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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Riesenschlangen – Rieserfernergruppe

Haut ist mit Warzen besetzt. Der R. lebt in seiner Heimat in kleinen Gebirgsbächen unter Steinen oder überhängendem Uferrasen; er ist ein äußerst träges Tier, das tagelang ohne die geringste Bewegung in einem Winkel verharren kann. Seine Nahrung besteht aus Fischen, Fröschen, Regenwürmern u. s. w., die er aber auch nur erfaßt, wenn sie sich vor ihm bewegen. Bei entsprechendem Futter hält er sich in der Gefangenschaft mehrere Jahrzehnte. Sein Skelett ist dem des fossilen, in Öningen aufgefundenen, ebenfalls riesigen Salamanders (s. Homo diluvii testis) sehr ähnlich.

Riesenschlangen, große, selten über 6 m lange, nicht giftige Schlangen der Tropen; sie verteilen sich auf zwei Familien: die Pythonidae, R. der Alten Welt, und die Boĭdae, R. der Neuen Welt. Bei beiden ist der Kopf verlängert-eiförmig, das Maul weit, mit starken Hakenzähnen auf den Kiefern und Gaumenbeinen bewaffnet, der Körper zusammengedrückt, mit kurzem Greifschwanz versehen und unterseits mit unpaarigen Schildern besetzt. Zu beiden Seiten des Afters treten aus kleinen Gruben die Rudimente hinterer Extremitäten als hornige Spitzen hervor. Die R. besitzen große Muskelkraft und töten ihre Beute durch Umschlingung. Pythoniden und Boiden unterscheiden sich dadurch, daß der Zwischenkiefer bei den erstern Zähne trägt, bei den Boiden aber zahnlos ist. Von den Pythoniden sind bekannter die Tigerschlange (Python molurus Gray, tigris Daud.), von 5 bis 8 m Länge und hellbrauner, auf dem Rücken und in den Seiten von einer Reihe großer viereckiger Flecken unterbrochener Farbe, in Südasien heimisch, und die zweistreifige Riesenschlange, Assala (Python Sebae Aut., bivittatus Kuhl), bis 6 m lang, von gelber Farbe, mit dunklerer, unregelmäßig netzartiger Zeichnung, im tropischen Afrika wohnend. Von den Boiden sind bekannter die gemeine Riesenschlange, Königs- oder Abgottschlange (Boa constrictor L., s. Tafel: Schlangen, Fig. 1) und die größere Anakonda (s. d.); erstere ist im tropischen Amerika sehr häufig, 3‒6 m lang, lebt von kleinen Säugetieren und Vögeln, geht nicht ins Wasser und kann in der Gefangenschaft 6‒8 Monate ohne Nahrung bestehen. In Australien sind die R. vertreten durch die prachtvolle, gelb und schwarz gezeichnete, bis 5 m lange Rautenschlange (Morelia argus Dum. et Bibr.)

Riesenschwalm (Podargus humeralis Vigors, s. Tafel: Kuckucksvögel Ⅱ, Fig. 4), Eulenschwalm, ein zu den Kuckucksvögeln (s. d.) und zwar zu den Schwalmen (s. d.) gehöriger, bis zu 60 cm langer Dämmerungsvogel Australiens, mit einem Gefieder, das dem der Eulen ähnlich ist. Der R. nährt sich von Insekten.

Riesenschwingel, Pflanzengattung, s. Festuca.

Riesen-Teufelrochen, s. Meerdrachen.

Riesenthal, Oskar von, Jagdschriftsteller, geb. 18. Sept. 1830 in Breslau, studierte an der Forstakademie Neustadt-Eberswalde. Erst im Privatforstdienst beschäftigt, trat R. 1865 wieder in den preuß. Staatsdienst ein und wurde 1879 im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten angestellt. Er schrieb: «Bilder aus der Tuchler Heide» (Lpz. 1874; 2. Aufl., Trier 1884), «Die Raubvögel Deutschlands und des angrenzenden Mitteleuropa» (Cass. 1876‒78; 2. Ausg. 1894), «Aus Wald und Welt» (Lpz. 1879), «Das Waidwerk» (Berl. 1880), «Jagdlexikon» (Lpz. 1882), «Vogelleben und Vogelschutz» (Charlottenb. 1884), «Die Kennzeichen unserer Raubvögel» (4. Aufl., Berl. 1889), «Die Kennzeichen der Vögel Mitteleuropas und angrenzender Gebiete» (3 Abteil., ebd. 1889‒91); ferner lieferte R. den Text zu Roberts «Gefiederte Freunde» (60 Tafeln, Lpz. 1883) und besorgte die 5. Auflage von Jesters «Die kleine Jagd» (ebd. 1884).

Riesentöpfe, Riesenkessel, Gletschertöpfe oder Strudellöcher, bis zu 10 oder mehr Meter tiefe, meist halbkugelige, kessel- oder brunnenartige Eintiefungen in der felsigen Unterlage jetziger und früherer Gletscher oder an den benetzten Wänden gegenwärtiger und alter Flußbetten. Vorbedingung für die Entstehung der Strudellöcher des fließenden Wassers ist starkes Gefälle und dadurch hervorgerufene große Stromgeschwindigkeit der Hauptwassermenge, die angrenzende, hinter zufälligen Hindernissen der Bewegung, wie Felsvorsprüngen, ruhende Wassermassen in kreisende, strudelnde Bewegung versetzt. Werden Steine in diese Rollbewegung mit hereingerissen, so höhlen diese die Gesteinsunterlage nach und nach aus, schleifen sich dabei selbst allmählich ab, so daß diese Rollsteine mehr oder weniger kugelförmig werden. Bei niederm Wasserstande sind derartige R. auf der Oberfläche des Felsriffs im Schaffhauser Rheinfall prachtvoll zu sehen, ebenso finden sie sich z. B. hoch oben an den steilen Felswänden des Birsthals im Schweizer Jura längs der Eisenbahnlinie Basel-Delsberg-Biel in mehrern Reihen übereinander. Auf dem Untergrunde von Gletschern kommen R. dadurch zu stande, daß dem Gefälle des Gletscherbodens entsprechend Spalten im Eise stets an der gleichen Stelle sich neu bilden oder erhalten, so daß die Schmelzwässer durch lange Zeiträume hindurch immer den gleichen Punkt der Unterlage treffen, dort Rollbewegungen erzeugen und nun mittels der von der Oberflächenmoräne herabstürzenden Gesteinstrümmer denselben Vorgang hervorrufen, der die Strudellöcher in Flüssen erzeugt. Der Gletschergarten in Luzern im Gebiete des ehemaligen Reußgletschers bietet wohl das großartigste Beispiel solcher R. Aus der Glacialzeit stammen die R. bei Überlingen am Bodensee und Rüdersdorf nahe bei Berlin.

Riesenzellen, s. Myeloplaxen.

Rieser, Michael, Maler, geb. 5. Sept. 1828 in Schlitters im Zillerthal in Tirol, besuchte die Kunstschule in Danzig, die Akademie in München und in Wien unter Direktor Ruben. Größeren Einfluß übte jedoch auf ihn Führich aus. Für das Franz-Joseph-Spital zu Zell am Ziller in Tirol malte er als Altarbild die beiden Schutzheiligen des Kaisers, für das Gebetbuch der Kaiserin zwei Gemälde auf Pergament, ferner ein großes Altargemälde für Kladrub in Böhmen. 1861 trat R. mit kaiserl. Unterstützung eine dreijährige Reise nach Italien an, wo er in Rom den Abend vor der Geburt Christi malte. In Wien führte er die von Dobiaschoffsky unvollendet gelassenen Malereien im Treppenhause der neuen Oper aus und zeichnete außer einer Anzahl Kartons für Glasmalereien den Karton zu einem in Glasmosaik ausgeführten Altarbilde für die Schottenabtei in Wien. R. ist strenger Stilist im Geiste der Nazarenischen Schule, jedoch von feiner Empfindung. Seit 1864 ist er Mitglied der Wiener Akademie; 1868‒88 war er Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums.

Rieserfernergruppe, s. Ostalpen (Bd. 12, S. 695 b).