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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Salluvier - Salm
er als Volkstribun an dem Sturze seines Privat-
feindes Milo mit, wurde aber 50 v. Chr., wahr-
scheinlich infolge seines freundschaftlichen Verhält-
nisses zu Cäsar, durch den Censor Appius Claudius
Pulcher aus dem Senat gestoßen, bei dem Ausbruch
des Bürgerkrieges jedoch durch Cäsar aufs neue
Quästor und infolgedessen wieder Mitglied des
Senats. Er folgte seinem Gönner später als Prätor
nach Afrika und leistete ihm hier wesentliche Dienste,
so daß er nach Beendigung des Krieges zum Pro-
konful der Provinz Numidicn ernannt wurde.
Während diefer Verwaltung gelaugte er zu großem
Reichtum, so daß er außer Cäsars Villa zu Tibur
cinen prachtvollen Garten am Quirinal erwerben
konnte. Er wurde daher wegen Erpressungen an-
geklagt; doch ließ ihn Cäsar nicht verurteilen.
Von öffentlicher Thätigkeit fern, beschäftigte er sich
in den letzten Jahren bis an seinen Tod (um 35
v. Chr.) ausschließlich mit der Ausarbeitung seiner
geschichtlichen Werke. Darunter nahm dem Um-
fange und der Bedeutsamkeit nach seine "Rom. Ge-
schichte" ("Histori^i-um lidii V"), welche den Zeit-
raum von Sullas Tod bis zur Zeit der Macht-
cntfaltung des Pompejus (78 - 67 v. Chr.) dar-
stellte, von der aber nur Bruchstücke erhalten sind,
den ersten Platz ein. Dagegen sind zwei kleinere, in
früherer Zeit verfaßte Schriften von ihm erhalten,
deren eine: "D6 coi^urations (^tilinae" (auch "Lei-
Win ^tilinlirium" genannt), die Verfchwörung des
Catilina (s. d.), die andere: "v6 dkNo ^u^nrtinno",
den Krieg der Römer gegen den numidischen König
Iugurtba (s. d.) zum Gegenstände hat. Beide Werke
verraten ein sorgfältiges Studium sowohl der ältern
röm. als auch insbesondere der griech. Geschicht-
schreiber und Redner, vor allen seines Vorbildes
Thucydides und liefern in treuer charakteristischer
Darstellung ein lebensvolles Gemälde von den Zer-
würfnissen und dem Verfall der röm. Republik. Doch
ist bei der Beurteilung des S. festzuhalten, daß er ent-
schiedener Anhänger Cäsars war, und daß nament-
lich die "Catilinarifche Verschwörung" mit der Ten-
denz geschrieben ist, die Cüfarische Partei gegen den
Vorwurf enger Verbindung mit Catilina zu ver-
teidigen. Unter den Ausgaben sind hervorzuheben
die von Gerlach (3 Bde., Bas. 1823-31 u. ö.), Kritz
(3 Bde., Lpz. 1828-53; kleinere Ausg. mit Anmer-
kungen 1856), Dietsch (2 Bde., ebd. 1813-46; kri-
tische Ausg., ebd. 1859), Jacobs (mit deutschen An-
merkungen, 9. Aufl. von Wirz, Verl. 1886) und die
Tertausgabcn von Dietsch (4. Ausg., Lpz. 1874),
Jordan (3. Aufl., Verl. 1887), Eußner (Lpz. 1887).
Die Bruchstücke hat zuletzt herausgegeben Mauren-
brecher: "HiZtoi-iaruni rOlihuiae" (2 Bde., Lpz. 1891
-93). Deutsche Übersetzungen lieferten unter andern
Gcrlach (Prenzlau 1827), Erncsti (2 Bde., Münch.
1829-31), Dietsch (2 Bde., Stuttg. 1858), Mecklen-
burg (Berl. 1877). - Den Charakter und schriftstelle-
rischen Wert S.' hat vorzüglich Löbell, Zur Beurtei-
lung des S. (Vresl. 1818), klargestellt. Wichtig sind
auch die umfassenden Arbeiten von Charles de
Brosfes (s. d.). Vgl. noch Vellezza, I)6i lonti 6 äöi-
l'Nutoi-itö. Lwi-ica äi salwätio (Mail. 1891).
Salluvier, Volksstamm, s. Ligurien.
Sallwürk, Ernst von, Pädagog, geb. 7. Mai
5839 in Sigmaringen, studierte in Berlin und
Tübingen Philologie und Linguistik, war Lehrer an
den Gymnasien zu Hedingen und Koblenz, dann
Rektor der Höhern Bürgerschule in Hechingen, hier-
auf Professor am Gymnasium in Baden, von 1874
an Vorstand des Realgymnasiums in Pforzheim und
wurde 1877 Oberschulrat und Mitglied der Ober-
schulbehörde in Karlsruhe, 1893 Docent für Päda-
gogik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. In
seiner Stellung als Referent für das höhere Schul-
wesen ist er hauptsächlich mit der Organisation der
nach staatlichem Lehrplane in Baden einzurichtenden
höhern Mädchenschulen und der Umgestaltung des
Unterrichts in den modernen Fremdsprachen auch an
den Gymnasien, dann mit der Organisation des Real-
schulwesens beschäftigt gewesen. Seine pädagogische
Überzeugung fußt auf der Lehre tzerbarts; doch hat
er die von Ziller begründete Richtung der Herbart-
schen Pädagogenschule lebhaft bekämpft. In die
Frage der Gymnasialreform hat er vielfach einge-
griffen im Sinne einer Vertiefung der erzieherischen
Seite eines auf den klassischen Studien auszubauen-
den, aber das Moderne mehr berücksichtigenden
Lehrplanes. S. schrieb: "Ferientage, pädagogische
Erwägungen" (Langensalza 1876), "Herbart und
seine Jünger" (anonym, ebd. 1880), "Rousseaus
Emil", übersetzt und erläutert (3. Aufl., 2 Bde., ebd.
1893-95), "Lockes Gedanken über Erziehung" (ebd.
1883), "Mnelon und die Litteratur der weiblichen
Bildung in Frankreich von Claude Fleury bis Frau
Necker de Saussure" (ebd. 1887), "Handel und Wan-
del der pädagogischen Schule Herbarts" (2. Aufl.,
ebd. 1886), "Gesiunungsunterricht und Kulturge-
schichte" (ebd. 1887), "Das Staatsseminar für
Pädagogik" (Gotha 1890), "Herbarts Lehrjahre"
(Bielcf. 1890), "Volksbildung und Lehrerbildung"
(Gotha 1891), "Vaumgarten gegen Diesterweg"
(Langensalza 1892), "Das Recht der .Volksschul-
aufsicht" (ebd. 1893). Auch gab er "I. F. Herbarts
pädagogifche Schriften" (2 Bde., Langensalza 1890),
Voltairesche Werke und deutsche Übersetzungen
Ehakespearescher Dramen heraus.
Salm, Fisch, s. Lachs.
Salm, Name zweier ehemaligen deutschen Graf-
schaften: der gefürsteten Graffchaft Oberfalm im
Wasgau und der Graffchaft Niederfalm in den
Ardennen. Die Grafen von S. leiten sich her vom
Grafen Gifelbert von Luxemburg, dem Vater des
Gegenkönigs Hermann (1081-88). Dessen Ur-
enkel Heinrich I. und Friedrich stifteten 1163 die
Linien Ober- und Niedersalm. Von den Nach-
kommen Heinrichs teilten sich die Brüder Simon
und Johann die Graffchaft Oberfalm, aber nur
in Ansehung der Einwohner und Einkünfte. Simon
starb 1175 ohne männliche Erben. Seine Tochter
Johanna, die den Wild- und Rheingrafen Johann V.
(f. Rheingraf) geheiratet hatte, brachte die halbe
Graffchaft Obersalm an das Haus ihres Mannes.
Seine Nachkommen führten später den Salmschen
Namen (s. unten Obersalm). Johann und Nikolaus,
die Enkel des Grafen Johann zu S., teilten die Linie
wieder in zwei Zweige, von denen der ältere 1600
im Mannsstamme erlosch. Darauf brachte Christina,
die Urenkelin des Stifters, die mit dem Herzog
Franz II. von Lothringen vermählt war, diese Hälfte
der Graffchaft Oberfalm an das lothring. Haus.
Nikolaus zog nach Osterreich, wo er vom Kaiser die
Herrschaft Neuburg am Inn erhielt und den Zweig
gleichen Namens gründete, der 1784 wieder erlosch.
Die Nachkommen des obengenannten Grafen Fried-
rich zu Niederfalm (1163) starben 1416 rnit Hein-
rich VII. aus, der seine Grafschaft S. dem Sohne
feiner Schwester, Johann von Reifferscheidt, ver-
erbte, worauf diefer den Namen Graf S. annahm