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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Säkularismus - Saladeros

Maurengefahr) Zwangsenteignungen durch die weltliche Gewalt vor, woran man jetzt vorzugsweise bei der Erwähnung von S. zu denken hat. Im spätern Mittelalter war die Überlassung von Liegenschaften, Zehntrechten und andern Einkünften, wodurch geistliche Anstalten die Schirmvogtei mächtiger Nachbarn vergalten, auch nicht immer eine ganz freiwillige. Die Reformation brachte in Deutschland viele geistliche Territorien in die Hände prot. Fürsten, die von den Stiftern und Kapiteln zu Administratoren gewählt wurden, woraus sich dann selbständige Fürstentümer entwickelten. Dadurch, daß der Westfälische Friede die Verwandlung der Erzbistümer Magdeburg und Bremen, der Bistümer Halberstadt, Verden, Ratzeburg, Schwerin, Minden, Cammin, Kolberg, Merseburg, Naumburg, Meißen u. s. w. in weltliche Besitzungen genehmigte, erkannte er also nur eine längst vollendete Thatsache an. Immerhin blieb auch dann noch ein erheblicher Teil deutschen Territoriums in geistlicher Herrschaft (Köln, Trier, Mainz, Münster, Paderborn u. a. m.). Diese geistlichen Besitzungen wurden nach dem Lunéviller Frieden säkularisiert, indem der Reichsdeputationshauptschluß von 1803 dieselben zur Entschädigung derjenigen weltlichen Fürsten verwendete, welche infolge des Lunéviller Friedens ihre linksrhein. Besitzungen an Frankreich hatten abtreten müssen. In Frankreich hatte die Revolution den reichen kirchlichen Besitz zur Bestreitung der gehäuften Staatsbedürfnisse verwendet, und in der neuern Zeit sind Spanien und zuletzt Italien mit ähnlichen Maßregeln vorgegangen. (S. Kirchengut.)

Säkularismus, s. Holyoake.

Säkulārjahr, das ein Säkulum (Jahrhundert, s. d.) beschließende Jahr.

Säkulārklerus, in der kath. Kirche diejenigen Geistlichen, welche nicht Regulierte (s. d.) sind.

Säkulārspiele, Festspiele im alten Rom, die je nach Ablauf eines Säkulums (s. d.) unter Aufsicht der Quindecemvirn für die Wohlfahrt des röm. Staates und Reichs veranstaltet wurden; Säkularfeiern waren schon 463, 363, 263 v. Ehr. abgehalten worden, aber S. fanden zum erstenmal 249 v. Chr. statt. In der Erregung und Not des ersten Punischen Krieges erklärte das mit der Hut der Sibyllinischen Bücher betraute Priesterkollegium, es müßte ein Sühn- und Bittopfer, bestehend in dunkelfarbigen Opfertieren und verbunden mit nächtlichen Spielen auf einem den unterirdischen Göttern geweihten Platze des Marsfeldes, der Terentum hieß, dargebracht und diese Feier jedes Säkulum, d. h. aller 100 oder 110 Jahre, wiederholt werden. Nach dem Ort der Feier nannte man die Spiele Ludi Terentini, nach dem Säkulum Ludi saeculares. Sie wurden während der Republik nur noch einmal 146 v. Chr. gefeiert. Erst Augustus gab durch Anordnung einer neuen Feier den S. erhöhte Bedeutung; er wollte damit sein neues Reich einweihen. Nach vier Säkula von je 110 Jahren sollte nach einer damals verbreiteten Auffassung eine allgemeine Wiedergeburt eintreten. Diesen Glauben benutzte Augustus; seine Feier 1. bis 3. Juni 17 v. Chr. (weshalb er gerade dieses Jahr gewählt, läßt sich nicht feststellen) schloß das vierte und eröffnete zugleich das fünfte. Dementsprechend wurden die S. mit dem größten Pomp als hohes Staatsfest gefeiert, nachdem sie vorher in ganz Italien angekündigt worden. Horaz dichtete dazu sein «Carmen saeculare». – Vgl. Roth, Die römischen S. (im «Rheinischen Museum», Bd. 8, 1853); A. Mommsen (ebd., Bd. 12, 1857); Th. Mommsen, Röm. Chronologie (2. Aufl., Lpz. 1859); Hirschfeld (in den «Wiener Studien», Bd. 3, 1881); Wissowa, Die Säkularfeier des Augustus (Marb. 1894).

Säkŭlum (lat.), soviel wie Generation (s. d.); dann der zum vollständigen Hinschwinden eines Geschlechts erforderliche Zeitraum. Die alten Römer rechneten hierfür hundert Jahre (weshalb das Wort S. jetzt gleichbedeutend mit Jahrhundert [s. d.] gebraucht wird), doch gelangte auch ein Zeitraum von 110 Jahren zur Geltung. (S. Säkularspiele.)

Im Sinne des kanonischen Rechts bezeichnet S. die Welt und das bürgerliche Leben im Gegensatz der Kirche und der geistlichen Sachen, woher der Ausdruck Säkularisation (s. d.) stammt.

Sakuntala, engl. Schreibung für Çakuntalā (s. Kālidāsa).

Sakwa (Mehrzahl Sân), einheimischer Name der Buschmänner (s. d.).

Sakys-Adassi, türk. Name der Insel Chios.

Sal (lat.), Salz, eine früher für zahlreiche krystallinische chem. Verbindungen übliche Bezeichnung, z. B. S. Acetosellae, Sauerkleesalz; S. amārum oder S. anglĭcum, Bittersalz; S. Ammnoniăci, Salmiak; S. Cornu Cervi volatĭle, Hirschhornsalz; S. essentiāle Tartări, Weinsäure; S. Glaubēri, Glaubersalz; S. Prunellae, eine Form des Salpeters; S. Seignetti, Seignettesalz; S. sedatīvum Hombergĭi, Borsäure; S. Succīni volatĭle, Bernsteinsäure. Neuerdings beschränkt man die Bezeichnung S. mehr auf natürliche Vorkommnisse von Salzen, so S. marīnum, Kochsalz und S. Stassfurtense, Staßfurter Badesalz, und die aus Salzsolen, Mineralwässern u. dgl. gewonnenen Salze, so S. thermārum Carolinensĭum, natürliches Karlsbader Salz, S. Carolīnum factitĭum, künstliches Karlsbader Salz u. a. m.

Sala (von althochdeutsch saljan = übergeben; lat. traditio) bedeutet im ältern deutschen Recht die Auflassung, d. h. die feierliche, rechtskräftig förmliche Übergabe von Grund und Boden, wobei der Veräußerer dem Erwerber eine Erdscholle, einen Baumzweig u. dgl. übergab. Danach verstand man unter Salgüter zu Eigentum besessene Güter und unter Salbuch das Verzeichnis von solchen. Über Salmannen s. Testamentsexekutoren.

Sala, Nebenfluß der Salzach, s. Saalach.

Sala, Stadt im schwed. Län Westmanland, an der Sag-å, Station der nördl. Staatsbahnen und der Privatbahn S.-Tillberga, zählt (1893) 5931 E. S. wurde 1624 angelegt und verdankt ihre Existenz der in der Nähe liegenden Sala-Silbergrube, wo gegenwärtig, den niedrigen Silberpreisen zufolge, hauptsächlich Blei produziert wird. Rücksichtlich des Areals, 8553 ha, ist S. die größte Stadt Schwedens.

Salaāmkonvulsionen, s. Nickkrämpfe.

Salacĭa, alter Name von Alcacer-do-Sal (s. d.).

Sala Consilīna, Hauptstadt des Kreises S. C. (79183 E.) in der ital. Provinz Salerno, im fruchtbaren, 30 km langen Valle di Diano, das 17. Dez. 1857 durch Erdbeben verheert wurde, an der Linie Sicignano-Lagonegro des Mittelmeernetzes, hat (1881) 6107 E., in Garnison das 2. Bataillon des 47. Infanterieregiments; Ruinen eines Kastells Robert Guiscards.

Salad (spr. scha-), ungar. Komitat, soviel wie Zala (s. d.).

Salāde (frz.), eine Form des mittelalterlichen Helms (s. d., Bd. 9, S. 17 b).

Saladēros (span., von salár, einsalzen), die Niederlagen für eingesalzenes Fleisch; die großen