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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sambūca; Sambūca Zabut; Sambūcus; Same; Same; Samedan; Samelats; Samen

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Sambuca - Samen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sambre'

westlich, dann nördlich von oberhalb Landrecies (Depart. Nord) ab zwischen steilen Höhen und Felsen nach NO., rechts die Kleine und Große Helpe aufnehmend, betritt unterhalb Maubeuge die belg. Provinz Hennegau, erhält bei Charleroi rechts die Heure, geht dann mit vielen Windungen an zahlreichen Villen und Fabriken vorüber nach O. und mündet nach 180 km Lauf bei Namur. Die S. ist von Landrecies ab auf 148 km schiffbar, davon sind 54,4 km kanalisiert mit 10 Schleusen. Der 67 km lange Sambrekanal geht südwärts zur Oise und verbindet Seine und Maas.

Sambūca (lat.), Fallbrücke (s. d.); auch lat. Bezeichnung für Bischofsstab (s. d.).

Sambūca Zabut, Stadt im Kreis Sciacca der ital. Provinz Girgenti auf Sicilien, hat (1881) 9354 E., 19 Kirchen, ein Theater, Ruinen eines Kastells und Handel mit Wein, Olivenöl und Mandeln. S. Z., im Mittelalter Rahal Zabuth, war später Marquisat der Barberini.

Sambūcus L., Pflanzengattung aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.) mit 12 fast über die ganze Erde, ausgenommen die kalten Zonen und das nördl. Afrika, verbreiteten Arten. Die bekannteste Art ist der in Deutschland überall häufige Holunder, Holder, Flieder, S. nigra L. (s.Tafel: Rubiinen, Fig.3), von dem die Blüten, Flores Sambuci, offizinell und eins der wichtigsten schweißtreibenden Mittel sind. Auch die schwarzen Beeren werden vielfach als Hausmittel verwendet, besonders das daraus gekochte Mus. Wegen ihres Farbstoffs dienen die Beeren auch zum Färben von Speisen und Wein; in manchen Gegenden Deutschlands macht man aus den Beeren eine beliebte Suppe. Das Mark der Stämme, unter dem Namen Flieder- oder Holundermark bekannt, wird zu verschiedenen Zwecken gebraucht, z. B. zur Herstellung von Kügelchen, Figuren u. dgl., zu elektrischen Experimenten; ferner von Uhrmachern und in der mikroskopischen Technik zum Einklemmen und Festhalten kleiner Gegenstände. Von S. nigra hat man in den Gärten eine große Anzahl, zum Teil als Parkgehölz wertvolle Formen und Spielarten. Erwähnung verdienen rücksichtlich der Wachstumsweise var. monstrosa, mit bandartig verbreiterten, an der Spitze spiralig gebogenen Zweigen, und var. pyramidalis, von fast genau pyramidalem Wuchs und deshalb zur Einzelstellung im Gartenrasen geeignet. Durch Besonderheiten in der Bildung der Blätter ausgezeichnet sind var. rotundifolia, mit fast kreisrunden, an die Blätter des Birnbaums erinnernden, var. laciniata, mit tief eingeschnittenen Fiederblättchen, und var. dissecta, bei der diese zu schmal-linienförmigen Streifen zerschnitten sind, beide durch diese Belaubung ebenfalls als Solitärbäume charakterisiert. Wegen ihrer Buntlaubigkeit beliebt sind var. argento-variegata mit weißgestreiften und gefleckten, var. albo-marginata mit weißgerandeten, var. aurea, mit ganz goldgelben, var. pulverulenta mit gelbgetüpfelten Blättern. Die bunten Varietäten nehmen sich vor oder zwischen dunkelgrünem Gebüsch sehr gut aus. Bei var. flore pleno erhalten die Scheindolden durch Füllung der Blüten reicheres Ansehen und var. semperflorens ist während des Sommers immer mit einigen Blütendolden geschmückt. Von den übrigen Arten sind zu erwähnen S. canadensis L., der Canadaholder, viel niedriger als die gemeine Art, von gedrungenerm Wuchs und mit schönerer, glänzend grüner Belaubung, und S. racemosa L., der Traubenholder, in Mittel- und Südeuropa einheimisch, mit Blättern von frischem Grün, gelblichgrünen Blüten in eiförmigen Rispen und scharlachroten Beeren. Auch von ihm hat man mehrere Gartenvarietäten, darunter var. laciniata, mit derselben Blattbildung wie die gleichnamige Varietät der S. nigra, und var. nana, von zwerghaftem, doch kräftigem Wuchs. Der brechenerregende Attich, Kraut- oder Zwergholunder, S. ebulus L., ist eine in Europa heimische, bis 1½ m hoch werdende Staude, deren Blätter und Blüten denen des S. nigra ähneln. Wegen seines Ausläufer treibenden Wurzelstocks ist er nicht überall in den Gärten verwendbar, eignet sich aber vorzüglich zur Verdichtung des Unterholzes in Parkanlagen.

Same, in der Heroenzeit Name der Insel Kephallenia (s. d.).

Same, einheimischer Name der Lappen (s. d.); Sameädnam, Lappland.

Samedan, Dorf in der Schweiz, s. Samaden.

Samelats, einheimischer Name der Lappen (s. d.).

Samen (Sperma), die bei Mensch und Tier in den männlichen keimbereitenden Geschlechtsteilen abgesonderte Flüssigkeit, die, wenn sie einen gewissen Grad von Vollkommenheit (Reife) erreicht hat, das reife Eichen des Weibes zu befruchten im stande ist. Der menschliche S., der bedeutend schwerer als das Wasser und bei seiner Aussonderung noch mit dem Sekret der Samenbläschen, der Vorsteherdrüse und der Cowperschen Drüsen, sowie mit Harnröhrenschleim vermischt ist, stellt frisch entleert eine weißliche, schleimig-klebrige Flüssigkeit von eigentümlichem Geruch und alkalischer Reaktion dar, die beim Stehen nach einiger Zeit ziemlich dünnflüssig und beim Eintrocknen gelblich wird. Der S. enthält etwa 18 Proz. feste Substanzen, nämlich verschiedene Eiweißkörper, Lecithin, Nuclein, Cholesterin, Fette, Alkalien, Phosphorsäure und einen specifischen Riechstoff (Spermatin). Der reife S. besteht aus einer geringen Menge klarer Flüssigkeit, in der sich unzählige scheinbar willkürlich sich bewegende, mikroskopisch kleine Körperchen, die sog. Samenfäden (Spermatozoen oder Spermatozoiden, Zoospermien, Samentierchen) befinden. Diese Spermatozoen, die sich in dem fruchtbaren S. aller Tiere vorfinden, haben auch bei den meisten derselben ziemlich ähnliche, wiewohl unterscheidbare Formen, nämlich einen runden, ovalen oder birnförmigen Kopf und an diesem einen langen, allmählich spitz zugehenden Faden oder Schwanz; bei manchen wirbellosen Tieren sind sie aber anders, z. B. sternförmig gestaltet. Der Kopf der menschlichen Samentierchen ist eiförmig abgeplattet, von der Seite birnförmig, mit dem spitzern Ende nach vorn und hier leicht napfförmig ausgehöhlt. Der Schwanz ist vorn, wo er durch eine Einschnürung mit dem breitern Ende des Kopfes sich verbindet, breiter und ebenfalls platt und läuft allmählich in eine ganz feine, kaum sichtbare Spitze aus. Das Eigentümlichste der Samenfäden ist die scheinbar willkürliche schlängelnde Bewegung, die auch veranlaßt hat, daß man sie seit ihrer Entdeckung durch van Hamm und Leeuwenhoek (1677) für Infusionstierchen hielt. Diese Bewegungen, die mit einer Geschwindigkeit von 0,05 bis 0,15 mm in der Sekunde erfolgen, sind aber durchaus nicht willkürliche, sondern entsprechen im wesentlichen den eigentümlichen Flimmer- und Wimperbewegungen, die an vielen tierischen Zellen, z. B. an den Epithelzellen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 249.