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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Punischer Apfel - Punktierkunst
zu bauen. Mit ihr siegte Konsul Gajus Duilius bei
Mylä. Nach einem zweiten großen Seesieg bei dem
Berge Ecnomus (265) übertrug Konsul M. Atilius
Regulus den Krieg in das karthag. Afrika selbst.
Er war zunächst siegreich, wurde aber 255 durch
den spartan. Söldnerführer Xanthippus geschlagen
und gefangen. Mehrere röm. Flotten gingen durch
Sturm zu Grunde. Die Römer beschränkten sich des-
halb auf den Landkrieg in Sicilien. 250 errang hier
der Konsul L. Cücilius Metellus bei Panormus einen
großen Sieg, aber in den folgenden Iabrcn machte
der neue karthag. Feldherr Hamilkar Varkas den
Nömern ihre Erfolge wieder streitig. Erst nach einer
letzten verzweifelten Sccrüstung gelang es dem
Konsul G. Lutatius Catulus, durch seinen Sieg bei
den Ägatischen Inseln (241) die Entscheidung berbei-
zuführen. Der Friede folgte unmittelbar. Karthago
mußte Sicilien abtreten und-3200 Talente (17 Mill.
M.) zahlen. Karthagos Erschöpfung und ein Auf-
stand in Afrika wurde von den Nömern benutzt,
um 238 noch Sardinien zu gewinnen und Karthago
aufs neue zu demütigen. Eine Zeit lang blieb den-
noch Friede; forgfältig und umfassend bereitete
sich Karthago vor und erwarb in Spanien eine
neue Hilfsquelle.
Hier kam 218 v. Chr. der zweite Punische oder
Kannibalische Krieg (218-201) zum Aus-
bruch. Das Signal gab Hannibals Angriff auf
das von den Römern gefchützte Sagunt. Hannibal
eroberte die Stadt und kam dann den Römern, die
den Krieg nach Spanien verlegen wollten, zuvor.
Mit einem kühnen vielbcwunderten Marsch über
die Pyrenäen durch Südgallien und die Alpen
brach er 218 in Italien ein. (über den Verlauf des
Krieges s. Zannibal.) Vis 205 hielt er sich in Ita-
lien; da rief ihn der Befehl des karthag. Senats zum
Schutz der Vaterstadt zurück. - Während des ital.
Krieges hatten die Römer unter den Vrüdern Gnä'us
und Publius Cornelius Scipio auch in Spanien, wo
Hannibal seinen Bruder Hasdrubal als Oberbefehls-
haber zurückgelassen hatte, tapfer gekümpft. 212
fielen beide Scipionen; mit Mühe rettete sich der Rest
ihres Heers. Erst als der junge Publius Cornelius
Scipio, des Publius Sohn, den span. Oberbefehl
übernahm, besserte sich die Lage für Rom bis zum
vollen Siege im I. 206. Scipios glänzende Erfolge
verschafften ihm weiterhin das Kommando in Afrika.
204 landete er an der karthag. Küste und drängte die
ihm entgegengestellten Truppeu zurück. Nach ver-
geblichen Friedensverhandlungen stellte sich ihm 202
bei Zama Hannibal selbst; aber auch er unterlag und
riet nun zum Frieden. 201 ward dieser geschlossen.
Karthago blieb auf sein afrik. Gebiet beschränkt,
mußte 50 Jahre lang jährlich 200 Talente zahlen,
die Kriegsschiffe bis auf zebn und die Elefanten aus-
liefern, durfte außerhalb Afrika gar nicht, in Afrika
nur mit Roms Erlaubnis Krieg führen. Außerdem
wurde den Karthagern der Numidcrfürst Masinissa
zur Beaufsichtigung und fortdauernden Beunruhi-
gung zur Seite gesetzt.
War der zweite ein Kampf um die Weltherrschaft
gewesen, so war der dritte Punische Krieg (149
-140 v. Chr.) von feiten der Karthager ein Kampf
der Verzweiflung um ihre Existenz. Die röm. Groß-
kaufmannschaft drängte auf die Vernichtung der
Konkurrentin und fetzte den Kampf schließlich durch.
Die Karthager gaben bis zum Äußersten nach,
nahmen aber endlich den Kampf entschlossen auf,
zunächst mit Glück' erst 146 eroberte Publius Cor-
nelius Scipio Amilianus Karthago, das er über ein
Jahr belagert hatte und die von den Einwohnern,
noch als die Römer schon eingedrungen waren,
Schritt für Schritt verteidigt, endlich den Flammen
geopfert wurde. - Vgl. Neumann, Das Zeitalter
der P. K. (hg. von Faltin, Bresl. 1883); Fuchs,
Der zweite Pumfche Krieg (Wiener-Neustadt 1894).
Punischer Apfel, foviel wie Granatapfel (f.Gra-
natbaum). M68.
Punifche Treue (^1ä68 ?unica.), s. (^60".
Punitz, poln. ?0ni6c, Stadt im Kreis Gostyn
des preuß. Reg.-Bez. Posen, links am Polnischen
Landgraben und an der Nebenlinie Lissa-Ostrowo
der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2004 E. (780
Polen), darunter 745 Katholiken und 31 Israeliten,
Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Kranken-
haus ; Windmühlen, Stellmacherei, Böttcherei, Tisch-
lerei, Jahr-, Vieh- und Schweinemärkte. Bei P. be-
siegte 1704 Karl XII. die Sachsen.
Punja(u)b, s. Pandschab.
?nnHa(u)b IlHtivs 5t2.tss (spr. pönndschahb
nehtiw stehts), s. Pandschab-Staaten.
Punka, englisch verderbt aus Pankha (s. d.).
Punkt (lat.), in der Geometrie nach Euklids
Definition das, was keine Teile oder keine Aus-
dehnung hat. Man definiert den P. auch als einen
Ort im Raume. Ein P., in Bewegung gedacht, be-
schreibt eine Linie. In der Algebra ist der P. Zei-
chen der Multiplikation. - über die typogra-
phischen P. s. Schriftarten.
In der Notenschrift bezeichnet der P. über der
Note den Staccatovortrag (s. stacckw); der P.
rechts neben der Note verlängert diese um die
Halste ihres Wertes, z. V. eine halbe Note mit P.
gilt drei Viertel, eine Viertelnote mit P. drei
Achtel. - In der ältern Notenschrift war der P.
zum Teil Verlängcrungszeichcn, zum Teil vertrat
er den Taktstrich. Als Verlüngerungszeichen (an
Stelle der Bindung) hat ihn versuchsweise Johs.
Brahms wieder aufgenommen.
Punktation (neulat.), eine vorläufig aufge-
nommene Vertragsurkunde, zu welcher noch etwas
hinzukommen soll: das kann sein die förmliche Aus-
fertigung, etwa in Reinschrift oder in gerichtlicher
oder notarieller Form; es kann auch sein die Wieder-
gabe von Nebenpunkten; oder drittens man war nur
darüber einig, daß ein Vertrag, wie er in der Urkunde
umschrieben ist, geschlossen werden soll, und hat sich
durch die P. gegenseitig verpflichtet, den Vertrag in
diesem Sinne abzuschließen; oder endlich man hat
den Abschluß des Vertrags vorbehalten und vorläufig
nur in Vorbesprechungen die Punkte festgestellt und
niedergeschrieben, in welcher Weise die Parteien den
Vertrag abzuschließen gedenken. Die unterschriebene
P. giebt im ersten Fall einen gültigen Vertrag wie-
der, wenn die Ausfertigung nur des Beweises wegen
hinzutreten soll; im zweiten Fall liegt ein gültiger
Vertrag vor, wenn nicht Einigung über Nebenpuntte
vorbehalten ist, in welchem Fall der Vertrag, auch
wenn über alle wesentlichen Erfordernisse Einigung
erzielt war, noch nicht fertig ist. Im dritten Fall liegt
ein Vorvertrag (pHowin ä" conti-Hliknäo) vor; im
vierten Fall fehlt es an einem Vertrage. - Über P.
in der hebr. Schrift s. Hebräische Sprache.
Punktieren, etwas mit Punkten versehen, s. Bild-
hauerkunst und Kollationieren.
Punktierkunst, eine Art, Orakel zu geben, in-
dem man eine Anzahl Punkte, die man ohne beson-
dere Absicht ganz willkürlich verzeichnet, in Zinnen
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