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Pyroverbindungen – Pyrrol
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pyrotypie'
dadurch das Aussehen einer Intarsia-Arbeit. So behandelte Holzplatten werden namentlich zu Sessellehnen, Sitzteilen u.s.w. benutzt. Hochreliefarbeiten
dienen zu Friesen, Umrahmungen, Hohlkehlen u.s.w.
Pyroxēn, Name für eine Gruppe von Mineralien, von denen viele Glieder weit verbreitet und als Gemengteile von
Gesteinen wichtig sind. Chemisch stimmt die allgemeine Zusammensetzung mit derjenigen innerhalb der Amphibolgruppe überein, indem alle P. Bisilikate
(neutrale Metasilikate) oder Mischungen mehrerer derselben sind, konstituiert nach der Formel RSiO3,
worin R vorwiegend Ca, Mg,
Fe, auch Na2,
K2, stellenweise Mn ist; in gewissen Gliedern spielen auch hier
Sesquioxyde (Thonerde und Eisenoxyd) eine Rolle. Morphologisch aber unterscheiden sich die P. von den Amphibolen dadurch, daß sie einen Prismenwinkel
von etwa 87° besitzen, dem gewöhnlich eine ziemlich entwickelte Spaltbarkeit folgt. Säuren greifen diese Mineralien nicht oder nur wenig an. Die Glieder der
Pyroxengruppe gehören drei Krystallsystemen an: Enstatit,
Bronzit und Hypersthen sind
rhombisch, Augit, Diallag und
Akmit monoklin, der Rhodonit triklin
(s. die Einzelartikel).
Pyrrhichĭus oder Dibrachys, in der griech. und röm. Metrik ein aus zwei
kurzen Silben (ᴗ ᴗ) bestehender Versfuß.
Pyrrho, Stifter der skeptischen Schule der griech. Philosophie, die nach ihm auch die pyrrhoneische heißt, geb. um 360 v.Chr. in Elis
im Peloponnes, gest. um 270. Seinen Lehrer Anaxarchus soll er im Gefolge Alexanders d.Gr. nach Indien begleitet und sich auf diesem Zuge mit den Meinungen
der Gymnosophisten und Magier bekannt gemacht haben. Er zweifelte an aller Möglichkeit theoretischer Erkenntnis, indem für jede Behauptung ein
Gleichgewicht der Gründe für und wider (isostheneia) bestehe, so daß die logische Folge die Enthaltung von jedem
Urteil (epochē) ist. Diese Enthaltung bezieht sich übrigens nur auf das Urteil über das Ding an sich, das der Erscheinung
zu Grunde liegt; die Erscheinung selbst behauptet der Skeptiker nur um so entschiedener, so daß seine Theorie wesentlich der des
Protagoras (s. d.) entspricht. Die praktische Folge der Zurückhaltung des Urteils ist die Gleichgültigkeit
(adiaphoria) oder Unerschütterlichkeit (ataraxia), die P. dem Demokrit entlehnt. P.
hat keine Schriften hinterlassen, doch wurde seine Lehre von seinem geistreichen Schüler Timon von Phlius dargestellt, der auch eine ausführliche
Bekämpfung der ältern Physiker verfaßte und die Anschauungen seines Lehrers zu einem gründlichen System verarbeitete. Zugleich wurde der Akademiker
Arcesilaus (s. d.) durch P. dem Skepticismus gewonnen. Neben der akademischen scheint dann die pyrrhoneische Schule seit Timons Tode
(um 235) in den Hintergrund getreten, wenn nicht ganz erloschen zu sein, bis Änesidemus (s. d.) sie zu neuer Bedeutung erhob. Die
Pyrrhonischen Tropen (zehn verschiedene Wendungen, die Unzuverlässigkeit der Sinneswahrnehmungen zu beweisen)
rühren wohl erst von Änesidemus her; sie fassen nur die ältern, zum Teil schon von Protagoras und den Kyrenaikern gebrauchten Zweifelsgründe in ein System
zusammen.
Pyrrhūla, Vogelgattung, s. Gimpel.
Pyrrhus, König von Epirus (s. d.), geb. 319 v.Chr., einer der größten Feldherren seiner Zeit. Nach einer
wechselreichen, gefahrvollen Jugend schloß er sich seinem Schwager Demetrius Poliorketes an. Mit ihm focht er bei Ipsus (301) und ging für ihn als Geisel nach
Ägypten. Dort vermählte er sich mit Antigone, der Tochter der Königin Berenice, und wurde von Ptolemäus I. 298 in seine epirotische Herrschaft zurückgeführt.
Rasch vergrößerte er erobernd seine Macht; auch Macedonien vermochte er vorübergehend zu behaupten. Ein neuer Schauplatz des Ruhms eröffnete sich
ihm, als ihn die Bewohner von Tarent im Kriege gegen die Römer zu Hilfe riefen. P. siegte zuerst 280 v.Chr. bei Heraklea am Siris und 279 zum zweitenmal bei
Asculum in Apulien glanzvoll über die Römer; allein dieser Sieg wurde so teuer erkauft, daß P., wie Plutarch im Leben des P., Kap. 21, erzählt, nach der Schlacht
in die Worte ausbrach: «Noch ein solcher Sieg und wir sind verloren!» (daher der Ausdruck Pyrrhussieg). Von den
Syrakusanern gegen die mit Rom verbündeten Karthager nach Sicilien gerufen, setzte er 278 v.Chr. dorthin über, drängte die Karthager 277 bis Lilybäum zurück
und machte sich schon bereit, sie in Afrika selbst anzugreifen, als infolge seines strengen Regiments die unzuverlässigen Sikelioten 276 von ihm wieder
abfielen. Er kehrte nun nach Italien zurück, um den hart bedrängten Tarentinern abermals zu helfen, erlitt aber 275 v.Chr. bei Beneventum in Samnium durch
die Römer unter Curius Dentatus eine gänzliche Niederlage. Nach diesen Unfällen sah er sich genötigt, nach Epirus und Griechenland zurückzugehen. 272
unternahm er einen zweiten kühnen Zug zur Eroberung des Peloponnes, fiel aber bei einem Straßenkampfe in Argos. – Vgl. R. Schubert, Geschichte des P.
(Königsb. 1894).

Textfigur:
Pyrrōl, eine im Steinkohlenteer und besonders im Knochenöl enthaltene Substanz von der Zusammensetzung
C4H5N. In reinem Zustande ist es eine farblose chloroformähnlich riechende Flüssigkeit, die
sich an der Luft bräunt und bei 131° siedet. Ein mit Salzsäure befeuchteter Fichtenspan wird durch Pyrroldämpfe rot gefärbt. P. kann auch auf synthetischem
Wege dargestellt werden und entsteht z.B. beim Destillieren der Ammoniaksalze der Zuckersäure und Schleimsäure. Seine chem. Konstitution ist in der Formel
ausgedrückt. Es zeigt sehr schwach basische Eigenschaften und bildet keine beständigen Salze mit Säuren. Dagegen kann das Wasserstoffatom der Imidgruppe
NH durch Kalium und Natrium ersetzt werden (Pyrrolkalium). Durch Ersatz der
Wasserstoffatome des P. entstehen eine große Zahl von Pyrrolderivaten, unter denen das Tetrajodpyrrol (s. Jodol) als Antiseptikum
Verwendung findet. Durch Reduktionsmittel können an die Pyrrolderivate 2 und 4 Wasserstoffatome angelagert
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 539.