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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rappisten - Raps
(s. d.), als letzterer Haurappier, Hieber oder,
besonders als Mensur- und Paradewaffe, Schläger
(s. d.) genannt. Das Haurappier hat eine breitere
und stärkere Klinge als das Stoßrappier und ist
auch im Gefäß abweichend, insofern ersteres statt des
Stichblatts eine halbkugelförmige Glocke (Glocken
schläger) oder einen sog. Korb mit8-förmigenSeitciv
stangen, sog. Göttinger Schläger (Korbschläger),
zum Schutze der.Hand besitzt.
Rappisten, Sekte, s. Harmoniten.
Nappoldi, Eduard, Geiger, geb. 21. Febr. 1839
in Wien, studierte auf dem Wiener Konservatoriuni
und bei Joseph Vöhm in Wien. Von 1854 an wirtte
er als Violinist an den Theaterorchestern in Wien
(Dosoper) und Rotterdam, wurde Kapellmeister an
den Bühnen von Lübeck, Stettin und Prag, 1871
Violinprofessor an der ko'nigl. Hochschule in Berlin
und ist seit 1877 als erster Hofkonzertmeister in
Dresden thätig. Er veröffentlichte Lieder, zwei
Klavierviolinsonaten (I^-äni- und X-moII) und eine
Klaviersonate (I^äur). - Seine Gattin, Laura
Nappoldi-Kahrer, Pianistin, geb. 14. Jan. 185.'>
in Mistelbach bei Wien, Schülerin des Wiener Kon-
servatoriums, später von Liszt und Henselt weiter
gebildet, wirkt als Lehrerin des Klavierspiels am
tönigl. Konservatorium in Dresden.
Rappoltstein, H oh en-Rappolt st ein, Vurg/
ruine im Kreis und Kanton Nappoltsweiler des Ve
zirks Oberelsaß, etwa 2 km westlich oberhalb Rap-
poltswciler (s. d.), auf einem schwer zugänglichen
Felsen (642 m), eine der ältesten Burgen des Lan-
des und mit den beiden nachgenannten die "drei
Schlösser auf einem Berge" des alten elsüss. Wahr-
spruchs bildend, Stammsitz der Herren von N. Der
jetzige Bau gehört dem 14. Jahrh. an. Unterhalb
die Festen Girsberg (Giersberg), unbedeutender,
aber noch schwerer zugänglich, und Sankt Ulrich
(die Niederburg), im 15. Jahrh, vergrößert und bis
zum Dreißigjährigen Kriege von den Herren von
N. bewohnt. Nach dem Äussterben des mächtigen
Geschlechts der letztern 1673 kam die Herrschaft^,
an die Pfalzgrafen von Virkenfeld, 1734 an die
von Zweibrücken, in der Französischen Revolution
an Frankreich. Der letzte Herr von N. war Maxi-
milian Joseph, der nachmalige König von Bayern,
welcher bis 1789 als Oberst des Regiments Alsace
in Straßburg lebte. Die Herren von N. besahen
seit dem 14. Jahrh, die Schutzherrschaft über alle
Saitenspieler, Pfeifer und Spiellcute des Elsasses
und die Würde eines Pfeifertönigs ls. Pfeifer). -
Vgl. Nathgeber, Die Herrschast R. (Strahb. 1874);
Albrecht, N.sches Urkundenbuch (ebd. 1891 fg.).
Rappoltsweiler, frz. Ribeauville'. 1) Kreis
im Bezirk Oberelsah, hat 459,16 ^m, (1890) 61848
(29484 männl., 32364 weibl.) E. in 32 Gemeinden
___5 und zerfällt in die 4 Kantone
Kaysersberg, Markirch, R. und
Schnierlach. - 2) Kreisstadt
im Kreis R. und Hauptort des
Kantons R. (14456 E.), am
Eingang des vom Strengbach
bewässerten Vogesenthals, an
der Linie Straßburg-Vasel der
Elsaß-Lothring. Eisenbahnen,
mit dem 5 I^in entfernten Bahn-
hof durch Straßenbahn verbunden, Sitz der Kreis-
direktion, eines Amtsgerichts (Landgericht Colmar)
und Steueramtes, hat (1890) 5920 E., darunter
1091 Evangelische und 160 Israeliten, Post zweiter
Klasse, Telegraph, kath. Dekanat, Neste der mittel-
alterlichen Befestigung, altertümliche Häuser, einen
schönen Renaissaucebrunnen, got. Kirche zum heil.
i Gregorius, spätgot. Augustinerkirche, Synagoge,
! Rathaus mit einer Sammlung von sog. Ratsbechern,
,' meist von den Herren von 'Rappoltstein gestiftet,
Realschule, höhere Mädchenschule, Mutterhaus der
Lehrschwestern von der Göttlichen Vorsehung mit
Erziehungsanstalt für Mädchen im sog. Neuen Schloß
bei der Stadt, kath., evang. und Israel. Spital;
Baumwollwcbereim, Kattunfabriken, Gerbereien,
Mehl- und Sägemühlen, Steinbrüche, bedeutenden
Weinban und Weinhandel. 1888 wurde in R. eine
schon im Mittelalter bekannte, im 18. Jahrb. ver-
schüttete Mineralquelle (Karolaquelle), ein salini-
sches erdiges Mineralwasser (18,2° ().), wieder
aufgefunden und gefaßt. 2 kni westlich von R.,
in einem kleinen Seitenthale, Wallfahrtskirche Un-
serer Lieben Frau von Dusenbach, Schutzberrin der
elsäss. Pfeiferbruderschaft, deren am Pfeifertag in
R. versammelte Mitglieder hierher zu ziehen pfleg-
ten. (S. Nappoltstein.) Im 13^ Jahrh, gegründet
und mehrfach wiederhergestellt, wurde die Küche in
der Französischen Revolution als Nationalgut ver-
steigert und zerstört, 10. Juni 1894 aber nach dem
Wiederausbau neu geweiht. R. ist Geburtsort von
PH. Jak. Spener. - R. sRatbaldovilare 759) kam
von den Bischofen von Basel an die Herren von
Nappoltstein. Nach dem Dreißigjährigen Kriege
siedelten dieselben aus der Burg St. Ulrich in das
sog. Neue Schloß über.-Vgl. Bernhard, Il6(-I^i'c1i63
8ur i'iiiKtoii-6 äs R. (Colmar 1888); Kube, R. und
das Carolabad (2. Aufl., Straßb. 1892).
Rapport (frz.), Bericht, Meldung; wechselseitig
Beziehung, Zusammenhang; militärisch im all-
gemeinen jede schriftliche oder mündliche Meldung
des Untergebenen an den Vorgesetzten, im besondern
aber eine nach bestimmtem Schema angefertigte,
hauptsächlich Zahlengruppen enthaltende Nach-
weisung über dienstliche Gegenstände. So giebt der
Stärkerapport die genaue Stärke einer Truppe,
der Frontrapport die Stärken der in einer Pa-
rade stehenden Abteilungen, der Waffcnrapp ort
die Zahl der vorhandenen Waffen u. s. w. Die mei-
sten R. werden periodisch eingereicht. - Einen
Mann zum N. bestellen heißt, denselben zu einer
bestimmten Stunde in einem bestimmten Dienst-
anzuge antreten lassen. Es ist dies eine in der
^ Disziplinarstrafordnung für das deutsche Heer
vorgesehene ^trafmahregel.
In der Musterzeichnerlunst bedeutet N. die regel-
mäßige Wiederkehr einer Figur im Muster.
Im französischen Recht ist R. (Rückbringen)
das der römisch-rechtlichen Kollation (s. Ausglei-
chungspsticht) entsprechende Institut, nach welchem
jeder Erbe (d. h. Intestaterbe) verpflichtet ist, alles,
was er vom Erblasser mittels unentgeltlichen Nechts-
titels oder zufolge Testaments als Vermächtnis er-
halten hat, mit dem Nachlasse zu vereinigen und so
mit diesem zur Teilung zu bringen.
Rapporteur (frz., spr. -töhr), Zuträger, Be-
richterstatter; Halbkreis zum Messen und Übertragen
von Winkeln (auch Transporteur genannt);
Ricktzirkel.
Rapprochieren (frz., spr. -prosch-), wieder nahe-
bringen, wieder annähern; Napprochement (spr.
-proschmäng), Wiederannäherung.
Raps, Reps, Lewat, Kohlraps, Kobl-
saat (daher frz. und ital. ^0^2.), neben Rübsen