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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rom

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Rom (das moderne)

lung des Malariafiebers, welches in der ganzen Campagna endemisch ist. In der Stadt ist die Malaria infolge der fortschreitenden Bebauung sehr zurückgegangen (Malaria-Todesfälle 1890-93: 299, 254, 139, 189). (Hierzu ein Stadtplan: Rom mit Verzeichnis der Straßen, Plätze u. s. w.; eine Karte: Rom und Umgebung; die Tafeln: Rom I und II.)

Bevölkerung. R. hatte 1881: 285544, als Gemeinde 300467, nach einer Berechnung (31. Dez. 1892) 408943, als Gemeinde 440596, (30. Okt. 1894) 456664 E., darunter 7779 Militärpersonen. In Garnison liegen das 11., 12., 69. und 70. Infanterieregiment, das 5. Regiment Bersaglieri, 4 Eskadrons des 22. Kavallerieregiments, das 13. Feldartillerieregiment (außer 7. und 8. Batterie) mit einer Traincompagnie, 2 Brigaden des Festungsartillerieregiments Nr. 27 und 6 Compagnien Sappeure.

Anlage, Thore, Brücken. Die Stadt zerfällt in 15 Bezirke (Rioni): 1) Monti, 2) Trevi, 3) Colonna, 4) Campo Marzio, 5) Ponte, 6) Parione, 7) Regola, 8) Sant' Eustachio, 9) Pigna, 10) Sant' Angelo, 11) Campitelli, 12) Ripa, 13) Trastevere, 14) Borgo, 15) Esquilino e Castro Pretorio, von denen der letzte nach 1870 von dem frühern Rione Monti abgetrennt ist. Für die Parlamentswahlen ist R. in fünf Wahlkreise (Esquilina, Capitolina, Pantheon, Adriana, Tiberina) eingeteilt. Die Grenze der bebauten Stadt wird im allgemeinen immer noch von der 270-275 n. Chr. erbauten, in neuerer Zeit von mehrern Päpsten (1450, 1630) ausgebesserten und veränderten Aureliansmauer gebildet.

Bemerkenswerte Thore sind: Porta del Popolo, von Vignola 1561 erbaut und 1870 erweitert; Porta Pia, nach dem Entwurfe Michelangelos 1564 ausgeführt; Porta San Lorenzo, Maggiore, San Giovanni, beim Lateran, 1574 eröffnet neben der 1408 vermauerten Porta Asinaria; auf dem rechten Ufer Porta Portese, 1643 erbaut, etwa 500 m stromaufwärts von der (gleichzeitig zerstörten) Porta Portuensis der Aureliansmauer; Porta San Panerazio auf der Höhe des Janiculum, nach der Belagerung von 1849 unter Pius IX. wiederhergestellt. Im Innern der jetzigen Stadt, zwischen Borgo und der Straße Lungara, die Porta Santo Spirito, ein großartiger unvollendeter Bau von Ant. da Sangallo (1540).

Von den zehn Brücken sind drei zum großen Teil antik. Am weitesten nördlich, von der Piazza del Popolo nach den Prati di Castello, liegt Ponte Margherita (1892); dann folgt die provisorische eiserne Ripettabrücke, welche später durch die massive Brücke Ponte Cavour ersetzt werden soll; in der Achse der Piazza Navona und auf den neuen Justizpalast mündend, der (1895 im Bau befindliche) steinerne Ponte Umberto; der den Zugang zur Engelsburg (s. d. und Tafel: Rom II, Fig. 2) bildende Ponte Sant' Angelo (Jan. 1895 wieder eröffnet) mit fünf Bogen, von denen die drei mittlern antik sind (Pons Aelius); Ponte Sisto, an Stelle des alten Pons Aurelius (Valentiniani) 1474 erbaut und 1874 verbreitert; der eiserne Ponte Garibaldi, auch Ponte alla Regola (1890); von den beiden Inselbrücken ist die östliche, Ponte Quattro Capi (Pons Fabricius), die einzige noch einigermaßen erhaltene antike Brücke R.s, die westliche, Ponte San Bartolomeo, ist 1889-90 durch Umbau völlig verändert. Es folgt die an Stelle des Ponte Rotto (Pons Aemilius, s. S. 941 b) getretene Eisenbrücke (von der antiken Brücke ist ein Pfeiler als Monument in der Mitte des Flußbettes stehen geblieben); endlich ganz im Süden die eiserne Eisenbahnbrücke nach Civitavecchia. Geplant sind ferner die Brücken Ponte Vittorio Emanuele im Zuge des Corso Vittorio Emanuele und Ponte all' Armata zwischen dieser und Ponte Sisto; auch die Durchführung der Verbindungsbahn vom Bahnhof Porta Portese-Termini macht den Bau einer Brücke unterhalb des Aventins notwendig.

Straßen, Plätze, Wasserleitungen. Die Hauptstraßen waren vor 1870: der Corso, von Piazza del Popolo nach Piazza Venezia (1500 m), Via di Ripetta von Piazza del Popolo nach San Luigi dei Francesi; Via del Babuino von Piazza del Popolo nach Piazza di Spagna. Das von Sixtus V. angelegte Viertel der Monti hatte als bedeutendste Verkehrsadern die Via Sistina und Via Quattro Fontane (in ihrer südl. Hälfte jetzt Via Agostino Depretis genannt). Die Hauptstraße des modernen R.s ist die seit 1872 angelegte Via Nazionale, von den Diocletiansthermen nach Piazza Venezia, mit ihrer Fortsetzung (1885) durch den Corso Vittorio Emanuele, der unweit der Engelsbrücke mündet.

Von den zahlreichen großen und schönen Plätzen sind die ältern, vornehmlich der großartigen Bauthätigkeit Sixtus' V. und seiner Nachfolger ihr Gepräge verdankend, durch ihren Schmuck mit Fontänen, Kolossalsäulen und Obelisken bemerkenswert; so der elliptische Petersplatz oder Piazza di San Pietro (226 m breit, 273 m lang) mit dem von Dom. Fontana 1586 hierher versetzten Obelisken (früher an der Südseite der Basilika), den vierfachen Kolonnaden Berninis (1667) und zwei schönen Springbrunnen von Maderna. Die Anordung des Kapitolplatzes hängt mit der Umgestaltung des Kapitols (s. d.) durch Michelangelo zusammen. Die Piazza del Quirinale, vor dem königl. Palast, hat ihren Hauptschmuck in den beiden Marmorkolossen der Dioskuren als Rossebändiger (daher auch Piazza di Monte-Cavallo). Im Marsfeld liegen Piazza di Trevi mit der schönsten Fontäne von Nic. Salvi (1762); Piazza Colonna, benannt nach der Säule des Marc Aurel (Colonna Antonina), in der Mitte des Corso, Mittelpunkt des Verkehrs; Piazza di Monte-Citorio mit dem Gebäude der Deputiertenkammer (1650) und dem von Augustus aus Ägypten gebrachten Obelisken (7. Jahrh. v. Chr.), seit 1789 hier aufgestellt; Piazza Navona mit drei Springbrunnen (der größte in der Mitte, mit den Kolossalfiguren der vier größten Flüsse (Donau, Ganges, Nil, Rio de la Plata) und einem antiken Obelisken, ein Hauptwerk Berninis, 1650); Campo di Fiore, der Gemüsemarkt; Piazza Farnese mit dem gleichnamigen Palast; Piazza Tartaruga mit der reizenden Fontana delle Tartarughe (Schildkrötenbrunnen, s. Tafel: Brunnen I, Fig. 1). Am südl. Ende des Corso die Piazza Venezia, am nördlichen Piazza del Popolo mit einem Obelisken (1587). Von der Piazza di Spagna führt die berühmte Spanische Treppe (1725) zur Kirche Sta. Trinità de' Monti. In den neuen Stadtvierteln liegen am Bahnhof Piazza di Termini und Piazza dei Cinquecento (mit Denkmal der 500 Gefallenen von Dogali); südlich Piazza Vittorio Emanuele, von Säulenhallen umgeben, mit Gartenanlagen und der Ruine der Aqua Julia (sog. Trofei di Mario); Piazza Manfredo Fanti, Piazza Dante u. a.

Den großen Reichtum an fließendem und springendem Wasser verdankt R. den vier großen Wasserleitungen, die mit Benutzung antiker