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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Presse; Pressen

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Presse - Pressen (in der Technik)

^[Abb: Wappen von Preßburg]

Landes, am linken Ufer der Donau, in 164 m Höhe, an den Linien Marchegg-Budapest, P.-Freistadtl-Leopoldstadt (64 km) und P.-Skalitz (90 km) der Ungar. Staatsbahnen, ist Sitz der Komitatsbehörden, einer königl. Gerichtstafel, eines königl. Gerichtshofs, einer Postdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos des 5. Korps, der 14. Infanterietruppendivision, 27. Infanterie-, 16. Kavallerie- und 5. Artilleriebrigade, und hat (1890) 52411 meist kath. deutsche E. (10433 Ungarn, 8709 Slowaken), darunter 7872 Evangelische und 5396 Israeliten, in Garnison 1 Bataillon des 71. Infanterieregiments «Galgóczy», 3 Bataillone des 72. Infanterieregimens «Edler von David», das 7. Korpsartillerieregiment (außer 3. und 4. Batterie), das 14. Divisionsartillerieregiment und das 1. Pionierbataillon. Die Stadt zerfällt in die innere Altstadt, Ferdinandstadt, Franz-Josephstadt, Theresienstadt und Neustadt (Blumenthal); die Mauern der Altstadt sind 1778 in Promenaden umgewandelt. Die Stadt hat 15 kath. und 2 evang. Kirchen, 6 Klöster und 2 Synagogen. Die Domkirche St. Martin, in der die Könige von Ungarn gekrönt wurden, ist 1090 begonnen, 1452 geweiht, 1845‒67 restauriert und hat eine interessante St. Annakapelle mit einem Relieftympanon (14. Jahrh.), ein Reiterstandbild des heil. Martin von Donner und auf dem Turme eine Pyramide mit der reich vergoldeten Königskrone. Das alte Schloß, auf einem Felsen 83 m über der Donau, seit dem Brande von 1811 Ruine, war einst Residenz der Könige von Ungarn und Sitz der Landtage. Unter Maria Theresia wurde es erneuert und dem Schwiegersohn der Kaiserin, dem Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, zum Wohnsitz bestimmt. Weiter sind hervorzuheben das 1288 begonnene Rathaus mit dem Städtischen Museum, das 1753 erbaute Landhaus, 1802‒48 Sitzungsgebäude des Reichstags, jetzt Gerichtshof, das Komitatshaus, der erzbischöfl. Palast, das vom Erzherzog Friedrich bewohnte Grassalkowitzsche Palais und das neue Theater. Von Bildungsanstalten bestehen eine königl. Rechtsakademie, ein kath. Staatsgymnasium, eine Oberreal-, Infanterie-Kadettenschule, ein prot. Lyceum mit einer theol. Lehranstalt und einer reich ausgestatteten Bibliothek, ein kath. geistliches Seminar und eine höhere Mädchenschule sowie die große gräfl. Apponyische Bibliothek. An Wohlthätigkeitsanstalten ist P. reicher als die meisten andern Städte Ungarns, in erster Reihe steht das 1864 eröffnete Landeskrankenhaus. Drechslerei und Tischlerei ist bedeutend, musikalische Instrumente (Klaviere), Handschuhe, Bäckereiwaren (Zwieback und sog. «Beugeln») sind berühmt; ferner bestehen Wassermühlen, eine Dampfmühle, eine Tabakfabrik, Seidenband- und Champagner-, Spiritus- und Rosogliofabriken, eine große Tuchfabrik, in der Umgebung das Schieferbergwerk zu Mariathal und die Schwefelfabrik zu Bösing. Die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel sind Getreide, Wein, Mehl, Gemüse, Obst, Spiritus, Chemikalien und Holz. Während die Stadt von der Hügelreihe der Kleinkarpaten umsäumt wird, auf denen 1868‒69 der Gebirgspark angelegt wurde, breiten sich jenseit der Donau dichtbelaubte Auen, besonders der sorgfältig erhaltene Aupark mit Sommertheater aus; in der Engerau finden im Frühjahr Pferderennen statt.

Geschichte. P. wird bereits im 9. Jahrh. als Burg des Herzogs Wratislaw erwähnt. Als Schlüssel des Landes wurde die Stadt oft hart bedrängt, wie unter den Kaisern Heinrich Ⅲ. (1042 und 1052) und Heinrich Ⅴ. (1108), unter Herzog Friedrich von Österreich und Ottokar von Böhmen. Als die Türken 1541 die Residenz Ofen genommen hatten, wurde P. Haupt- und Krönungsstadt von Ungarn sowie Sitz der Reichsbehörden, des Reichsprimas und des Landtags. 1784 wurde die Statthalterei nach Ofen verlegt und dieses wieder zur Hauptstadt des Landes erhoben. P. blieb indessen Sitz der Landtage bis 1848. In dem nach der Schlacht und dem Waffenstillstand von Austerlitz (s. d.) zwischen Napoleon Ⅰ. und Kaiser Franz Ⅱ. 26. Dez. 1805 abgeschlossenen Frieden zu P. mußte letzterer 1) den im Lunéviller Frieden erworbenen Teil von Venedig (40200 qkm mit 2130000 E.) an das Königreich Italien abtreten; 2) den Kurfürsten von Bayern und Württemberg die königl. Würde und Souveränität und letztere auch dem Kurfürsten von Baden zugestehen; 3) Tirol, Vorarlberg und einige Landschaften nebst Eichstätt und Passau an Bayern, den größten Teil des Breisgaus nebst Konstanz an Baden, die Donaustädte und einige Striche in Schwäbisch-Österreich an Württemberg überlassen; dafür wurde 4) das bisherige Kurfürstentum Salzburg der österr. Monarchie einverleibt, der Kurfürst Erzherzog Ferdinand aber durch das ihm von Bayern abgetretene Würzburg entschädigt. Der Friede zu P. wurde auch die nächste Veranlassung zur Auflösung des Deutschen Reichs. (S. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 183 a, und Rheinbund.) – Vgl. Heksch, Illustrierter Führer durch P. (Preßb. 1884); Wagner und Orbok, Geographie des Preßburger Komitats (ebd. 1884); Ortvay, Geschichte der Stadt P. (deutsche Ausgabe, Bd. 1, ebd. 1892); Kiraly, Geschichte des Donau-Mauth- und Urfahr-Rechts der königl. Freistadt P. (ebd. 1892). ^[Spaltenwechsel]

Presse, Bezeichnung für die Gesamtheit der durch den Druck verbreiteten Schriften und die darin sich offenbarende geistige Bewegung, nach der bei der Vervielfältigung von Schriftwerken hauptsächlich verwendeten Buchdruckerpresse (s. Buchdruckerkunst, Bd. 3, S. 662 fg.). In einem engern Sinne wird diese Bezeichnung auf denjenigen Teil der Litteratur übertragen, dessen ganze Wirksamkeit von der raschen und allgemeinen Verbreitung, darum aber vorzugsweise von der Benutzung der Druckerpresse abhängt, also auf die Tageslitteratur. Während des 18. Jahrh. gebrauchte man dafür häufig den Ausdruck Publizität. (S. Preßgesetzgebung.)

Presse, Die, täglich zweimal in Wien erscheinende polit. Zeitung mit liberaler, regierungsfreundlicher Tendenz. Herausgeber (seit 1872) und Chefredacteur Z. K. Lecher. Die P. wurde 1848 von August Zang gegründet und erlangte große Bedeutung. Aus ihr ging 1864 die von den bisherigen Mitarbeitern der P., Friedländer und Etienne, gegründete «Neue Freie Presse» (s. d.) hervor.

Pressen, maschinelle Einrichtungen, die den Zweck haben, Körper durch Druckkräfte umzuändern. Die Umänderung kann sich hierbei beziehen auf die Oberfläche (Druckpressen der Buch-, Stein-, Tapeten-, Kattun- und Wachstuchdruckereien, Vergoldepressen der Buchbinder, Kopierpressen u. a.), die Form (Prägmaschinen der Münzanstalten und