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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rosny - Roß (Sir James Clarke)
vergnügt waren. Gregor XVI. ließ die Sache unter-
suchen und 1843 den streitenden Parteien Schwei-
gen gebieten. Nach der Thronbesteigung Pius' IX.
veröffentlichte N. 1848 die Schrift "Dells cinyu6
pikAlie äeila, 8knt3. cki68k" ("Von den fünf Wunden
der hciligen Kirche"), die großes Auffehen erregte
und oft gedruckt ist. Von einem Kardinal über eine
im Kirchenstaat einzuführende Konstitution zu Nate
gezogen, fchricb er "1^ coätitu^ions Leconäo 1a
Fiu8ti2i3. 80ciai6, con uua, appenäics 8u11ii unitä
äsii'IwliH". Im Sommer 1848 ging er im Auf-
trage der sardin. Ncgicrung nach Nom, um über die
ital. Konföderation zu verhandeln, und wirkte im
Sinne der konfervativ-konstitutionellen Partei für
die Errichtung eines vom Ausland freien Föderativ-
staates. Pius IX. gewann ihn lieb; als aber Anto-
nelli auf den Papst Einfluß gewann, siel R. in Un-
gnade , und 30. Mai 1849 wurden die Schriften
über die fünf Wunden und die Konstitution auf den
Index gefetzt. R. unterwarf sich und zog sich nach
Stresa am Lago Maggiore zurück, wo er 1. Juli
1855 starb. Zu feinen intimsten Freunden gehörten
Alesfandro Manzoni, Nik. Tommafeo und ein Bru-
der des Ministers Cavour.
Da der Streit über R.s philof. und theol. An-
sichten fortdauerte, ließ Pius IX. feine Werke durch
die Inderkongregation nochmals untersuchen; sie
wurden 1854 förmlich freigegeben, die Jesuiten setz-
ten aber ihre Angriffe fort, und unter Leo XIII.
wurden 14. Dez. 1887 von der Inquisition 40 Sätze
von N. (meist aus den nachgelassenen Schriften)
verdammt. - Vgl. Paoli, Dell", vit". äi Antonio N.
(2 Bde., Tur. 1880-84); K. Werner, Die ital. Philo-
sophie des 19. Jahrh., Bd. 1: Antonio R. und feine
Schule (Wien 1884); Neufch, Der Index der ver-
botenen Bücher, Bd. 2 (Bonn 1885); Lockhart, I.it'6
0k Antonio R. (2 Bde., 2. Aufl., Lond. 1880); F. X.
Kraus in der "Deutschen Rundschau" (Berl. 1888).
Rosny (spr. ronih). 1) Rosny-sous-Vois
(spr. hu böä), östl. Vorort von Paris, an der Gürtel-
bahn und der Linie Paris-Troyes der Ostbabn, hat
(1891) 2603 E. und ein 1842 erbautes Fort. Weiter
östlich liegt der Mont-Avron (s. d.). - 2) Nosny-
sur-Seine (spr. ßür ftühn), Dorf im Depart.
Seine-et-Oise, Arrondissement Mantes, an der Linie
Paris-Rouen der Westbahn, hat (1891) 745 E. und
ein Schloß, wo Sully 1559 geboren wurde und
1818-30 die Herzogin von Berry wohnte.
Nosuy (spr. ronib), Leon de, franz. Orientalist
und Ethnograph, geb. 5. Aug. 1837 zu Loos (im
Depart. Nord), wurde Schüler des Sinologen
Stanislas Julien und erhielt 1868 an der Special-
schule für lebende orient. Sprachen in Paris die
Professur der japan. Sprache und Litteratur. N.
stiftete 1859 die äocistö orientaiö et ainericaink,
die später in eine 8oci6t6 ä'^tlniossi-l^liis um-
gewandelt wurde, begründete mehrere Gesellschaften
und Zeitschriften und rief die internationalen Kon-
gresse der Orientalisten ins Leben. Unter seinen
Schriften sind hervorzuheben: "Vocadulaire eliinoi^
coröen-Nino" (1861), "Iiltuä68 a8iatihU88" (1864),
"^psr^u ä<3 l". 1HNFU6 coi-66nn6" (1864), "Diction-
uairs ä68 8i^n68 iä60Frapüi^uo8 äo 1". <ükin6"
(1867), "De 1'oi-iFin6 äu lanF^ü" (1869), "Iraite
äe l'öäuc^tion clo3 vers ü. 8oio au ^pon" (aus dem
Japanischen, 2. Aufl. 1869), "^ntkoloM ^-
p0Ulli36" (1871), "^rcliiv63 ^a160Fi'lii)1ii(iu68 ä6
I'Orient 6t äs i'XmeriquL" (1872), "^l6M6nt8 ä6
!a ssi-^iniuaii-s ^Äp0liai86" (1873), "^ Framinai' ol
tli6 (^11111686 13NFUN36" (Lond. 1874), "^Hi-K^n-Ili>>
(aus dem Japanischen, 1875), "Interpretation 663
HncienZ t6xt68 N^a8" (1875), "^883.1 8iir 1s äe-
cliiü"r6iu6nt äs i'ecritui'O nisi-Hti^ue ä6 I'^merilius
centraiL" (1876), "D68 äocunisiitä 6ci'it8 ä6 I'kll-
ti^uit6 am6i-icllin6" (1882), die Herausgabe des
yucatanischen "(^oäsx ^0i-t68ianu8" (1883), "lliä-
toii'6 ä68 liMÄ3ti68 lüvill08 pud1i66 6N ^3^1011318)
trHäuit6 8111-16 t6xt6 01'i^iiiHi" (1887).
Rofoglio (spr. -soljo, vom ital. r080iai-6, d. i.
kochen, rösten), auch Rossöli genannt, der Name
verschiedener italienischer, aus Orangenblüten,
Orangenfrüchten und Gewürzen bereiteter und in
schilfumflochtenen Flaschen zur Versendung kom-
mender Liqueure. Visweilen wird auch der Maras-
chino (s. d^,) als N. bezeichnet.
Rosolan, s. Mauvem.
Rosolsäure, s. Aurin.
Roß (kelt.), soviel wie Vorgebirge, häusig in
geogr. Namen, namentlich in Großbritannien.
Roß, Sir James Clarke, Seefahrer, Neffe von
Sir John Roß (s. d.), geb. 15. April 1800 zu Lon-
don, begleitete seinen Oheim auf dessen zweiter Nord-
polfahrt 1829, wobei er 1831 den nördl. Magnet-
pol auffand. Nach der Rückkehr 1834 zum Post-
kapitän ernannt, unternahm er 29. Sept. 1839 mit
den Schiffen Erebus und Terror eine Expedition
nach dem Südpol zur Beobachtung des Erdmagne-
tismus. Unter R. befehligte Kapitän Crozier das
Schiff Terror, mit dem er acht Jahre später bei
der Franklin - Expedition unterging. Auf dieser
Südfahrt entdeckte R. 11. Jan. 1841 unter 71" 15'
füdl. Vr. ein Land mit hohen Schneegebirgen, dem
er den Namen Süd-Victorialand beilegte. Am
2. Febr. drang er nach mannigfachen Entdeckungen
bis zu 78° 10' südl.Vr., dem südlichsten Punkte, der
jemals erreicht wurde, vor, mußte aber vor einer
Eiswand von 40 bis 60 m Höhe umkehren, nach-
dem er noch 18. Jan. den Vulkan Erebus entdeckt
hatte. N. zeigte weiter, daß das von Wilkes unter
65" 40' südl. Vr. und 165" östl. L. gezeichnete Land
nicht existierte. Anfang März wandte er sich nach
Norden zurück und kam 4. April wieder in Tasma-
nien an. Im Nov. 1841 fegelte die Expedition über
Neuseeland von neuem nach den Südpolarländern
ab, traf aber auf eine große Eisfchranke, so daß sie
nicht so weit vordringen konnte als im vergangenen
Sommer. Obschon R. 9700 km weiter ostwärts
fuhr als das Jahr vorher, waren doch alle Be-
mühungen, zum magnetischen Pol zu gelangen,
vergebens. So segelte er nach den Falklandsinseln
zurück, von wo er 17. Dez. 1842 zu einer dritten
Untersuchungsreise nach dem Südpol auslief, die
nur zu der Überzeugung führte, daß hinter der
mächtigen Eisschranke, die R. 1841 entdeckt hatte,
sich ein großes Festland befinde, das vom Erebus-
vulkan unter 167" östl. L. sich ostwärts erstrecke, so-
wie daß es im Süden nur einen magnetischen Pol
gebe. Hierauf trat N. die Rückreise nach England
an, wo er 4. Sept. 1843 anlangte und 1844 die
Nitterwürde erhielt. R. erhielt 1848 das Kommando
der zur Aufsuchung Franklins bestimmten Schiffe
Enterprife und Investigator. Er überwinterte im
Leopoldshafen und organisierte im Frühling 1849
mehrere Schlittenpartien, deren wichtigste unter
seiner persönlichen Leitung die nördl. und westl.
Gestade von North-Somerset bis 72" 38' nördl. Br.
durchforschte. Er wollte nun noch den Wellington-
kanal untersuchen, konnte aber erst Ende August