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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Samen; Samenbaptisten; Samenbau

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Samen (Landschaft) - Samenbau

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Samen'

der Luftröhrenschleimhaut, beobachtet werden. (S. Flimmerbewegung.) Die Beweglichkeit behalten die Samenfäden auf lange Zeit bei, sobald nur das Verdunsten des S. verhindert wird.

Die Bildung der Samenfäden geschieht innerhalb des Hodens (s. d.) und zwar in eigenartigen Zellen mit Kernen, so daß in jedem Kerne ein Samenfäden als ein an der Innenwand desselben spiralig mit zwei bis drei Windungen angelagerter Körper vorhanden ist. Es bersten sodann die Kerne, und die Fäden derselben kommen nun zu 10 bis 20 Stück in die Zelle zu liegen, und zwar ganz regelmäßig mit den Köpfen und Schwänzen zusammen. Endlich platzen auch diese Zellen, und die Samenfäden werden so ganz frei; dies geschieht im Nebenhoden. Von hier aus gelangt der S. in die beiden Samenleiter (vasa deferentia), zwei cylindrische, innerhalb des Samenstrangs verlaufende Kanäle, die durch den Leistenkanal nach aufwärts in die Bauchhöhle treten und sich am hintern untern Teile der Harnblase zu den beiden Samenbläschen (vesiculae seminalis) erweitern; aus ihnen wird bei der Begattung die Samenflüssigkeit in die Harnröhre übergeführt und durch die kräftige Zusammenziehung der Dammmuskulatur ejakuliert. In der Jugend und im Alter, wo der S. unfruchtbar ist, finden sich anstatt der Samenfäden oder neben diesen kleine helle Zellen. Die Befruchtung des weiblichen Eichens durch den S. ist die notwendige Bedingung für die Entwicklungsfähigkeit des Eichens. (S. Befruchtung.) Über unwillkürliche Samenentleerungen s. Pollutionen.

In der Botanik heißen E. die geschlechtlich erzeugten Fortpflanzungsorgane der Phanerogamen, entwickeln sich aus den Samenknospen (s. d.) und ihre Zahl stimmt in vielen Fällen mit der der Samenknospen im Fruchtknoten überein, oft ist sie jedoch geringer, da nicht alle Samenknospen befruchtet werden oder ihre Entwicklung infolge ungünstiger Raumverhältnisse unterdrückt wird. Die Anordnung der S. ist sehr verschieden, bei einsamigen Schließfrüchten, wie bei der Nuß, der Achäne u. a., wird der S. gewöhnlich von der dicht anliegenden Fruchtschale umschlossen, bei der Beere liegen die S. direkt in dem Fruchtfleisch, bei der Steinfrucht dagegen sind sie durch eine lederartige oder steinharte Hülle von der fleischigen oder trocknen äußern Fruchthülle getrennt. Beiden aufspringenden Früchten stehen die S. in der Regel an den Rändern oder auf der Mittelpartie der einzelnen Fruchtblätter oder sie sind auch an einem Mittelsäulchen (s. Samenträger) gruppiert, so daß sie mit den Fruchtblättern nicht in direktem Zusammenhang stehen. Beim Aufspringen der Früchte sind die S. gewöhnlich bereits von den Fruchtblättern abgelöst.

Die S. selbst bestehen aus einer häutigen, lederartigen oder auch steinharten Samenschale (testa), die sich aus dem Integument (s. d.) entwickelt und eine sehr verschiedenartig ausgebildete Oberfläche besitzt. In mehrern Füllen, wie bei den Nadelhölzern, Bignoniaceen u. a., ist sie flügelartig verbreitert und dient als Flugorgan zur Ausstreuung der S.; bei einer Reihe von Pflanzen ist die äußere Partie als fleischiger Arillus oder Samenmantel entwickelt, wie bei der Muskatnuß (s. Myristica) und den S. der Eibe (s. d.). In der Regel ist sie glatt oder mit Warzen, Stacheln, netzartigen Verdickungen oder auch andern Unebenheiten versehen. Häufig ist die ganze Oberfläche oder nur ein Teil derselben mit Haaren, Borsten u. dgl. besetzt, wie bei der Baumwolle, vielen Asklepiadeen, bei der Pappel, der Weide, verschiedenen Anemonen u. a. An der Außenseite der S. ist fast immer die Stelle zu erkennen, wo der Nabelstrang (funiculus) ansetzte und bei genauer Betrachtung in der Regel auch die Mikropyle (s. Befruchtung). Wo der Nabelstrang eine Strecke mit dem S. verwachsen ist (also bei den sog. anatropen Samenknospen, s. d.), zeigt sich in der Regel die sog. Naht oder Naphe (s. d.). Innerhalb der Samenschale liegt die Anlage der jungen Pflanze, der Keim oder Embryo (s. d.), umgeben von einem mehr oder weniger mächtig entwickelten Endosperm (s. d.), auch Sameneiweiß genannt, oder Perisperm (s. d.). Beide Gewebearten dienen als Reservestoffbehälter, aus denen der Embryo bei seiner Entwicklung zur Keimpflanze die nötigen Nährstoffe entnimmt. Dies gilt jedoch nur für jene Fälle, wo der Embryo selbst klein ist und in dem übrigen Gewebe des S. eingebettet liegt; es nimmt dann in der Regel, wie bei den Palmen, den Gramineen, den Chenopodiaceen u. a., das Endosperm den größten Teil des S. ein, in einigen Füllen, wie bei Canna, ist dagegen das Perisperm stärker entwickelt. Bei zahlreichen Dikotyledonen verschwinden jene beiden Gewebe fast vollständig, und es sind dann sämtliche Reservestoffe in dem Embryo selbst und zwar in den Samenlappen oder Kotyledonen (s. d.) aufgespeichert; so ist es z. B. bei den Leguminosen, Kruciferen u. v. a. Man nennt die letztern S. eiweißlose S. und diejenigen, bei denen sich das Endosperm reichlicher findet, eiweißhaltige S. Die Form und Lage des Embryos ist in den einzelnen Gruppen sehr verschieden.

In der Größe des S. herrschen in den einzelnen Familien die größten Verschiedenheiten; während die S. mancher Palmen, wie die Kokosnuß, einen sehr bedeutenden Umfang erreichen, sind andere von außerordentlicher Kleinheit, wie z. B. die S. der Orchideen, deren Durchmesser nur Bruchteile eines Millimeters betragen. Bei der Keimung findet zunächst stets eine starke Quellung fast sämtlicher Teile statt, da die reifen S. reichlich Wasser aufnehmen müssen, um die Weiterentwicklung des Embryos zu ermöglichen. Dabei wird das Volumen des S. oft auf das Doppelte und darüber vergrößert. Bald darauf beginnt der Embryo in allen seinen Teilen lebhaft zu wachsen und infolgedessen wird die Samenschale zersprengt oder an einer Stelle durchbrochen und der junge Keim (s. d.) tritt hervor.

Viele S. sind gleich nach der Reife keimfähig, andere dagegen müssen eine kürzere oder längere Ruheperiode durchmachen, ehe die Keimung erfolgen kann; bei manchen dauert dies mehrere Jahre. Während der Keimung werden die im S. in Form von Stärke, Inulin, Öl, Aleuron u. dgl. aufgespeicherten Reservestoffe zur Ernährung der Keimpflanze verwendet und erst, wenn das Wurzelsystem reichlicher entwickelt ist, beginnt die selbständige Ernährung der jungen Pflanzen. - Vgl. Löbe, S. und Saat (Berl. 1890); Settegast, Die landwirtschaftlichen Sämereien und der Samenbau (Lpz. 1892).

Samen oder Simen, Landschaft in Abessinien (s. d., Bd. 1, S. 35a).

Samenbaptisten, s. Baptisten (Bd. 2, S. 387a).

Samenbau, ein Zweig des Gartenbaues, der sich mit der Gewinnung von Gemüse-, Blumen- und landwirtschaftlichen Samen befaßt. Zur Samen-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 250.