Mitteleuropa, Deutschland,
Holland, schon mit
Beginn des 17.Jahrh.
in Gebrauch, ist eine
gegenwärtig in Eu-
ropa nur selten be-
nutzte Pressenkon-
struktion. Die Figur
zeigt eineAnordnung,
wie sie Professor Ncin
in seinem Buche über
Japan mit der Be-
merkung beschreibt,
daß sie daselbst viel-
sach bei derAlgewin-
nung Anwendung
finde. Das auszu-
pressendeSamenmehl
ist, in einen Beutel
gefüllt oder in Tücher eingeschlagen, in den
Preßtopf 9, eingelegt und durch dcn Kolben d be-
lastet, welcherunterVermittclung desPrehhauptes c,
das die Säulen ä mit dem Topf verbinden, durch
Einschlagen der beiden Keile "^ 6.2 abwärts getrie-
ben wird. Das bei der Pressung austretende Al
verläßt den Preßtopf durch eine im Boden desselben
befindliche Öffnung oder durch stehende Rinnen,
welche aus der innern Topfflüche eingearbeitet sind.
Die Kniehebel-
presse, 1811 von I.
Nevedomsky in Peters-
burg zuerst zur Münz-
prägung verwendet,wird
jetzt zur Verrichtung ver-
schiedener Arbeiten, als
Vergold- und Vlind-
druckpresse, als Pack-
presse, als Scheidepresse
u. s. w. benutzt. Die in
Fig. 3 dargestellte, von
der Halleschen Maschi-
nenfabrik zu Halle a. S.
gebaute Papierpresse be-
sitzt zwei Kniehebel n.
und d, deren Enden sich
einerseits gegen das mit
dem Preßtisch e durch die
Säulen ä verbundene
Preßhaupt 6, andererseits gegen die bewegliche
und von den Säulen geführte Presiplatte l stützen.
Die beiden Kniee durchdringt die halb rechts-, halb
linksgängige Schraubenspindel F, die entweder mit-
tels des Handrades K oder bei größern Pressuugen