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Sangerberg – Sanguinaria
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sänger'
(s. die Einzelartikel): in Schmätzer (s. d., Saxicolinae) und
Rohrsänger (s. d., Calamoherpinae).
Sangerberg, Stadt (seit 1873) im Gerichtsbezirk Marienbad der österr. Bezirkshauptmannschaft Tepl in Böhmen,
an der Linie Gmünd-Eger (Station Königswart-S.) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2161 E. und bedeutenden Borstenvieh- und
Hopfenhandel. Der im 15. Jahrh. bestehende Silber- und Zinnbergbau ist eingegangen. Bad S. (auch
Elisabethbad), am Fuße des Kaiserwaldes, hat ein Bade- und Kurhaus, mit Behandlung nach Kneipp,
Fichtennadel- und Moorbädern sowie erdig-alkalische und glaubersalzhaltige Eisensäuerlinge (5–7° C.). – Vgl. Penn, Der Kurort S. bei
Marienbad und seine Umgebungen (Wien 1877).
Textfigur:
Sangerhausen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat
772,72 qkm und (1890) 70916 (34718 männl., 36198 weibl.) E., 5 Städte, 66 Landgemeinden und
44 Gutsbezirke. –
2) Kreisstadt im Kreis S., an den Linien Halle-Cassel und Berlin-Nordhausen-Frankfurt a. M. der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen), hat (1890) 10676 (5316 männl., 5360 weibl.) E.,
Postamt erster Klasse, Telegraph, vier Kirchen, darunter die vom Landgrafen Ludwig dem Springer erbaute, 1893 wiederhergestellte
Ulrichskirche, eine der schönsten Basiliken Deutschlands, und die Jakobskirche mit prächtigem Altarschrein und vielen in Bezug auf
Trachtenbildung interessanten Grabsteinen und Denkmälern, zwei Schlösser, ein in der Umwandlung in eine lateinlose Realschule
begriffenes Gymnasium, Krankenhaus, zwei aus dem 13. und 14. Jahrh. stammende Hospitäler, Aktien-Gasanstalt; Schuhfabrikation,
Eisengießerei mit Maschinenfabrik, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, Ofen- und Thürenfabrik, eine Malzfabrik, zwei große
Aktienbrauereien, zwei Ziegeleien und bedeutenden Ackerbau. S. erscheint urkundlich schon 991, war ursprünglich wohl Allodialgut der
sächs. Kaiser und kam durch Verheiratung an den thüring. Landgrafen Ludwig den Bärtigen. Nach Ludwigs Tod (1056) bildete S. eine
gesonderte Grafschaft, kam aber zu Anfang des 12. Jahrh. durch Kauf wieder an die Landgrafschaft Thüringen, 1249 an Meißen, 1265 an
Landsberg, 1291 an Brandenburg, 1345 an Braunschweig, 1372 an Sachsen und 1815 an Preußen.
San German (spr. cher-), Stadt auf der span.-westind. Insel Portoriko, unweit der
Südspitze, am Rio Guanajibo mit (1887) 19827 E.
San Germano (spr. dscher-), Badeort in Italien, s. Agnano. – S. G.,
ital. Stadt, s. Cassino.
Sang-froid (frz., spr. ßangfrŏá), kaltes Blut,
Kaltblütigkeit.
San Gimignano (spr. dschiminjahno), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Siena in
Toscana, 360 m ü. d. M., 10 km westlich der Station Poggibonsi der Eisenbahnlinie Florenz-Empoli-Siena, hat Mauern, 13 Türme
(ehemals 50), got. Paläste, überhaupt ganz das Gepräge des Mittelalters, (1881) 3188, als Gemeinde 8524 E., ein Gymnasium, ein altes
Kastell und trefflichen Weinbau (Vernaccia). Am Domplatz der Palazzo Publico (1288–1323) mit Gemälden und Fresken von Lippo
↔ Memmi und von Sodoma; der Dom, La Collegiata (12. Jahrh.), 1466 durch Giuliano da Majano erweitert, hat Fresken
(14. und 15. Jahrh.), darunter die 1832 restaurierten von Domenico Ghirlandajo (dessen beste Schöpfungen), ferner besteht der Palazzo del
Podestà mit großer Loggia (jetzt Theater), die Kirche San Agostino (begonnen 1280), berühmt durch die 17 Fresken (Leben des heil.
Augustin) von Benozzo Gozzoli (1463–65), die Stadtbibliothek (9000 Bände und 200 Handschriften), der Palazzo Pratellesi; die
Johanniterkirche San Giovanni Evangelista (12. Jahrh.) u. a. – S. G. war im 13. Und 14. Jahrh. eine freie und blühende Stadt, kam aber
1453 an Florenz.
San Giorgio (spr. dschordscho), Hafen bei der ital. Stadt
Fermo (s. d.).
San Giovanni a Teduccio (spr. dschow-, -duttscho), Gemeinde in der ital. Provinz und im
Kreis Neapel, ist die ununterbrochene Häuserreihe am Golf, die von Neapel an der Straße südöstlich bis Portici führt, hat Station der Linie
Neapel-Eboli des Mittelmeernetzes und (1881) 14583 E.
San Giovanni in Fiore (spr. dschow-), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Cosenza in
Calabrien, links am Neto, auf dem Südostfuß des Silagebirges, hat (1881) 10744 E. und ein Gymnasium.
San Giovanni in Laterano (spr. dschow-), Kirche in Rom, s. Lateran.
Sangir, Sangirinseln, Kette von Eilanden, zur niederländ. Residentschaft
Menado auf Celebes gehörig, zwischen der Nordostspitze von Celebes und der Insel Mindanao, mit 837 qkm und 76387 christl. E., welche
unter Radschas oder Fürsten stehen. Die bedeutendsten Inseln sind Großsangir mit 25000 E.,
Siau und Tagulanda. Sie sind sämtlich gebirgig, zum Teil stark
vulkanisch und gut angebaut. Aus den Kratern der Vulkane Siau und Roang (bei Tagulanda) steigen fortwährend Schwefeldämpfe auf.
Erderschütterungen sind sehr häufig. Verderblich waren der Ausbruch des Gunung Abu oder Api auf Großsangir vom 2. März 1856, wo von
den 6000 E. der Insel die Hälfte durch Ergüsse von Lava und heißem Gewässer das Leben verlor, sowie vom 7. Juni 1892, wo der
nordwestl. Teil der Insel mit 2000 Menschen unterging.
Sangkapura, Hauptort auf der niedcrländ.-ostind. Insel Bawean (s. d.).
Sangkoi, Fluß in Tongking, s. Songka.
Sangre de Cristo Range (spr. rehndsch), Gebirgszug im nordamerik. Staate Colorado,
mit dem höchsten Berg des Felsengebirges innerhalb der Vereinigten Staaten, Mount-Blanca (Blanca Peak), 4409 m hoch.
Sangro (lat. Sangrus), ital. Fluß, entspringt in den Abruzzen, im S. der
Provinz Aquila, südlich von Gioja, geht in reißendem Lauf zwischen hohen Bergen zuerst südöstlich, von Castel Sangro nordöstlich, und
mündet nach 112 km Lauf bei Torino ins Adriatische Meer
Sanguifikation (neulat.), Blutbildung, Blutbereitung.
Sanguinaires (spr. ßangginähr), zum franz. Depart. Corsica, Arrondissement Ajaccio,
gehörige kleine Inselgruppe, im W. des Golfs von Ajaccio, mit Leuchtturm.
Sanguinarĭa L.,
Blutkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Papaveraceen (s. d.) mit nur einer
nordamerik. Art, dem canadischen Blut-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 271.