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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Prostȳlos; Prot...; Protagōn; Protagoníst; Protagŏras; Protamīn; Proteacēen; Protégé; Proteīde; Proteīn; Proteīnstoffe

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Prostylos - Proteïnstoffe

Asylen und Besserungshäusern für reuige Prostituierte (Magdalenenstiften) geeignet sein, die Ausbreitung der P. wenigstens teilweise einzuschränken. In England besteht seit 1875 eine internationale Liga mit der Benennung «Fédération britannique continentale et générale», die den Zweck verfolgt, die P. als legale oder geduldete Institution aufzuheben; man pflegt derartige Bestrebungen als Abolitionismus zu bezeichnen. Das Deutsche Reich hat 1891 mit Belgien und Holland internationale Verträge zum Schutz verkuppelter weiblicher Personen geschlossen.

Litteratur. Parent-Duchatelet, De la P. dans la ville de Paris (2 Bde., 3. Aufl., Par. 1857); Hügel, Zur Geschichte, Statistik und Regelung der P. (Wien 1865); F. W. Müller, Die P. in socialer, legaler und sanitärer Beziehung (Erlangen 1868); Acton, P. in its moral, social and sanitary aspects in London and other cities (2. Aufl., Lond. 1869); Huppé, Das sociale Deficit von Berlin (Berl. 1870); Jeannel, De la P. dans les grandes villes au 19<sup>e</sup> siècle (2. Aufl., Par. 1874; deutsch von Müller, Erlangen 1869); Das deutsche Strafgesetzbuch und polizeilich konzessionierte Bordelle. Aktenstücke u. s. w. (Hamb. 1877); Lecour, La P. à Paris et à Londres 1789‒1871 (3. Aufl., Par. 1877); von Oettingen, Die Moralstatistik (3. Aufl., Erlangen 1882); Schrank, Die P. in Wien (2 Bde., Wien 1886); Stursberg, Die P. in Deutschland (2. Aufl., Düsseld. 1887); Fournier, Die öffentliche Prophylaxe der Syphilis (deutsch, Lpz. 1888); Tarnowsky, P. und Abolitionismus (Hamb. und Lpz. 1890); Lombroso und Ferrero, Das Weib als Verbrecherin und Prostituierte (Hamb. 1894).

Prostȳlos (grch.), ein griech. Tempel, bei dem nur die Vorhalle (Pronaos) vorn durch eine Säulenreihe begrenzt ist.

Prot…, Proto… (vom grch. prōtos, der erste), in Zusammensetzungen der erste, vornehmste einer Klasse.

Protagōn, soviel wie Lecithin (s. d.).

Protagoníst (grch.), im altgriech. Drama der erste Schauspieler, s. Deuteragonist und Tritagonist.

Protagŏras, aus Abdera, griech. Philosoph, lebte etwa 485‒415 v. Chr. und lehrte herumreisend in ganz Griechenland, mit besonderm Erfolg in Athen, wo er jedoch wegen Gottlosigkeit angeklagt und verurteilt wurde. Er entfloh und ertrank bei einem Schiffbruch. Sein berühmter Hauptsatz: «Der Mensch ist das Maß der Dinge, der seienden, daß sie sind, der nichtseienden, daß sie nicht sind», wollte besagen, daß einem jeden die Dinge das sind, als was sie ihm erscheinen; der Wind z. B., der dem einen kalt, dem andern warm erscheint, ist wirklich kalt, wem er kalt, warm, wem er warm erscheint, an sich aber weder kalt noch warm. Die Lehre stammt offenbar von Heraklit (s. d.) und wurde in der bestimmten Anwendung auf die sinnlichen Qualitäten von Demokrit (s. d.) aufgenommen. P. wollte damit von unfruchtbaren Spekulationen über das Ansich der Dinge ablenken und den Menschen auf praktische Aufgaben hinweisen. Diesen will seine Lehre eigentlich dienen; er lehrt «guten Rat» im privaten und besonders im öffentlichen Leben, kluge Voraussicht der Folgen und dadurch Beherrschung sowohl der Naturkräfte wieder menschlichen, namentlich polit. Verhältnisse. Dabei ist sein Bestreben nicht umstürzend, er vertritt weit mehr im demokratischen Sinne das Recht der öffentlichen Meinung, als die gesetzlose Willkür des Einzelnen. Er selbst gab der Stadt Thurii Gesetze, und Sitte und Recht galten ihm als unentbehrliche Stützen der Gesellschaft und des Staates. Allerdings sind sie nach ihm nicht von ewiger Natur oder dem Menschen angeboren, sondern erworben. Erziehung, Gesetzgebung und Justiz sind die sittigenden Mächte, als deren Vertreter der «Sophist» gelten will. Von den Göttern wußte er nichts zu sagen, weder daß sie sind, noch daß sie nicht sind. – Vgl. Laas, Idealismus und Positivismus, Bd. 1 (Berl. 1879); Natorp, Forschungen zur Geschichte des Erkenntnisproblems im Altertum (ebd. 1884); Gomperz, Die Apologie der Heilkunst (Wien 1890); Zeller, Philosophie der Griechen (1. Teil, 5. Aufl., Lpz. 1892).

Protamīn, ein aus den Samenfäden des Lachses neben Guanin und Sarkin dargestellter basischer Körper, der nach der Formel C₁₆H₃₂N₉O₄ zusammengesetzt sein soll.

Proteacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Thymelinen (s. d.) mit gegen 1000 meist austral. und südafrik. Arten. In der nördl. gemäßigten Zone fehlen sie gänzlich. Es sind Bäume oder Sträucher, seltener ausdauernde krautartige Gewächse mit lederartigen, meist immergrünen Blättern. Die Blüten sind bei vielen Arten sehr ansehnlich, stehen gewöhnlich ähren- oder köpfchenartig, sind in der Regel zwitterig, seltener polygamisch oder zweihäusig, bestehen aus einem vierteiligen Perigon, vier Staubgefäßen und einem einfächerigen Fruchtknoten, dem ein an der Spitze etwas verdickter Griffel ansitzt. Die Frucht ist eine einsamige Nuß oder, mehrsamige Kapsel. Viele P. sind ihrer Blüten wegen beliebte Zierpflanzen.

Protégé (frz., spr. -tescheh), Schützling; protegieren, beschützen, begünstigen, befördern.

Proteīde, eine Gruppe der Proteïnstoffe, welche tierischen Ursprungs sind und sich von den übrigen, namentlich den Albuminoiden, dadurch unterscheiden, daß sie in Wasser und verdünnter Säure ganz unlöslich sind. Man rechnet zu den P. die tierischen Schleimstoffe und Mucine, die Harnstoffe (Elastin und Keratin), das Fibroin, Spongin, Nucleïn u. a. m.

Proteīn, s. Kleber.

Proteīnstoffe oder Proteïnkörper, Eiweißstoffe, Albumin(Eiweiß-)körper oder Blutbildner, eine große Klasse von organischen Verbindungen, die sich im Körper aller lebenden Wesen, im Pflanzenreich wie im Tierreich vorfinden. Sie entstehen im Assimilationsprozeß des Pflanzenreichs, ob sie aber in der Pflanze unmittelbar aus anorganischer Materie, Kohlensäure, Wasser, Ammoniak oder Salpetersäure gebildet werden, oder ob sie aus der Umbildung und Verwandlung von andern organischen Substanzen, z. B. aus der Metamorphose von Amidoverbindungen, hervorgehen, darüber ist Sicheres noch nicht bekannt. Im Pflanzenreich treten sie in reichlichster Menge in den jugendlichsten Zellen auf, die in ihrer ersten Anlage zum ganz überwiegenden Teil aus Eiweißstoffen (Protoplasma) bestehen und erst in ihrer weitern Entwicklung mehr und mehr andere Stoffe aufnehmen. Bei fortschreitender Vegetation sammeln sich in der Pflanze immer größere Mengen von P. an, bis zur Ausbildung der Blüte und beginnenden Fruktifikation. Mit diesem Zeitpunkt ist das Eiweißbildungsvermögen der Pflanze beendet, dagegen beginnt eine Wanderung des Eiweißes aus den vorhandenen Organen, die dadurch ärmer an P., aber nie ganz daran erschöpft werden, zu dem entstehenden Sa-^[folgende Seite]