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Quiévrain – Quincaillerien
Quiévrain (spr. kiëwräng), Gemeinde im Bezirk Mons der belg. Provinz Hennegau, an den Linien Brüssel-Q. der Belg. Staatsbahnen und Paris-Q. der Franz. Nordbahn, mit 3272 E. und Zollstation. Hier siegten 29. April 1792 die Österreicher über die Franzosen.
Quilāte (spr. ki-), span. und portug. Probiergewicht, soviel wie Karat (s. d.).
Quilimane, Ort in Ostafrika, s. Quelimane.
Quillabamba (spr. killja-), rechter östl. Quellfluß des Rio Ucayali, des Nebenflusses des Amazonenstroms, entsteht aus dem Zusammenflusse des Urubamba von links und Paucartambo von rechts und durchströmt die Abhänge der Ostcordillere im Departamento Cuzco in Peru.
Quillāia Mol., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Spiräen, mit nur vier Arten, namentlich im tropischen Südamerika, Bäume mit immergrünen lederartigen Blättern und großen ansehnlichen Blüten. Die Rinde der in Peru und Chile wachsenden Q. saponaria Mol. wird in diesen Ländern allgemein als Seife benutzt und bildet dort, wie auch in Europa, wo sie als Quillaja-, Panama- oder Seifenrinde besonders zum Waschen farbiger Woll- und Seidenzeuge benutzt wird, einen bedeutenden Handelsartikel. Sie enthält vier verschiedene, bisher unter dem Kollektivnamen Saponin bezeichnete Körper, von denen nur das reine Saponin genauer bekannt und wie das Laktolin wirkungslos ist. Zwei andere Bestandteile dagegen, die Quillajasäure und das Sapotoxin, sollen giftig sein. Die Abkochung der Rinde wird neuerdings als ein kräftiges expektorierendes Heilmittel gegen chronische Luftröhrenkatarrhe und asthmatische Zustände empfohlen. Hamburgs Zufuhr beträgt jährlich bis 20000 Doppelcentner, im Wert von (1895) 30 M. der Doppelcentner.
Quillota (spr. killjō-), Stadt in der chilen. Provinz Valparaiso, in 124 m Meereshöhe, am Rio Q., Station der Bahn Valparaiso-Santiago, hat (1885) 9214 E., darunter auch Deutsche; reiche Kupferminen, in der Umgegend viel Wein, Walnußbäume und tropische Früchte.
Quillu, Fluß in Westafrika, s. Kuilu.
Quilōa (spr. ki-), Orte in Deutsch-Ostafrika, s. Kilwa.
Quilon, Kollam, Hafen in Trawankur (s. d.).
Quilotoa (spr. ki-), niedrigster erloschener Vulkan der Anden von Ecuador, 400 m unterhalb des Kammes der nächstgelegenen Cordillere, ist 4138 m hoch, trägt im Krater einen See mit salzigem Wasser. Der Q. besteht aus Tuffen ohne zusammenhängende Lavaströme.
Quimper (spr. kängpähr). 1) Arrondissement im franz. Depart. Finistère, hat auf 1392,19 qkm (1891) 171684 E., 9 Kantone und 65 Gemeinden. – 2) Quimper-Corentin, bretonisch Kemper, mittellat. Coriosopitum, Hauptstadt des Depart. Finistère in der Niederbretagne, am Zusammenfluß von Steir und Odet, wo dieser einen Hafen für Schiffe bis 150 t und einen 17 km langen Meeresarm (Anse de Bénodet) bildet, an den Linien Lorient-Q.-Landerneau(-Brest), Q.-Pont l’Abbé (22 km) und Q.-Douarnenez (24 km) der Orléansbahn, ist Sitz des Präfekten, des Generalkommandos der 43. Infanteriebrigade, eines Bischofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, und einer Ackerbaukammer, hat (1891) 14901, als Gemeinde 17406 E., in Garnison das 118. Infanterieregiment, im neuern, unter einem 200 m hohen Felsen liegenden Stadtteil die Kathedrale St. Corentin aus dem 13. bis 15. Jahrh.; das Stadthaus mit der Bibliothek (23753 Bände und 71 Handschriften); das Museum mit Gemälden, Antiquitäten, Modellen bretonischer Kostüme u. a.; ferner die Kirche Locmaria aus dem 11. Jahrh., die Präfektur, das Lyceum, ein Theater, öffentliche Bäder, zwei 325 m lange Quais und Promenaden am Fuße des Mont-Frugy. Q. besitzt ein Priester- und ein Lehrerseminar, Ackerbauschule, Irrenversorgungshaus, allgemeines Krankenhaus; Schiffbau, Sardinenfischerei, Salzniederlage, Brauerei, Töpferei, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Leinwand, Wachs, Honig, Butter, Vieh, Pferden und gesalzenen Fischen.
Quimperlé (spr. kängp-). 1) Arrondissement im franz. Depart. Finistère in der Niederbretagne, hat auf 760,35 qkm (1891) 59381 E. in 5 Kantonen und 21 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Arrondissements Q., am Zusammenfluß von Ellé und Isole, woraus die Laïta entsteht, an der Linie Lorient-Quimper der Orléansbahn, hat (1891) 4864, als Gemeinde 8049 E., einen Gerichtshof erster Instanz, eine Ackerbaukammer, die der Grabeskirche in Jerusalem nachgebildete Kirche Ste. Croix, die nach ihrem Einsturz 1862 wieder aufgebaut ist, Pensionate, ein Hospital; Fabrikation von Mehl und Papier, Lohgerberei, Schneidemühlen, einen kleinen Hafen und Handel mit Holz, Getreide, Vieh, Leder, Sardinen, Salz, Honig und Wein.
Quinarĭus, altröm. Silbermünze, die Hälfte des Denars (s. d.), nämlich 5 Asses, nach der Reduktion des Kupfergeldes 8 Asses. Seit dem 1. Jahrh. v. Chr. führt er bisweilen den Namen Victoriatus (s. d.). (S. Tafel: Münzen Ⅱ, Fig. 4.)
Quinault (spr. kinoh), Philippe, franz. Operndichter, geb. 3. Juni 1635 zu Paris, erzielte schon mit seinem ersten Lustspiel «Les rivales» 1653 einen Erfolg. 1670 wurde er Mitglied der Akademie. Durch seine Verheiratung mit der Witwe Bouvet kam er zu großem Vermögen und kaufte sich 1671 eine Stelle an der Rechnungskammer. Indem er 1672 mit Lully die «Académie royale de musique» übernahm, wurde er Mitbegründer der franz. Großen Oper. Q. starb 26. Nov. 1688. Er schrieb fünf Tragödien, sieben Tragikomödien und vier Komödien (1653‒66), sowie 14 Opern (darunter zwei Ballette und ein Pastorale, 1672‒86). Die Komödien sind Intriguenstücke, das beste, «La mère coquette» (1664), läßt den Einfluß Molières erkennen; die Tragödien gehören der polit. Liebestragödie an und haben Corneilles Stücke zum Vorbild; interessant ist darunter «Astrate, roy de Tyr» (1664), obwohl Boileau es verspottet. Die meist mytholog. Stoffe und ernste Konflikte behandelnden Opern sind zugleich glänzende, mit Balletts verbundene Ausstattungsstücke; sie sind phantastisch in der Konzeption, zeichnen sich aber durch ihre poet. Sprache und durch Wohllaut des Verses aus. Wie ihre Vorbilder, Racines Tragödien, wirken sie gern durch Rührung; die hervorragendsten sind «Armide» (1686) und «Atys» (1676). Seine dramat. Werke sind in seinem «Théâtre» (5 Bde., Par. 1715, 1739 u. 1778), zum Teil in den «Œuvres choisies» (hg. von Didot, 2 Bde., Par. 1811) enthalten.
Quincaillerien (frz., spr. kängkaj’ri-), soviel wie Kurzwaren (s. d.), in Frankreich sogar alle Metallwaren, besonders solche aus Eisen.