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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Prosenchym - Proßnitz
Noachischen Gebote als ein Minimum, das nötig
war, damit Israels Heiligkeit nicht gestört werde.
Diese enthalten die zwei Gebote des Gehorsams
gegen die (jüd.) Obrigkeit und der Heilighaltung des
Namens Gottes und die fünf Verbote des Götzen-
dienstes, der Unzucht, des Mordes, des Raubes
und des Genusses des Blutes und nicht geschach-
teten Fleisches. Die Aufnahme von P. erfolgt nach
dem Talmud, falls es sich um einen Mann handelt,
durch die Beschneidung, worauf ein Tauchbad und
ein Opfer folgt. Bei einer Frau erfolgt sie durch
Tauchbad und Opfer. Mit der Zerstörung Jerusa-
lems fiel das Opfer weg. - Vgl. Schürer, Geschichte
des jüd. Volks im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 2
(2. Aufl., Lpz. 1886). - Proselytenmacherei
nennt man jetzt vorzugsweise das zudringliche Be-
streben, Genossen einer fremden christl. Religions-
partei in die eigene herüberzuziehen.
Profenchym (grch.), im Gegensatz zu Parenchym
die Gewebeelemente der Pflanzen, die langgestreckt
sind und an ihren Enden schief verlaufende Quer-
wände besitzen, wodurch die betreffenden Zellen eine
spindelförmige Gestalt erhalten. Fast alle Bastzellen
sowie die meisten Elemente der Gefäßbündel sind zu
dem P. zu rechnen. (S. Faser.)
Proserpina, s. Persephone. - P. ist auch der
Name des 26. Planetoiden.
?ro8iinia.o, s. Halbaffen.
Prosit (lat.), wohl bekomm's!
Proskau, Marktflecken im preuß. Reg.-Bez. und
Kreis Oppeln, hat (1890) 2370 E., darunter 280 Evan-
gelische, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche,
altes Schloß (15. Jahrh.), kath. Lehrerseminar mit
Präparandie, königlich pomolog. Institut, milch-
wirtschaftliches Institut, Forstlehrlinasschule; Fabri-
kation von landwirtschaftlichen Maschinen und
Cigarren, Brauerei und Brennerei. - Vgl. Stoll,
Das königlich pomolog. Institut zu P. (Lpz. 1877).
Proskowetz, Emanuel, Ritter von Proskow
und Marstorff, österr. Parlamentarier und Land-
wirt, geb. 11. Dez. 1818 zu Prag, widmete sich an-
fangs dem kaufmännischen Beruf, dann der Land-
wirtschaft, übernahm 1847 die Stelle eines diri-
gierenden Burggrafen zu Elifchau und 1849 die
Pachtung der Domäne Kwassitz, wo er eine Zucker-
fabrik errichtete, deren alleiniger Besitzer er seit
1860 ist. Seit demselben Iabre ist er Mitglied
des österr. Reichsrats und des mähr. Landtags.
Unter seiner thätigen Mitwirkung sind viele wich-
tige Reichs- und Landesgesetze veterinärpolizei-
licher und landwirtschaftlicher Art zu stände ge-
kommen. 1873 wurde er in den Adelstand erhoben.
Sein Landwirtschaftsbetrieb in Kwassitz ist als
mustergültig anerkannt. Er veröffentlichte nament--
lich eine Monographie über Kwassitz (Komers
"Jahrbücher", 1860-72).
Profkribieren (lat.), ächten, s. Proskription.
Proskription (lat.) hieß bei den Römern eine
öffentliche Bekanntmachung durch Anschlag, wie sie
vor Verkäufen stattzufinden pflegte. Als Sulla
nach der Überwindung der Marianer 82 v. Chr.
auf Grund seiner unbeschränkten Diktatur viele sei-
ner demokratischen Gegner ächtete, ließ er die Na-
men der Geächteten aufzeichnen und öffentlich aus-
stellen. Dadurch erbielt der Ausdruck Proskribie-
ren ^508ci'id6i'6, davon proZcri^tio) die Bedeu-
tung, jemand ächten, ungehört zum Tode verurteilen.
Pröskurow. 1) Kreis im nordwestl. Teil des
russ. Gouvernements Podolien, am Bug und an Zu-
flüssen des Dnjestr, hat 2691,i ykm, 174053 E.,
Kleinrussen (58Proz.), Polen und Juden; Getreide-,
Obst- und Tabakbau. - 2) Kreisstadt im Kreis P.,
am Bug und an der Eisenbahn Odessa-Virsula-
Wolotschisk, hat (1890) 20324 E., darunter viele
Juden und Polen; Gartenbau und Getreidchandel.
Proskynesis (grch.), fußfällige Verehrung.
Prosna, linker Nebenfluß oerWarthe, entspringt
im preuß. Reg.-Bez. Oppcln, 9 kin nordöstlich von
Rosenberg, bildet fast auf seinem ganzen Laufe die
Grenze zwischen Schlesien und Posen einerseits und
Polen andererseits und mündet nach einem Laufe
von 180 km südwestlich von Peisern (Pysory).
I^rosodi-aiioliia., s. Vordertiemer.
Prosödie (grch.), bei den alten Grammatikern
das, was bei der Aussprache zu den bloßen Lauten
als beachtenswert hinzukommt, namentlich Accent,
Spiritus und Dauer der Silben, jetzt teils Bezeich-
nung für das Zeitverhältnis der Silben, teils der
Inbegriff der allgemeinen Regeln über Länge und
Kürze der Silben. In letzterm Sinne gebraucht
man auch den Namen Prosodik, die daher von der
Metrik (s. d.) oder eigentlichen Verslehre wohl zu
unterscheiden ist. Je nachdem in der Poesie eines
Volks die Quantität (s. d.) oder der Accent (s. d.)
der Silben sich überwiegend geltend macht, nennt
man die Poesie und Sprache desselben quantitierend
oder accentuierend.
Prosopalgie (grch.), Gesichtsschmerz.
Prosopoplegie (grch.), Gesichtslähmung.
Profopopöie (grch.), s. Personifikation.
Profopospasmus (grch.), Gesichtskrampf.
Prospekt (lat.), Ansicht, Aussicht, Fernsicht; in
der Malerei die Darstellung der Ansicht von Ge-
bäudegruppen, Straßen, Plätzen, einer Stadt u. dgl.,
meist ohne Staffage oder landschaftliche Nmgebung
(Prospektmalerei, s. Architekturmalerei.) Inder
Kirche heißt P. die dem Schiff zugekehrte Orgel-
facade des Orgelgehüuscs, welche allein mit künst-
lerischem Schmuck (Gesimse, Säulen, Türme u. s. w.)
versehen ist und die sauber polierten Prospektpfeifen
zeigt. Auch nennt man P. die gedruckte Ankündigung
einer gewerblichen, wissenschaftlichen oder künst-
lerischen Unternehmung mit kurzer Angabe des In-
halts, der Ausstattung u. s. w. In Rußland (Peters-
burg) ist P. Bezeichnung der geradlinigen Straßen.
Prosperieren(lat.), gedeihen, guten Fortgang
haben; davon das Substantiv Prosperität.
?ro88ilno (ital., zu ergänzen ni636, Monat),
kaufmännisch soviel wie nächsten Monat; ?. pa.8-
Lüto, nächstvergangenen Monat; ?. ventüro, nächst-
kommenden Monat.
Proßnitz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Müh-
ren, hat 471,70 ykm und (1890) 65 417 (31355 münnl.,
34062 weibl.) meist czcch. E. in 72 Gemeinden mit
86 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Plu-
menau und P. - 2) P., czech. ?i'08tHov, Stadt
und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines
Bezirksgerichts (207,15 ^m, 43 723 E.), in der frucht-
baren Hanna-Ebene, an den Linien Nezamyslitz-
Olmütz-Sternberg der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn
und P.-Triebitz (78 km) der Mähr. Westbahn, hat
(1890) 21192 meist kath. czech. E., darunter 1680
Israeliten in einer besondern Gemeinde, Pfarrkirche,
Peter- und Paulstirche, schönes Rathaus, Kloster
und Spital der Barmherzigen Brüder, czech. und
deutfche Landes-Oberrealschule, Webschule; bedeu-
tende Baumwoll-, Woll- und Leinenindustrie, Malz-
und Zucker-, Branntwein- und Liqueurfabriken,