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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Quincaillerieschule; Quincey; Quincke; Quinctĭer; Quinctilianus; Quinctīlis; Quincunx; Quincy; Quindecimvĭri; Quindiu; Quinet

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Quincaillerieschule - Quinet

Quincaillerieschule, früherer Name der Gürtler-, Graveur- und Bronzewarenerzeuger-Fachschule (s. d.).

Quincey, Thomas de, engl. Schriftsteller, s. De Quincey.

Quincke, Georg Hermann, Physiker, geb. 19. Nov. 1834 zu Frankfurt a. O., studierte in Berlin, Königsberg und Heidelberg, wurde 1859 Privatdocent, 1865 außerord. Professor der Physik an der Universität Berlin, 1872 ord. Professor der Physik an der Universität Würzburg, 1875 in Heidelberg. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen über Kapillarität, Akustik, Optik, Elektricität und Magnetismus hat er seit 1856 größtenteils in Poggendorffs und Wiedemanns «Annalen der Chemie und Physik» veröffentlicht.

Quinctĭer, Name der Mitglieder eines röm. patricischen Geschlechts. Ihm gehörte der Diktator Lucius Quinctius Cincinnatus (s. d.) und später Titus Quinctius Flamininus (Konsul 198 v. Chr.) an. Flamininus kämpfte mit Glück gegen den König Philipp Ⅴ. von Macedonien, schlug ihn entscheidend 197 bei Kynoskephalä und zwang ihn zum Frieden. Die Griechen gewann er dadurch, daß er ihnen bei den Isthmischen Spielen in Korinth 196 die Freiheit und Unabhängigkeit verkünden ließ. Nach Demütigung des spartan. Tyrannen Nabis feierte er in Rom einen Triumph. 189 war er Censor, 183 Gesandter bei König Prusias Ⅱ. von Bithynien, um Hannibals Auslieferung zu verlangen.

Quinctilianus, röm. Rhetor, s. Quintilianus.

Quinctīlis, röm. Monat, s. Juli.

Quincunx (lat.), fünf Zwölftel eines Ganzen, als Münze =5 Unciä = 5/12 As, welche auf der einen Seite neben dem Bilde der Dioskuren fünf Punkte (globuli) trug. Q. heißt auch die durchbrochene Ordnung der Baumpflanzungen ^[img], welche mit der schriftlichen Bezeichnung von 5 Unzen (^[img] oder V) Ähnlichkeit hat. In derselben Weise waren die hastati, principes und triarii in der röm. Schlachtordnung aufgestellt (Quincunciālstellung, s. Manipularstellung).

Quincy (spr. -sĭ), Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika; darunter: 1) Hauptstadt des County Adams in Illinois, am Mississippi, auf einer Anhöhe, hat (1890) 31494 E., breite Straßen, vier Parks, einen großen Ausstellungsplatz, Bundesgebäude, Stadthaus, County-Gerichtshaus, ein Soldatenheim für die Veteranen des Bürgerkrieges, öffentliche Bibliothek, College sowie eine schöne Brücke über den Strom. Q. ist wichtiger Knotenpunkt, steht durch Dampfer mit St. Louis in Verbindung und treibt beträchtlichen Handel, Fabriken von Ackerbaugeräten, Möbeln, Tabak, Wagen, Backsteinen, Öfen und Leder, Schlacht- und Eishäuser, Mehl- und Sägemühlen. – 2) Stadt im County Norfolk in Massachusetts, südsüdöstlich von Boston, mit schönem Stadthaus und (1890) 16723 E. In der Nähe bedeutende Granitbrüche.

Quincy (spr. -sĭ), Josiah, amerik. Staatsmann, geb. 4. Febr. 1772 zu Boston, studierte die Rechte und wurde 1793 Advokat in seiner Geburtsstadt, 1804 Staatssenator und 1805 Mitglied des Kongresses. Letzterm gehörte er acht Jahre an und zeichnete sich als Führer der föderalistischen Minorität und durch seine Opposition gegen den Krieg von 1812, gegen die Aufnahme von Louisiana und gegen die Sklaverei aus. 1813 legte er seine Stelle nieder, wurde aber bald darauf in den Staatssenat und 1820 in das Staatsrepräsentantenhaus gewählt. 1822 verzichtete er, wurde Stadtrichter und 1823 Bürgermeister von Boston. 1829‒45 war er Präsident der Harvard-Universität und zog sich dann ins Privatleben zurück. Er starb 1. Juli 1864 zu Quincy. Q. schrieb u. a.: «Memoir of Josiah Q. jr., of Massachusetts» (Bost. 1825 u. 1875), «History of Harvard University» (2 Bde., Cambridge 1840; 2. Aufl. 1860), «Memoir of the life of John Quincy Adams» Bost. 1858). Sein Sohn Edmund Q. gab seine Lebensbeschreibung (Bost. 1867; 6. Aufl. 1874) und seine Reden (ebd. 1875) heraus.

Quindecimvĭri, s. Decemvirn.

Quindiu (spr. kin-), Teil der Cordillere von Columbia, auf der Grenze von Cauca und Tolima, besteht aus altkrystallinen Schiefern, trägt die Vulkane Tolima und Ruiz. Der Paramo Nevado de Santa Isabel ist 5600 m, der Nevado del Q. 3678 m hoch. Die Paßhöhe des Q. zwischen Ibague und Cartago im Caucathal beträgt 3420 m.

Quinet (spr. kineh), Edgar, franz. Schriftsteller, geb. 17. Febr. 1803 zu Bourg (Ain), studierte in Straßburg, Genf, Paris und Heidelberg und veröffentlichte nach seiner Rückkehr eine Übersetzung von Herders «Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit» (3 Bde., Straßb. 1825‒27). Als Mitglied einer 1828 nach Morea gesandten Expedition sammelte er das Material zu seiner Schrift «De la Grèce moderne et de ses rapports avec l’antiquité» (Par. 1830; 2. Aufl. 1832). 1836‒39 erschienen von ihm mehrere wertvolle geschichtliche und philos. Aufsätze in der «Revue des Deux Mondes», ebenso wie das Mysterium «Ahasvérus», worin sich der Einfluß deutscher Romantik zeigt (besonders abgedruckt 1833); 1839 wurde er zum Professor der ausländischen Litteratur an der Faculté des lettres zu Lyon ernannt und 1842 wurde ihm trotz des heftigen Pamphlets «1815 et 1840» der Lehrstuhl für südeurop. Sprachen und Litteraturen am Collège de France zu Paris übertragen. Wegen der extrem liberalen Anschauungen, die Q. vom Katheder und in seinen Schriften verkündete («Le génie des religions», 1842; im Verein mit Michelet «Les Jésuites», 1843 u. ö.), wurde er 1846 von der Regierung seines Amtes entsetzt, ging nach Spanien, war nach seiner Rückkehr Abgeordneter für das J. 1847, beteiligte sich Febr. 1848 an den Straßenkämpfen in Paris und wurde 1849 in die Legislative gewählt, wo er, auf der äußersten Linken, mit Wort und Schrift die polit. Reaktion bekämpfte. 1852 nach dem Dekret vom 9. Jan. aus Frankreich verbannt, ging Q. zunächst nach Brüssel, dann nach der Schweiz und starb 27. März 1875 in Versailles. Zu Bourg wurde ihm 14. Mai 1883 ein Standbild gesetzt. Unter seinen Schriften sind u. a. noch zu nennen: die epischen Dichtungen «Napoléon» (1836) und «Prométhée» (1838), die gegen die Geistlichkeit gerichteten «L’ultramontanisme» (1844) und «Le christianisme et la révolution» (1846), ferner «Les esclaves» (1853), «Merlin l’enchanteur» (2 Bde., 1860), «La création» (2 Bde., 1870; deutsch Lpz. 1871), «La république» (1872), «L’esprit nouveau» (1874). Sein «Livre de l’exilé» erschien nach seinem Tode (Par. 1875). Seine «Œuvres complètes» (Par. 1856‒59) umfassen 10 Bände; seine «Correspondance» (ebd. 1877) 2 Bände. – Vgl. Chassin, Edgar Q., sa vie et son œuvre (Par. 1859); Edgar Q. Ein litterar. Essay (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1875, 2. Hälfte); Madame Quinet, Edgar Q.