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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sales – Salicylaldehyd

durch die Restauration von 1768 verunstaltet, eine Basilika mit einem Atrium, dessen 28 Säulen den Ruinen von Pästum entnommen sind und an dessen Seitenwänden 14 antike Sarkophage stehen, die später als christl. Begräbnisse verwendet sind. Die Bronzethüren sind in Konstantinopel (11. Jahrh.) gefertigt, die zwei Ambonen (Kanzeln) im Mittelschiff reich mit Mosaiken geschmückt, das prachtvollste Werk dieser Art. In der Krypta befinden sich die 930 aus dem Morgenlande hierher gebrachten Gebeine des Evangelisten Matthäus; im rechten Seitenschiff das Grab des in S. 1085 gestorbenen Papstes Gregor Ⅶ., daneben das Grab des Erzbischofs Caraffa mit einem Sarkophagrelief (Raub der Proserpina) aus Pästum. Die kleinen Kirchen San Giorgio und Sant’ Agostino bergen Fresken von Andrea da S. (Sabbatini), des bedeutendsten südital. Malers der Renaissance. Ferner hat die fast turmlose Stadt ein neues großes Theater, ein Kasino, mehrere Konservatorien, ein Findelhaus, Lyceum, eine technische Schule, ein Seminar und Seebäder. Der Hafen, am Westende des Corso Garibaldi, ist neuerdings durch einen Molo gegen die zunehmende Versandung geschützt; der Handel ist ziemlich lebbaft und die Herbstmesse besucht. Bei S. sind großartige, von Schweizern angelegte Fabriken, Baumwollspinnerei, ‑Weberei, ‑Druckerei und im Irnothal aufwärts die bedeutendste (evang.) Schweizerkolonie Italiens Fratte di S., mit Schule, Friedhof und Kapelle, über der Stadt die Trümmer des alten Kastells der langobard. Fürsten, welches Robert Guiscard 1077 eroberte. Die in der Nähe stehende malerische Wasserleitung ist 1320 erbaut. Nahe westlich von S. liegt an der Eisenbahn die Stadt Vietri oder Vietri-sul-Mare mit 2075, als Gemeinde 8815 E. und Landhäusern. Von hier führt die schöne Straße nach Amalfi und die Bahn nach Neapel durch das enge, anmutig bebaute Mühlenthal mit 14 Papiermühlen und der Stadt Cava de’ Tirreni (s. d.). – S., das alte Salernum, gehörte im Altertum zum Gebiet der Picentiner, erhielt 196 v. Chr. eine röm. Kolonie, war später Sitz langobard. Fürsten, kam dann unter die Herrschaft der Normannen, der Hohenstaufen und der Anjou. Die Stadt war im Mittelalter ihrer mediz. Hochschule (Civitas Hippocratica) wegen berühmt, welche, die Pflanzschule aller mediz. Fakultäten in Europa, im 11. Jahrh. von Benediktinern gestiftet, 1817 aufgehoben wurde.

Sales, Franz von, s. Franz (von Sales).

Salesianerinnen, s. Chantal, Jeanne.

Salève, Mont (spr. mong ßalähw), vielbesuchter Bergrücken im franz. Depart. Haute-Savoie, an der Grenze des schweiz. Kantons Genf, erstreckt sich 18 km lang, 3‒4 km breit vom Thale der Usses nordöstlich bis zur Rhône. Inselartig aus dem Hügellande des Genevois aufsteigend, aus Kalk- und Sandstein des mittlern Jura und der Kreide gebildet, die auf dem Nordwestabsturz in kahlen Felswänden zu Tage treten, zeigt die einförmige Bergmauer mehr jurassischen als alpinen Charakter. Die höchsten Punkte sind der Piton (1374 m), der Grand-Salève (1304 m, 8 km südlich von Genf) und, durch den Einschnitt von Monnetier abgetrennt, am nordöstl. Ende der Petit-Salève (898 m). Auf das Plateau des Grand-Salève (Treize Arbres) führt eine von der Station Annemasse der strecke Bellegarde-Evian-Le Bouveret der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn abzweigende, 1892 eröffnete schmalspurige elektrische Bergbahn.

Salfisch, soviel wie Seeforelle, s. Forellen.

Salford (spr. ßahlf’rd, auch ßahf’rd und ßällf’rd), Schwesterstadt von Manchester (s. d.).

Salgir (spr. ßal-), größter Fluß der Halbinsel Krim im russ. Gouvernement Taurien, entspringt am Fuße des Tschatyr-dagh im Jailagebirge und mündet nach 181 km im Siwasch. Der S. ist sehr wasserarm; an ihm liegt die Stadt Simferopol.

Salgó-Tarján (spr. schál-), Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (41534 E.) im ungar. Komitat Neograd, an der Linie Budapest-Hatvan-Ruttka der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 9478 meist kath. magyar. E., große Eisenhütten, Schienenwalzwerke und in der Nähe Kohlenbergwerke. Der nahe Basaltkegel Salgó (632 m) trägt die Ruine Salgovár.

Salgrami, ostind. Fluß, s. Gandak.

Salgut, s. Sala und Salland.

Sali, Stadt in Dalmatien, s. Sale.

Salibābo, Inselgruppe, s. Talaut.

Salicacēen oder Salicineen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentaceen (s. d.) mit gegen 200 Arten, meist in der nördl. gemäßigten Zone, auch im arktischen Gebiete, Bäume oder Sträucher mit schmalen, einfachen oder gelappten Blättern und zweihäusigen Blüten; sowohl die männlichen wie die weiblichen stehen in dichten, ziemlich gleichgestalteten Kätzchen. Die einzelnen Blüten bestehen aus einem sehr rudimentären Perigon, mehrern Staubgefäßen bez. einem Fruchtknoten, der einen Griffel mit zwei Narben trägt. Die Frucht ist eine mehrsamige Kapsel. Die kleinen Samen sind mit einem dichten Haarschopf versehen, mittels dessen sie sich leicht auf weite Strecken verbreiten können. Die Familie umfaßt nur zwei Gattungen, die Weide (s. d.) und die Pappel (s. d.).

Salice-Contessa, Dichter, s. Contessa.

Salicīn, ein in den Rinden einiger Weiden- und Pappelarten, den Blütenknospen von Spirea ulmaria L. und in geringer Menge auch im Bibergeil vorkommendes Glykosid C₁₃H₁₈O₇ Es krystallisiert aus der wässerigen Lösung in kleinen weißen Blättchen, ist von intensiv bitterm Geschmack, leicht in Wasser, leichter noch in Alkohol, aber nicht in Äther löslich. In Berührung mit Emulsin (Synaptase) oder mit Speichel verliert das S. seinen bittern Geschmack und zerfällt in Zucker und in Saligenin oder Salicylalkohol. Durch Destillation mit chromsaurem Kalium und Schwefelsäure bildet das S. Salicylaldehyd (s. d.). S. wird als Fiebermittel medizinisch verwendet.

Salicinēen, Pflanzenfamilie, s. Salicaceen.

Salicornĭa L., Glasschmalz, Krückfuß, Salzkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Chenopodiaceen (s. d.) mit etwa 8 an fast allen Meeresküsten vorkommenden Arten. An den deutschen Küsten findet sich nur S. herbacea L., eine blattlose Pflanze mit fleischigen, kurz gegliederten Stengeln. Aus der Asche des Krautes wurde früher ebenso wie aus der Asche mancher Meeresalgen Soda gewonnen. In manchen Küstengegenden werden die jungen Pflanzen als Salat gegessen und als Mittel gegen Skorbut benutzt.

Salicȳlaldehȳd, Orthooxybenzaldehyd, früher auch salicylige Säure genannt, ein aromatisch riechendes Öl, das bei 196° siedet und die Zusammensetzung C₇H₆O₂ ⹀ C₆H₄(OH)·CHO hat. Der S. entsteht durch Oxydation von Salicin und Saligenin und kann durch Einwirkung von Chloro- ^[folgende Seite]