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Rübstiel – Rückenblut
Öl (s. Rüböl) enthält, ist zwar weniger ergiebig als der Raps, aber sicherer und mit geringerm Boden zufrieden. Man unterscheidet Winterrübsen oder Wintersaat und Sommerrübsen oder Sommersaat, ersterer wird im September, letzterer Ende März gesät. Verwendung und Schädlinge wie beim Raps (s. d.).
Rübstiel, Gemüse, s. Mairübe.
Rubus L., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Rubeen, mit zahlreichen, vorzüglich über die nördl. Halbkugel verbreiteten Arten, meist Sträucher. Krautige Arten sind die Stein- oder Felsenhimbeere, R. saxatilis L., mit dreizähligen Blättern und roten, sauern, aus wenigen großen, ungleichen Beeren zusammengesetzten Früchten, die auf steinigem Boden in Bergwäldern vorkommt; der vorzugsweise in der kalten Zone wachsende R. chamaemorus L. (Sumpfbrombeere, Torfbeere, Zwergmaulbeere, Multbeere, Schellbeere), mit herzförmig-fünflappigen Blättern und gelben Beeren, und R. arcticus L. (nordische Himbeere oder Mamurabeere), mit dreizählig-handteiligen Blättern und roten Beeren, deren Früchte (besonders die Mamure), in Zucker eingemacht, in Schweden, Norwegen und Finland ein sehr beliebtes und delikates Dessert bilden. Zu den strauchigen Arten gehören die Himbeere (s. d.) und die Brombeere (s. d.). Außerdem werden aber eine größere Anzahl von Arten als Ziergehölze in Gärten kultiviert, z. B. R. odoratus L. (Zimmetbrombeere) aus Nordamerika, mit einfachen, drei- bis fünflappigen Blättern und großen rosenroten, wohlriechenden Blumen. R. biflorus Buch. (R. Leucodermis Dougl.), gleichfalls nordamerik. Ursprungs, der durch die weiße Rinde seiner Stengel auffällt. Der von der Nordwestküste Amerikas stammende R. spectabilis Pursh. hat rutenformige Zweige und purpurrote, einzeln auf langen Stielen stehende Blüten. Alle diese Arten lassen sich durch Ableger und Samen leicht vermehren. – Vgl. Focke, Synopsis Ruborum Germaniae. Die deutschen Brombeerarten (Brem. 1877).
Rucellāi (spr. rutsch-), Bernardo, geb. 1449 zu Florenz, gest. daselbst 7. Okt. 1514, Schwager Lorenzos de’ Medici, eins der hervorragendsten Mitglieder der Platonischen Akademie und Gesandter der Florentinischen Republik bei Ferdinand, König von Neapel, und Karl Ⅷ. von Frankreich, war ein gründlicher Kenner des Altertums. Durch Gelehrsamkeit ausgezeichnet ist besonders seine Topographie des alten Roms («De urbe Roma»). Berühmt waren seine mit Kunstwerken geschmückten Gärten (Orti Oricellari), wo Machiavelli mit seinen Freunden zusammenkam, und wo 1522 das Komplott gegen den Kardinal Giulio de’Medici geschmiedet wurde.
Rucellāi (spr. rutsch-), Giovanni, ital. Dichter, Sohn des vorigen, Vetter des Papstes Leo Ⅹ., geb. 20. Okt. 1475 zu Florenz, war 1520‒22 Gesandter in Frankreich, wurde von Clemens Ⅶ. zum Gouverneur der Engelsburg ernannt und starb 1525. Sein Gedicht über die Bienenzucht: «Le api» (ohne Ort 1539 u. ö.; Parma 1797), in reimlosen Versen (versi sciolti), die zu den ersten der ital. Litteratur gehören, ist eine Nachahmung von Virgils «Georgica» und als Lehrgedicht ausgezeichnet durch Zartheit, Wohlklang und Leichtigkeit der Verse. R.s Trauerspiele «Rosamunda» (Siena 1525) und «Oreste» (Verona 1723) sind Euripides nachgeahmt. Eine Ausgabe seiner Werke erschien zu Padua 1772 und von Mazzoni (Bologna 1888, mit Biograpbie).
Rúchadlo (czech.), ein Pflug (s. d.) mit steilem Streichbrett, der den Boden nicht glatt umlegt, sondern mehr krümelt.
Rüchel, Ernst Wilhelm Friedrich von, preuß. General der Infanterie, geb. 21. Juli 1754 zu Ziezenow im Kreise Belgard, trat 1771 in die Armee und nahm am Bayrischen Erbfolgekriege teil, worauf ihn Friedrich d. Gr. in seine Umgebung zog. R. war im Feldzuge von 1792 im hess. Hauptquartier, nahm an der Rheincampagne teil, zuletzt als Generalmajor und Brigadecommandeur, und zeichnete sich namentlich bei Frankenthal 2. Jan. und bei Kaiserslautern 18. und 20. Sept. 1794 aus. Hierauf wurde er Inspecteur der Militärbildungsanstalten und hatte bei allen das Heer betreffenden Neuerungen eine entscheidende Stimme. 1805 wurde er zum Gouverneur von Königsberg ernannt und mit dem Oberbefehl in der Provinz Ostpreußen betraut. Am Tage der Schlacht bei Jena (14. Okt. 1806) stand R. mit 15000 Mann bei Weimar; vergeblich suchte er den vordringenden Franzosen Einhalt zu thun und mußte verwundet das Schlachtfeld räumen. Bei der Neugestaltung des Ministeriums wurde R. Dez. 1806 mit der Leitung des Militärwesens betraut, mußte aber gleich nach dem Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) auf Napoleons Befehl zurücktreten. Er nahm den Abschied und lebte, ohne wieder Verwendung zu finden, auf seinem Gute Haselau, wo er 14. Jan. 1823 starb. – Vgl. Aus R.s Nachlaß (in den «Jahrbüchern für die deutsche Armee und Marine», Berl. 1878).
Ruchgras, s. Anthoxanthum.
Ruchrath, Johs., s. Johann (von Wesel).
Rückbürge, s. Bürgschaft.
Rückdeiche, s. Deich (Bd. 4, S. 879 a).
Rückdiskontierung, die Weiterbegebung von diskontierten Wechseln mittels einer neuen Diskontierung. Sie bildet namentlich einen Geschäftszweig der kleinern und mittlern Banken, die im Lokalverkehr die Wechsel kleinerer Kaufleute und Gewerbtreibender übernehmen und mit der Garantie ihrer Unterschrift an größere Banken übertragen. Der Gewinn, den ihnen diese Vermittelung einbringt, besteht außer der Provision in der Differenz des Diskonts (s. d.), den sie in Abzug bringen, und desjenigen, den die größere Bank ihnen anrechnet.
Rückdrehung des Windes, s. Dovesches Gesetz.
Rückeinnahmen, im Kassenwesen solche Beträge, die von Zahlungen, die aus einer Kasse geleistet worden sind, außerhalb des Wegs der Rechnungsprüfung zur Kasse zurückfließen.
Rücken (Dorsum), die hintere Wand des Rumpfes, erstreckt sich vom untern Rande des Nackens (s. d.) bis zur Lendengegend und wird hauptsächlich von der Wirbelsäule, den hintern Abschnitten der Rippen und den über und neben beiden gelegenen Weichteilen gebildet. In seiner Mittellinie verläuft eine scharf ausgesprochene Furche, in der das Rückgrat (s. d.), besonders dessen Dornfortsätze sichtbar sind, und die beiderseits von einem breiten muskulösen Wulst, den langen Streckmuskeln des R., begrenzt wird. Die mächtige Rückenmuskulatur hat fünf Schichten und dient teils zum Aufrechthalten, Strecken und Drehen der Wirbelsäule, teils zum Heben und Senken der Rippen sowie zur Bewegung der Schulter und des Oberarms.
Rückenbau, Art der Berieselung, s. Bewässerung (Bd. 2, S. 932 b).
Rückenblut, s. Milzbrand.