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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reisen

nahme kostet 14-23000 Frs.; während der R. wird auch theoretischer Unterricht erteilt. Eine handelsgeogr. Gesellschaftsreise um Afrika (zur Erweiterung kommerzieller Kenntnisse und Anknüpfung von Verbindungen) regte die Società d’esplorazione commerciale in Africa (in Mailand) an, eine andere derartige Reise der Berliner Centralverein für Handelsgeographie.

Die R. haben eine bedeutende Reiselitteratur ins Leben gerufen. Den Hauptteil bildet die Reisebeschreibung. Je nach dem Zwecke des Reisenden wird auch die Beschreibung seiner Reise einen verschiedenen Charakter tragen. Deutsche, Engländer, Franzosen, Nordamerikaner, Italiener, Holländer, Schweden und Russen sind in der wissenschaftlichen Reiselitteratur besonders vertreten. Die Menge der Reisewerke rief schon im 16. Jahrh. Sammlungen derselben, wie von Grynäus (1532). Ramusio (1550 fg.), de Bry und Merian (1590-1634), Hakluyt (1598 fg.) hervor. Ihnen folgten Purchas, "Hakluytus posthumus or Purchas his pilgrimes" (5 Bde., Lond. 1625-26), Thevenot (1664 fg.), "Histoire générale des voyages" (20 Bde., Par. 1746-89), "Allgemeine Historie der R." (21 Bde., Amsterd. 1747-74) u. s. w. Bei der großen Wichtigkeit der Reisebeschreibungen als Materialiensammlungen für Geographie, Ethnographie, Naturgeschichte u. s. w. war man von jeher bemüht, ausländische Werke dieser Gattung zu übersetzen oder in Auszügen zugänglich zu machen. Unter den neuern Sammlungen solcher Übersetzungen und Bearbeitungen sind hervorzuheben: "Sammlung der besten und neuesten Reisebeschreibungen" (35 Bde., Berl. 1763-1802), "Bibliothek der neuesten Reisebeschreibungen" (10 Bde., ebd. 1780-90); "Neue Geschichte der See- und Landreisen" (von Forster u. a., 19 Bde., Hamb. 1789-1808); "Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen" (39 Bde., Berl. 1790-1839) sowie vor allen Sprengel und Ehrmann, "Bibliothek der neuesten Reisebeschreibungen" (50 Bde., Weim. 1800-14), an welche sich Bertuchs "Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen" (65 Bde., ebd. 1814-35) anschließt; ferner die "R. und Länderbeschreibungen", hg. von Widemann und Hauff (44 Bde., Stuttg. 1835-60); "Bibliothek geographischer R. und Entdeckungen" (Bd. 1-15, Jena 1868-92). In England giebt die Hakluyt Society ältere Reisewerke heraus. Fast alle geogr. Zeitschriften enthalten Reisebeschreibungen. Als Anleitungen und Ratschläge für wissenschaftliche R. sind erschienen: Sir John Herschel, "The Admiralty Manual of scientific enquiry" (1849; neu bearbeitet von R. Main); "Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf R." (2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1888; in Verbindung mit mehrern Gelehrten hg. von Neumayer); "Hints to travellers", hg. im Auftrage der königl. Geographischen Gesellschaft zu London (5. Aufl., Lond. 1885); Kaltbrunner, "Manuel du voyageur" (neue Aufl., Par. 1887), Kirchhoff, "Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung" (Stuttg. 1889) u. a. m. Anleitung zum Reisen in unkultivierten Ländern giebt Galtons "Art of travel" (Lond. 1854; 3. Aufl. 1860), sowie Semler, "Das Reisen nach und in Nordamerika, den Tropenländern und der Wildnis" (Wism. 1884); von Richthofen, "Führer für Forschungsreisende" (Berl. 1886). - Die königl. Geographische Gesellschaft zu London veranstaltet Lehrkurse zur Ausbildung angehender Reisender.

Neben der wissenschaftlichen Reiselitteratur hat sich eine andere für weitere Leserkreise entwickelt, die besonders seit der großen Erleichterung des Verkehrs in neuerer Zeit außerordentlich angewachsen ist. Es sind dies die Berichte von R., die Gebildete zu eigener Belehrung nach Ländern der civilisierten Welt unternahmen, die durch ihre landschaftlichen Schönheiten, durch ihre Geschichte und Kunst oder durch die hohe Stufe ihrer gegenwärtigen polit. und socialen Entwicklung hervorragen. Auch in dieser Gattung hat die deutsche Litteratur viel Vortreffliches aufzuweisen, wie die Reisewerke von Kohl, Mügge, Löher, Fallmerayer, Tschudi, Hübner, Willkomm, Möllhausen, Gregorovius u. s. w.

Allmählich hat sich neben andern Hilfsmitteln für Reisezwecke auch eine eigene Litteratur der Reisebücher entwickelt, die einesteils eine Vorbereitung zur Reise ermöglichen, andernteils während der Reise gewünschte Auskunft darbieten. Diese Bücher betreffen teils ganze Länder oder anziehende Gebiete, wie z. B. Riesengebirge, Harz, Thüringen, Rheinland, Vogesen, Schwarzwald u. s. w., teils nur einzelne Bezirke oder Städte, in welchem Falle man sie als "Führer" zu bezeichnen pflegt. Da die Schweiz eins der ersten Länder war, das die Reisenden in Menge anzog, so erschien hier eins der ersten Reisehandbücher: "Handbuch für Reisende durch die Schweiz" (2 Tle,, Bern 1777) und später "Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art in der Schweitz zu reisen" (2 Tle., Zür. 1793); von Ebel, "Anleitung, die Schweiz zu bereisen" (4 Bde., ebd. 1793 u. ö.; französische Ausg., 3. Aufl. 1818; im Auszuge deutsch, 8. Aufl. 1843), dem zahlreiche andere folgten. Reichards "Guide des voyageurs en Europe" (Weim. 1793 u. ö.) und sein "Passagier auf der Reise in Deutschland, in der Schweiz, zu Paris und Petersburg" (Weim. 1801; 19. Aufl., Berl. 1861) haben über ein halbes Jahrhundert ihr Ansehen behauptet. Noch früher erschien von einem akademischen Freunde Goethes in Leipzig das Buch "Die vornehmsten europäischen R., wie solche durch Deutschland, die Schweiz, die Niederlande, England, Frankreich, Italien, Dänemark, Schweden, Hungarn, Polen, Preußen und Rußland auf eine nützliche und bequeme Weise anzustellen sind, mit Anweisung der gewöhnlichsten Post- und Reiserouten, der merkwürdigsten Örter, deren Sehenswürdigkeiten, beste Logis, gangbarsten Münzsorten, Reisekosten u. s. w." von Gottlob Friedrich Krebel (Hamb. 1767; 15. Aufl. 1796). Besonders instruktiv sind die zahlreichen engl. "Handbooks for travellers" von Murray, und in Deutschland die Reisehandbücher von Baedeker und Meyer. Nennenswert sind auch die Reisehandbücher von Jahn (neu bearbeitet von Gräf), Grieben, Berlepsch, Förster (über Italien), Gsell Fels (Italien), Tschudi (Schweiz), Amthor (Tirol), M. Busch (für den Orient), Carl Stangen (Palästina und Syrien). Wörl in Würzburg giebt eine Serie von "Reisehandbüchern" heraus; für Kranke ist berechnet: Reimer, "Winterkurorte" (Berl. 1869; 2. Aufl. 1873). Zu erwähnen sind auch die reich illustrierten "Europ. Wanderbilder" (Zürich). Über England hat Black die meisten "Guidebooks" geliefert; die besten Führer durch franz. Gegenden schrieb Joanne. Angaben über Post- und Dampfschiffahrtskurse u. dgl. liefert das Kursbuch (s. d.). Zur Reiselitteratur gehören auch die Schriften über die allgemeine Reisepraxis, die Kunst, nützlich und bequem zu reisen, oder, wie man sie auch genannt hat,