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Propylaldehyd - Proselyt
von Athen, 437-432v. Chr. nach dem Plane
des Architekten Mnesikles erbaut, bildeten den Ein-
gang zur Akropolis. (S. die Textfigur beim Artikel
Athen.) Sie sind ganz aus Pentelischem Marmor
erbaut und waren mit gemalten und vergoldeten
Ornamenten reich verziert, von denen noch Spuren,
namentlich an den Süulenkapitälen, erbalten sind.
Die vordere und hintere Halle öffnet sich mit 6 dor.
Säulen nach Westen und Osten. Zwischen beiden
liegt die eigentliche Thorwand mit 5 großen Off-
nungen, die einst durch Flügelthüren verschließbar
waren. Ein breiter Dnrchgang führt durch die westl.
Vorhalle zu der mittlern Thür. Er ist zu beiden
Seiten durch je 3 ion. Säulen flankiert, welche das
giebelförmige abschließende Dach trugeu. Die Vor-
halle ist nach Norden und Süden noch durch zwei
Flügelbauten verstärkt und nimmt so die ganze
Breite der obern Westfeite der Burg ein. Der Nord-
flügel enthält eine Vorballe und dahinter einen
größern Raum, die Pinakothek, fo genannt, weil er
mit Gemälden berühmter Künstler geschmückt war.
Der Südflügel, obwohl für ihn die gleiche Anlage
geplant war, ist bedeutend kleiner. Infolge nach-
träglicher Änderungen im Bauplan, veranlaßt durch
die Wirren des Peloponnesischen Krieges und durch
die Opposition der Priesterpartei, welche die Aus-
dehnung des Baues auf die heiligen Bezirke der
Athena Nike und Artemis Vrauronia nicht zugeben
wollte, sind auch die beabsichtigten Hallen auf der
Nord- und Südseite der P., welche sich bis zur
Burgmauer erstrecken follten, nicht zur Ausführung
gekommen. Die große Treppe, welche zu den P.
hinaufführt, ist bis auf den untern Absatz modern,
ursprünglich ging der Weg in Schlangenwindungen
zu der Akropolis empor. - Vgl. Vohn, Die P. in
der Akropolis zu Athen (Berl. und Stuttg. 1882);
Dörpfeld (in den "Mitteilungen des Archäologischen
Instituts in Athen", Bd. 10, 1885).
Die P. von Eleusis, welche zu dem großen
Tempel der Demeter und Köre führten, waren nach
dem Muster der athenischen gebaut. Die erhalte-
nen Reste sind gering.
Propylaldehyd, Propionaldehyd, 0H, -
0H.2 - ^110, eine bei 49° siedende Flüssigkeit, welche
sich im Holzteer findet und bei der Destillation
von Zucker mit Kalk oder bei der Oxydation von
Äthylalkohol entsteht.
PropMalkohol, der einwertige Alkohol (^"O
-- l^IlI - lütl2 - (N2 OH, eine angenehm geistig riechende
Flüssigkeit, welche im Fuselöl enthalten ist und bei
i)7 ° siedet.
Propylannn oderTrimethylamin, ^HgX,
eine wasserhelle, nach Heringslake riechende Flüssig-
keit von alkalischer Reaktion, welche durch Destilla-
tion von Nartotin oder Mutterkorn oder Herings-
lake mit Atzkali gewonnen und als Heilmittel gegen
akuten und chronischen Gelenkrheumatismus dient.
I>ro yuota. (lat.), verhältnismäßig.
?ro rata. (lat.), s. Rate. .', .
Prorektor (neulat.), s. Rektor.
Prorer Wiek, Meerbusen auf der Ostseite der
Insel Rügen zwischen den Halbinseln Iasmund und
Mönchgut.
Prorogation (lat.), in der Rechtssprache soviel
wie Verlängerung, Aufschub, Vertagung, z. B. mit
Bezug auf eine Amtsdefugnis, eine Parlaments-
session, eine Prozeßfrist, aber auch Unterwerfung
unter ein gesetzlich nicht zuständiges Gericht. (S.
Zuftändigre'tt.) ., , ?
Prorumpieren (lat.), hervorbrechen; davon
das Hauptwort Proruption.
Prosa (lat. proi-ga ^rover^, zu ergänzen
oi-atio, d. i. die geradeaus gehende Rede), diejenige
sprachliche Darstellung, die sich nicht in der metri-
schen Form der Poesie bewegt (daher auch unge-
bnndene Rede genannt). Inhaltlich unterscheidet
man die erzählende P. von der belehrenden
und der rednerischen P. - Vgl. Th. Munot,
Kunst der deutschen P. (Berl. 1837; 2. Aufl. 1843);
Methner, Poesie und P., ihre Arten und Formen
(Halle 1888). i^(s. d.).
Prosaiker, Prosaist, Schriftsteller in Prosa
Proscenium (lat.), im griech.-röm. Theater der
Platz vor der Scene, dem Vühnengebäude, also der
Ort, wo die Schauspieler auftraten. Im modernen
Theater heißt P. der Vorderteil der Bühne zwischen
Vorhang und Orchester, der auf beiden Seiten durch
die Pr 0 sceniumsl 0 gen flankiert wird.
Prosecco, Profek, Dorf im Gebiet von Trieft,
an der Lebne des Karstgebirges und an der Linie
Wien-Trieft der Südbahn, hat (1890) 1168 meist
ital. E. und Weinbau. Der unter dem Namen P.
bekannte, hier gebaute dunkelrote Wein gehörte schon
zur Römerzeit zu den vorzüglichen, wegen ihrer
Heilwirkung gesuchten Weinen.
Prosektor (lat., "Vorschneider", "Zergliederer"),
in anatom. Lehranstalten der dem Lehrer der Ana-
tomie beigegcbene Assistent, welcher die zu den Vor-
lesungen gebranchten Präparate an frifchen Leich-
namen, fowie diejenigen, welche in Sammlungen
aufgenommen werden follen, anznfertigen hat. In
größern Krankenhäusern und klinischen Instituten
werden auch die pathol. Anatomen, welche die
Leichensektionen behufs Feststellung des Krankheits-
befundes ausführen, P. genannt.
Profekution (lat.), Verfolgung, besonders ge-
richtliche; Prosekutor, Verfolger, Ankläger.
Proselyt (grch., eigentlich "Ankömmling"), der-
jenige, der von einer Religion zur andern übergeht.
Der Name stammt aus dem Judentum, das in der
griech.-röm. Periode und zwar vor allem außerhalb
Iudäas in den Ländern der hellenistischen Kultur
einen sehr regen und erfolgreichen Vekehrungseifer
entfaltete. Zur Zeit Jesu und der Apostel werden
bei den jüd. Gemeinden immer auch P. (in Luthers
Bibel "Iudengenossen" genannt) und "Gottesfürch-
tige" erwäbnt. Unter den erstern sind solche zu ver-
stehen, die durch Annahme der Veschneidung und
des Gesetzes Juden wurden, unter den letztern
Heiden, die den Monotheismus und die bildlose
Verehrung Gottes annahmen, von dem Ceremo-
nialgesetz aber nur die wichtigern Punkte hielten,
wie z. V. den Sabbat. Das griech. Wort P. giebt
das hebr. Wort Fei- wieder, das ursprünglich nur
den stammsremden Landeseinwohner bezeichnete,
aber zu den Zeiten des Judentums auf den bekehr-
ten Heiden übertragen wurde. Nm der Deutlichkeit
willen nennt daher die talmudisch-rabbinische Litte-
ratur den 3m- im religiösen Sinne oder P. den ge-
rechten oder rechtbeschaffenen, das Gesetz haltenden
P., was gewöhnlich P. der Gerechtigkeit über-
setzt wird, den För im bürgerlichen Sinne aber 3er
tosclikd, d. h. "Beisaß-Proselyt" oder F6i- Zcb^ar,
d. h. "P. des Thores". Von letzterm, der sonach
mit den "Gottesfürchtigen" der Zeit Jesu und der
Apostel nichts zu thun hat, vielmehr den in einer
israel. Stadt wohnenden Heiden bezeichnet, verlangt
die gesetzliche Theorie Beobachtung der sog. sieben