Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rappisten; Rappoldi; Rappoltstein; Rappoltsweiler; Rappórt; Rapporteur; Rapprochieren; Raps

622

Rappisten – Raps

(s. d.), als letzterer Haurappier, Hieber oder, besonders als Mensur- und Paradewaffe, Schläger (s. d.) genannt. Das Haurappier hat eine breitere und stärkere Klinge als das Stoßrappier und ist auch im Gefäß abweichend, insofern ersteres statt des Stichblatts eine halbkugelförmige Glocke (Glockenschläger) oder einen sog. Korb mit S-förmigen Seitenstangen, sog. Göttinger Schläger (Korbschläger), zum Schutze der Hand besitzt.

Rappisten, Sekte, s. Harmoniten.

Rappoldi, Eduard, Geiger, geb. 21. Febr. 1839 in Wien, studierte auf dem Wiener Konservatorium und bei Joseph Böhm in Wien. Von 1854 an wirkte er als Violinist an den Theaterorchestern in Wien (Hofoper) und Rotterdam, wurde Kapellmeister an den Bühnen von Lübeck, Stettin und Prag, 1871 Violinprofessor an der königl. Hochschule in Berlin und ist seit 1877 als erster Hofkonzertmeister in Dresden thätig. Er veröffentlichte Lieder, zwei Klavierviolinsonaten (F-dur und A-moll) und eine Klaviersonate (F-dur). – Seine Gattin, Laura Rappoldi-Kahrer, Pianistin, geb. 14. Jan. 1853 in Mistelbach bei Wien, Schülerin des Wiener Konservatoriums, später von Liszt und Henselt weiter gebildet, wirkt als Lehrerin des Klavierspiels am königl. Konservatorium in Dresden.

Rappoltstein, Hohen-Rappoltstein, Burgruine im Kreis und Kanton Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, etwa 2 km westlich oberhalb Rappoltsweiler (s. d.), auf einem schwer zugänglichen Felsen (642 m), eine der ältesten Burgen des Landes und mit den beiden nachgenannten die «drei Schlösser auf einem Berge» des alten elsäss. Wahrspruchs bildend, Stammsitz der Herren von R. Der jetzige Bau gehört dem 14. Jahrh. an. Unterhalb die Festen Girsberg (Giersberg), unbedeutender, aber noch schwerer zugänglich, und Sankt Ulrich (die Niederburg), im 15. Jahrh. vergrößert und bis zum Dreißigjährigen Kriege von den Herren von R. bewohnt. Nach dem Aussterben des mächtigen Geschlechts der letztern 1673 kam die Herrschaft R. an die Pfalzgrafen von Birkenfeld, 1734 an die von Zweibrücken, in der Französischen Revolution an Frankreich. Der letzte Herr von R. war Maximilian Joseph, der nachmalige König von Bayern, welcher bis 1789 als Oberst des Regiments Alsace in Straßburg lebte. Die Herren von R. besaßen seit dem 14. Jahrh. die Schutzherrschaft über alle Saitenspieler, Pfeifer und Spielleute des Elsasses und die Würde eines Pfeiferkönigs (s. Pfeifer). – Vgl. Rathgeber, Die Herrschaft R. (Straßb. 1874); Albrecht, R.sches Urkundenbuch (ebd. 1891 fg.).

Rappoltsweiler, frz. Ribeauvillé. 1) Kreis im Bezirk Oberelsaß, hat 459,16 qkm, (1890) 61848 (29484 männl., 32364 weibl.) E. in 32 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone Kaysersberg, Markirch, R. und Schnierlach. – 2) Kreisstadt im Kreis R. und Hauptort des Kantons R. (14456 E.), am Eingang des vom Strengbach bewässerten Vogesenthals, an der Linie Straßburg-Basel der Elsaß-Lothring. Eisenbahnen, mit dem 5 km entfernten Bahnhof durch Straßenbahn verbunden, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Colmar) und Steueramtes, hat (1890) 5920 E., darunter 1091 Evangelische und 160 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, kath. Dekanat, Reste der mittelalterlichen Befestigung, altertümliche Häuser, einen schönen Renaissancebrunnen, got. Kirche zum heil. Gregorius, spätgot. Augustinerkirche, Synagoge, Rathaus mit einer Sammlung von sog. Ratsbechern, meist von den Herren von Rappoltstein gestiftet, Realschule, höhere Mädchenschule, Mutterhaus der Lehrschwestern von der Göttlichen Vorsehung mit Erziehungsanstalt für Mädchen im sog. Neuen Schloß bei der Stadt, kath., evang. und israel. Spital; Baumwollwebereien, Kattunfabriken, Gerbereien, Mehl- und Sägemühlen, Steinbrüche, bedeutenden Weinbau und Weinhandel. 1888 wurde in R. eine schon im Mittelalter bekannte, im 18. Jahrh. verschüttete Mineralquelle (Karolaquelle), ein salinisches erdiges Mineralwasser (18,2° C.), wieder aufgefunden und gefaßt. 2 km westlich von R., in einem kleinen Seitenthale, Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau von Dusenbach, Schutzherrin der elsäss. Pfeiferbruderschaft, deren am Pfeifertag in R. versammelte Mitglieder hierher zu ziehen pflegten. (S. Rappoltstein.) Im 13. Jahrh. gegründet und mehrfach wiederhergestellt, wurde die Kirche in der Französischen Revolution als Nationalgut versteigert und zerstört, 10. Juni 1894 aber nach dem Wiederaufbau neu geweiht. R. ist Geburtsort von Ph. Jak. Spener. – R. (Ratbaldovilare 759) kam von den Bischöfen von Basel an die Herren von Rappoltstein. Nach dem Dreißigjährigen Kriege siedelten dieselben aus der Burg St. Ulrich in das sog. Neue Schloß über. – Vgl. Bernhard, Recherches sur l’histoire de R. (Colmar 1888); Kube, R. und das Carolabad (2. Aufl., Straßb. 1892).

^[Abb. Wappen]

Rappórt (frz.), Bericht, Meldung; wechselseitig Beziehung, Zusammenhang; militärisch im allgemeinen jede schriftliche oder mündliche Meldung des Untergebenen an den Vorgesetzten, im besondern aber eine nach bestimmtem Schema angefertigte, hauptsächlich Zahlengruppen enthaltende Nachweisung über dienstliche Gegenstände. So giebt der Stärkerapport die genaue Stärke einer Truppe, der Frontrapport die Stärken der in einer Parade stehenden Abteilungen, der Waffenrapport die Zahl der vorhandenen Waffen u. s. w. Die meisten R. werden periodisch eingereicht. – Einen Mann zum R. bestellen heißt, denselben zu einer bestimmten Stunde in einem bestimmten Dienstanzuge antreten lassen. Es ist dies eine in der Disziplinarstrafordnung für das deutsche Heer vorgesehene Strafmaßregel.

In der Musterzeichnerkunst bedeutet R. die regelmäßige Wiederkehr einer Figur im Muster.

Im französischen Recht ist R. (Rückbringen) das der römisch-rechtlichen Kollation (s. Ausgleichungspflicht) entsprechende Institut, nach welchem jeder Erbe (d. h. Intestaterbe) verpflichtet ist, alles, was er vom Erblasser mittels unentgeltlichen Rechtstitels oder zufolge Testaments als Vermächtnis erhalten hat, mit dem Nachlasse zu vereinigen und so mit diesem zur Teilung zu bringen.

Rapporteur (frz., spr. -töhr), Zuträger, Berichterstatter; Halbkreis zum Messen und Übertragen von Winkeln (auch Transporteur genannt); Richtzirkel.

Rapprochieren (frz., spr. -prosch-), wieder nahebringen, wieder annähern; Rapprochement (spr. -proschmáng), Wiederannäherung.

Raps, Reps, Lewat, Kohlraps, Kohlsaat (daher frz. und ital. Colza), neben Rübsen