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Rapsfloh – Raschau
(s. d.) die wichtigste Ölfrucht Mitteleuropas, ist eine zur Gattung Brassica (s. d.) gehörige Umbellifere, Brassica Napus L., var. oleifera (s. Tafel: Rhöadinen, Fig. 1). Man unterscheidet Winterraps und Sommerraps; von ersterm kommen mehrere Spielarten vor, besonders der Schirmraps, der sich stark bestockt, sehr hoch wird, große, ölreiche Samen (etwa 42,5 Proz. Öl oder Fett) besitzt, vom Ungeziefer weniger zu leiden hat und etwas früher reift. Der R. behauptet den Vorzug vor dem Rübsen, weil er ergiebiger ist, stellt jedoch höhere Ansprüche an Boden, Düngung u. s. w. Er liebt einen kräftigen, tiefgründigen, nicht zu nassen Boden, der namentlich auch keine Nässe im Untergrunde besitzen darf. Die Düngung kann sehr stark sein; besonders bewährt hat sich der Schafdung. Die Aussaat erfolgt für Winterraps im August, für Sommerraps Ende März. Da der R. eine sehr unsichere Pflanze ist, so schwanken die Erträge zwischen 8‒25 hl (à 65‒70 kg) pro Hektar. Die Samen liefern ein vorzügliches Brennöl (s. Rüböl); die Schoten gewähren ein gutes Viehfutter; das Stroh wird meist zur Unterlage auf den Düngerstätten verwendet, da es als Einstreu den Tieren ein zu hartes Lager gewährt. R. und Rübsen haben verheerende Feinde an dem Rapsfloh (s. Erdflöhe), dem Rapskäfer (s. d.), verschiedenen Ceutorhynchusarten, dem Pfeifer (Scopula margaritalis Hb.) und der Rapswespe.
Rapsfloh, s. Erdflöhe.
Rapskäfer, ein Glanzkäfer (Meligethes aeneus L.), der als gefährlicher Feind der Raps- und Rübsensaaten auftritt. Er stellt sich öfters in Massen bei der ersten Entwicklung der Blüten der Ölsaaten ein, das Weibchen legt seine Eier in die Blütenknospen, und die daraus im April entstehende braunköpfige Larve frißt deren Inneres aus. Ist die Rapspflanze infolge vorausgegangener ungünstiger Witterung nicht hinreichend erstarkt, so vernichten die Glanzkäfer häufig die gesamte Ansaat. Ihretwegen muß zuweilen der Rapsbau ganz aufgegeben oder so lange sistiert werden, bis die Fortentwicklung der Käfer aus Mangel an Nahrung unterbrochen ist. Ganz beseitigt werden sie niemals, solange kreuzblütige Unkräuter auf den Äckern geduldet sind. Der R. ist 2‒2,5 mm lang, glänzend erzgrün, mit keulenförmigen Fühlern und braunen Beinen.
Rapskuchen, die bei der Ölgewinnung aus dem Samen des Rapses und anderer Brassica-Arten erhaltenen Preßrückstände. Sie sind ein vortreffliches Futtermittel für Mast- und Milchvieh und nehmen auch heute noch unter den Ölkuchen die erste Stelle ein. Sie enthalten etwa 9,6 Proz. Fett und 31,6 Proz. Proteïn. Mit Wasser angerührt, entwickeln sie immer etwas, durch seinen scharfen Geruch sich kundthuendes Senföl, die mit Senfsauce verfälschten R. aber besonders stark; die Tiere müssen sich infolgedessen erst an den Genuß der Kuchen gewöhnen. In mäßigen Gaben (2 kg pro 1000 kg Lebendgewicht) sind die R. ein bewährtes Milchfutter, in größerer Menge verursachen sie dagegen leicht ein Bitterwerden der Milch. Man bricht die R. in Stücke und streut sie trocken auf das Häckselfutter. Das Rapsmehl, das beim Extrahieren der Rapssamen (oder auch der Preßrückstande) mittels Schwefelkohlenstoff resultiert, ist etwas fettärmer (im Mittel 3,0 Proz. Fett und 23,1 Proz. Proteïn) und gleichfalls ein geschätztes, gedeihliches Kraftfuttermittel; es soll auch beim Berühren mit Wasser kein Senföl entwickeln.
Rapsmehl, s. Rapskuchen.
Rapsverderber, Pilz, s. Polydesmus.
Raptatōres, s. Raubvögel.
Raptim (lat.), in Eile.
Raptus (lat.), Raub, Entführung; Anfall von Raserei.
Rapuntĭkawurzel, s. Oenothera.
Rapünzchen, s. Valerianella und Feldsalat.
Rara avis (lat.), «ein seltener Vogel», etwas Seltenes, eine Seltenheit, Rarität, Citat aus Horaz’ «Satiren» (Ⅱ, 2, 26).
Rarefaktion (lat.), Verdünnung, Schwund, besonders Knochenschwund.
Rarität (lat.), Seltenheit.
Rarotonga, Hauptinsel des Cook-Archipels (s. d.)
Râs (arab., d. h. Kopf), soviel wie Kap (s. d.). In Abessinien auch soviel wie Berggipfel; dann auch Fürst.
Ras, türk. Name des Aras (s. d.).
Räsan, soviel wie Rjasan (s. d.).
Rasánt (frz.) oder bestreichend nennt man die Flugbahn eines Geschosses dann, wenn sie so flach ist, daß ihre höchste Erhebung nicht über die Höhe der gewöhnlichen lebenden Ziele (Manns- oder Reiterhöhe) hinausgeht. Die Rasanz oder Gestrecktheit der Flugbahn ist besonders wichtig bei den Handfeuerwaffen (s. d.), weil sie dem Schützen auch dann noch gute Treffergebnisse verspricht, wenn er sich im Schätzen der Entfernung geirrt hat. Im Kriege, in der Aufregung des Kampfes und bei plötzlich auftretenden Zielen wird große Rasanz des Schusses von hervorragender Bedeutung, und deshalb ist bei der Neukonstruktion von Gewehren den Faktoren, welche die Rasanz der Flugbahn bedingen, das Hauptgewicht eingeräumt worden.
Auch die Flugbahnen der Geschosse von Geschützen werden zweckmäßig sehr rasant gestaltet; denn auch hier spricht die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, die lebenden Ziele in der Flughöhe der Geschosse anzutreffen, für Anwendung großer Rasanz. Mittel zur Erreichung derselben liegen in der Steigerung der Geschoßgeschwindigkeit und in einer zur Überwindung des Luftwiderstandes günstigen Geschoßgestalt. In letzterer Hinsicht sind die Langgeschosse der gezogenen Feuerwaffen von besonderm Werte. Eine Steigerung des Ladungsverhältnisses und dadurch der Geschwindigkeit hat man in neuester Zeit bei Gewehren durch Verminderung des Kalibers, also auch des Geschoßgewichts, bei Geschützen durch Verwendung langsam brennenden, die vollste Ausnutzung der Gaswirkung gestattenden Schießpulvers möglich gemacht.
Rasante (frz.), s. Deckung (in der Befestigungskunst).
Rasánz, s. Rasant.
Ras Asir, Kap, s. Guardafui.
Rasch, ein vierschäftig geköperter Stoff aus meist grobem Kammgarn und leicht gearbeitet. Feiner R. kam sonst unter der Benennung Chalon vor. Früher verfertigte man unter dem Namen Tuchrasch einen ähnlichen, aber ganz aus Streichgarn bestehenden, schwach gewalkten Stoff.
Raschau, Dorf in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, im Thale der Mittweida, an der Nebenlinie Annaberg-Schwarzenberg der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 2784 E., darunter 41 Katholiken, Post, Telegraph; Bergbau auf Silber, Brauneisenstein und Wismut, 4 Korkschneidereien, Kork-, Korksohlen-, Lederpappen-, Papierhülsen- und Papierstuckfabrik, 2 Holzschleifereien, Spitzenklöppelei und