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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Riēsi; Riesling; Riet; Rietberg; Rietblatt; Rietburg; Rietgras; Riēti; Rietkamm; Rietmesser; Rietschel

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Riesi – Rietschel

Riēsi, Stadt im Kreis Terranova di Sicilia der ital. Provinz Caltanissetta, hat (1881) 11914 E. und Schwefelgruben, Wein- und Olivenbau.

Riesling oder Rießling, eine Weintraubensorte mit grünen, kleinbeerigen Trauben, die wenig schmackhaft sind, aber einen ausgezeichneten bouquet-reichen Wein liefern. Der R. verlangt trockne, warme Lage und Spätlese.

Riet, s. Blattbinder.

Rietberg in Westfalen, Stadt im Kreis Wiedenbrück des preuß. Reg.-Bez. Minden, an der Obern Ems, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bielefeld), hat (1890) 1874 E., darunter 53 Evangelische und 52 Israeliten, Post, Telegrapb, kath. und evang. Kirche, kath. Progymnasium; Ackerbau. R. war ehemals Hauptort einer Grafschaft.

Rietblatt, Werkzeug, s. Blattbinder.

Rietburg, Burgruine bei Rhodt (s. d.).

Rietgras, s. Riedgras und Carex.

Riēti, das alte Reate (s. d.), Hauptstadt des Kreises R. (87014 E.) in der ital. Provinz Perugia, 64 km nordöstlich von Rom, in fruchtbarer Ebene zwischen den Sabinerbergen und dem Monte-Terminillo (2213 m), rechts am Velino und an der Linie Aquila-Terni des Adriatischen Netzes, ist Bischofssitz und gut gebaut, hat (1881) 9618, als Gemeinde 16822 E., in Garnison 2 Batterien des 13. Feldartillerieregiments, ein Kastell, fünfzehn Kirchen, darunter die Kathedrale von 1456, mit Grabmal der Isabella Alfani von Thorwaldsen und einem Standbild der heil. Barbara von Bernini; eine Rübenzuckerfabrik, wenig Industrie (wollene und Seidenzeuge, Leder) und Wein-, Oliven-, Melonen- und Gemüsebau.

Rietkamm, Werkzeug, s. Blattbinder.

Rietmesser, s. Blattmesser.

Rietschel, Christian Georg, prot. Theolog, Sohn des folgenden, geb. 10. Mai 1842 in Dresden, studierte in Erlangen, Leipzig und Berlin, war 1864‒65 Mitglied des Domkandidatenstifts in Berlin, 1866‒67 des Predigerkollegiums zu St. Pauli in Leipzig, wurde 1868 Pastor zu Rüdigsdorf bei Borna, 1874 Pastor primarius in Zittau, 1878 Oberpfarrer, Superintendent und zweiter Direktor des Predigerseminars in Wittenberg, 1884 erster Direktor desselben, 1887 Pastor zu St. Matthäi in Leipzig, 1889 ord. Professor, erster Universitätsprediger und Direktor des Predigerkollegiums zu St. Pauli daselbst. R. veröffentlichte unter anderm: «Die Gewährung der Abendmahlsgemeinschaft an Reformierte und Unierte in ihrem Recht und in ihrer Pflicht nach dem Bekenntnis der luth. Kirche» (Lpz. 1869), «Predigten» (Zittau 1878), «Martin Luther und Ignatius von Loyola, eine vergleichende Charakteristik ihrer innern Entwicklung» (Wittenb. 1879), «Luther und die Ordination» (ebd. 1883: 2. Aufl. 1889), «§. 14 der (preuß.) Kirchengemeinde- und Synodalordnung und die von den Provinzialsynoden beantragte Änderung desselben» (ebd. 1885), «Offener Brief an den Verfasser der Schrift: ’Ernste Gedanken’» (Lpz. 1890), «Wider die Jesuiten» (ebd. 1891), «Das Wort vom Glauben. Predigten» (2 Bde., ebd. 1892), die revidierte 8. und 9. Auflage von Stiers «Privatagende» (Berl. 1886 u. 1893), «Die Aufgabe der Orgel im Gottesdienste bis in das 18. Jahrh.» (Lpz. 1893).

Rietschel, Ernst, Bildhauer, geb. 15. Dez. 1804 in Pulsnitz in der sächs. Lausitz, besuchte seit 1820 die Kunstakademie zu Dresden. Schon nach einigen Jahren führte er einen Auftrag des gräfl. Einsiedelschen Eisenwerkes Lauchhammer aus: eine etwa 2 m hohe Statue des Neptuns für den Marktbrunnen zu Nordhausen, die in Eisen gegossen wurde. R. ging 1826 nach Berlin zu Rauch. Nachdem er diesem bei der Vollendung mehrerer Arbeiten, zuletzt in München bei der Modellierung des Denkmals König Maximilian Josephs, geholfen, wanderte er 1830 über die Alpen, mußte aber schon 1831 zurückkehren, um ein großes Monument für den König Friedrich August Ⅰ. von Sachsen zu beginnen. Das Hilfsmodell zu dieser Statue führte er in Berlin aus, die übrigen Arbeiten in Dresden, wohin er 1832 als Professor berufen wurde. Dieser Arbeit folgte das Giebelfeld am Augusteum (Universitätsgebäude) in Leipzig, sowie 1835 für die Aula desselben ein Cyklus von zwölf großen Reliefs, die Kulturgeschichte des Menschen darstellend, ferner die Marmorbüsten von Gliedern der königl. Familie. 1839 begann er die Arbeiten zu zwei Giebelfeldern des Dresdener Hoftheaters (Tragödie im nördl. und Musik im südl. Tympanon) und den Statuen von Goethe und Schiller, Gluck und Mozart, leider insgesamt dem Theaterbrand von 1869 zum Opfer gefallen, aber zum Teil in den Gipsmodellen erhalten. 1844 begann er das kolossale Hochrelief im Giebelfeld des Berliner Opernhauses, die Muse der Musik, umgeben von Tanz, Grazien, Dichter, Tragödie und Komödie, Malerei und Bildhauerkunst. 1845 schuf R. in Marmor die lebensgroße Gruppe der Pietà (Maria am Leichnam Christi kniend) für die Vorhalle der Friedenskirche in Potsdam, eins der Hauptwerke des Meisters. Thaers 2 m hohe Bronzestatue wurde 1850 in Leipzig und 1853 Lessings Bronzestatue in Braunschweig (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅴ, Fig. 6) enthüllt, ein Wert, welches vermöge seiner glücklichen Behandlung des Zeitkostüms zu den gelungensten Schöpfungen des Realismus in der Plastik zählt. Eine Reihe dekorativer Arbeiten in Sandstein am neuen Museum in Dresden, Künstlerstatuen (Phidias, Perikles, Giotto, Holbein, Dürer, Goethe) und Reliefs folgten und wurden in Gemeinschaft mit Hähnel ausgeführt. Auch bei der Kolossalgruppe Goethe und Schiller für Weimar (1857 vollendet) ist das Zeitkostüm beibehalten, wodurch sich die Bedeutsamkeit des Werkes, eines der gelungensten des Jahrhunderts, noch wesentlich erhöhte. Ein ehernes Standbild für Karl Maria von Weber, neben dem Hoftheater in Dresden, wurde 1860 enthüllt, die für das Braunschweiger Schloß modellierte Brunonia auf dem Viergespann von Howaldt in Kupfer getrieben. Zuletzt erhielt R. den Auftrag, das Luther-Denkmal für Worms zu arbeiten. R. war es nur vergönnt, die Statuen Luthers und Wicliffes noch im Entwurf zu vollenden; in jener hat er die charaktervollste plastische Darstellung Luthers gegeben. Die Vollendung des Werkes wurde in die Hände seiner Schüler Donndorf und Kietz gelegt. Für die Walhalla hat R. die Büsten Luthers und des Kurfürsten August Ⅱ. von Sachsen ausgeführt, sowie viele andere Büsten und Reliefporträte. Bekannt durch Abgüsse sind die Reliefs des Christengels, der vier Tageszeiten, Amoretten auf Panthern u. s. w. Seine Werke sind in Gipsabgüssen im Rietschel-Museum (im Großen Garten zu Dresden) vereinigt. Er starb 21. Febr. 1861 zu Dresden. Sein Denkmal (von Schilling) auf der Brühlschen Terrasse wurde 21. Febr. 1876 enthüllt. – Vgl.