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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rodewisch – Rodriguez

der Rodung der Stöcke wird bei trockner Witterung der Bodenüberzug abgeschält, mit Reisig und sonstigen Abfällen auf Haufen gebracht und verbrannt. Die Asche wird über die Fläche ausgebreitet, untergepflügt oder untergehackt. Die landwirtschaftliche Benutzung erfolgt in verschiedener Weise. Häufig wird zuerst Heidekorn (Buchweizen), nach dessen Ernte in demselben Jahre Winterkorn angesät. In letzteres sät man im folgenden Frühjahr Kiefern ein. Seltener wird noch einige Jahre der Anbau von Hafer und Kartoffeln fortgesetzt; die forstliche Bestandesgründung erfolgt dann durch Pflanzung. Diese Wirtschaft ist in einigen Gegenden des Odenwaldes zu finden. Ähnlich in den «Birkenbergen» des Bayrischen Waldes, die in kurzem Umtrieb bewirtschaftet werden; hier erfolgt die Bestandesgründung durch Anflug von Samen der benachbarten Bestände.

Rodewisch, Marktflecken in der Amtshauptmannschaft Auerbach der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Göltzsch und der Linie Zwickau-Ölsnitz der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 4680 E., darunter 50 Katholiken, Post, Telegraph; drei Rittergüter; zwei Streichgarnspinnereien, mechan. Weberei, Maschinenstickerei, Bleich- und Appreturanstalt, Bleicherei, Rußbrennerei, Filztuch-, Wäsche- und Kartonfabriken, Mühlen, Brauerei und bedeutende Hausindustrie für Wäschefabrikation.

Rodez (spr. -däß), früher Rhodez. 1) Arrondissement des franz. Depart. Aveyron, hat auf 2270,19 qkm (1891) 113306 E. in 11 Kantonen und 80 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Depart. Aveyron und früher der Grafschaft Rouergue, des Ostteils von Guyenne, auf einem vom Aveyron umflossenen Hügel (550 m), an den Linien Cahors-Capdenac-R. (139 km) der Orléansbahn und Béziers-Bédarieux-R. (193 km) sowie R.-Carmaux-(im Bau) Albi der Südbahn, steil und winklig gebaut, ist Sitz des Präfekten, des Kommandos der 62. Infanteriebrigade, eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer Kunst-, Gewerbe- und Ackerbaukammer und einer Sparkasse, hat (1891) 11238, als Gemeinde 16122 E., in Garnison das 17. Infanterieregiment, alte Häuser (Hotel d’Armagnac u. a.), große Plätze und Boulevards; ein Lyceum, großes Seminar, Seminare für Lehrer und Lehrerinnen, einen Lehrstuhl für Ackerbau; ein Taubstummeninstitut, eine Bibliothek (20000 Bände), ein Museum (im Justizpalast), Naturalienkabinett, Theater; Gestüt; Steinkohlenbergbau, Fabrikation von Serge, Tricot, Tuch, Wolldecken, Eisen- und Kurzwaren, Brauerei, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Käse (fromage du Cantal), Tuch, Schlachtvieh und Maultieren. Die bedeutendsten Gebäude sind: die imposante Kathedrale Notre-Dame de R. (1277‒1535) mit zwei Türmen, daneben der bischöfl. Palast (17. Jahrh.) mit Teilen aus dem Mittelalter, in der untern Vorstadt die hübsche Kirche du Sacré Coeur. – R., lat. Segodunum, Civitas Rutenorum, besitzt noch ein Druidendenkmal und Reste eines röm. Amphitheaters und Aquädukts. – Vgl. Bonal, Comté et comtes de R. (Par. 1885).

Rodināl, Handelsname für eine Lösung von salzsaurem Paramidophenol; es dient als Entwickler in der Photographie.

Roding. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat 522,43 qkm und (1890) 23739 (11244 männl., 12495 weibl.) E., 62 Gemeinden mit 481 Ortschaften. – 2) Markt und Hauptort des Bezirksamtes R., am Regen und der Linie Nürnberg-Furth im Wald der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Regensburg), hat (1890) 1312 kath. E., Post, Telegraph; besuchte Viehmärkte. ^[Spaltenwechsel]

Rodman, Thomas, amerik. Brigadegeneral, geb. um 1820 in Indiana, gest. 1871, ist bekannt durch verschiedene Erfindungen auf dem Gebiet der Artillerietechnik (s. Rodmankanonen), durch die Konstruktion eines nach R. benannten Apparats zum Messen des Gasdrucks in Geschützrohren (s. Gasdruckmesser), sowie die 1862 erfolgte Anwendung grobkörnigen Pulvers für gesteigerte Geschützladungen (s. Rodmanpulver).

Rodmanapparat, s. Gasdruckmesser.

Rodmankanonen, nach Angabe Rodmans (s. d.) in den Vereinigten Staaten seit 1845 hergestellte Kanonen, die sich von andern gleichzeitigen gußeisernen Kanonen hauptsächlich durch ein besonderes Gußverfahren unterschieden, bei dem die Rohre durch kaltes Wasser von innen nach außen abgekühlt wurden. Im übrigen waren die R. meist glatte Vorderlader großen Kalibers, bis 50,8 cm, nach Art schwerer Bombenkanonen (Kolumbiaden) konstruiert. Die R. sind seit 1875, wo Nordamerika allein vom Kaliber 25,4 cm noch 1294 R. besaß, durch schmiedeeiserne, gußstählerne und Kanonen künstlicher Metallkonstruktion verdrängt.

Rodmanpulver, Pulversorten von großem Korn, wie Mammutpulver (s. d.) und Prismatisches Pulver (s. d.), zu deren Herstellung Rodman (s. d.) die ersten Anregungen gab, weshalb beide oftmals mit seinem Namen belegt wurden.

Rodna, wichtiger Gebirgspaß (1257 m) aus dem Thal des großen Szamos in Siebenbürgen ins Thal der Goldenen Bistritz in der Bukowina. Am Ausgange desselben liegen die Groß-Gemeinden Neu-Rodna (Uj-Rodna) und Alt-Rodna (O-Rodna), von 1455 und 3634 Rumänen bewohnt. In der Nähe am Fuße des 2263 m hohen Ineu (Kuhhorn) gold- und silberhaltige Blei- und Eisenbergwerke und alkalisch-muriatische Säuerlinge. (S. Karpaten, Bd. 10, S. 186 b.)

Rodomontāde, Aufschneiderei, Großprahlerei, abgeleitet von Rodomonte, dem Namen eines heidn. Helden in Ariostos «Rasender Roland».

Rodosto (türk. Tekirdagh), Hauptstadt eines Sandschak im türk. Wilajet Adrianopel, im Hintergrunde der nordwestl. Einbiegung des Marmarameers, von schönen Gärten umgeben, Sitz eines griech. Erzbischofs, hat nur etwa 18000 E. (viele Griechen), aber guten Ankerplatz und namentlich als der Adrianopel nächst gelegene Küstenpunkt große kommerzielle wie strategische Bedeutung. Regelmäßig fahren Dampfer nach Konstantinopel, das von R. aus mit Früchten und Gemüse versorgt wird. R. ist Sitz eines deutschen Konsularagenten, war im Altertum die ion. Kolonie Bisanthe und hieß später Rhädestos und Rhädeston; infolge des Russisch-Türkischen Krieges 1878 und des Aufblühens von Dedeaghatsch ist es sehr herabgekommen.

Rodrīgo, letzter König der Westgoten, s. Roderich.

Rodrīgo von Bibar, der eigentliche Name des Cid (s. d.).

Rodrīguez (spr. -geds), Diego R. oder Diego Ruys (engl. Rodriguez-Island), die östlichste der Maskarenen, im Indischen Ocean, etwa 600 km östlich von Mauritius gelegen, umfaßt 110 qkm mit (1892) 2210 E., meist Ansiedlern aus Mauritius, besitzt einen reich bewässerten, sehr fruchtbaren, Reis,