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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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San Sebastian de Gomera – Sansibar

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'San Sebastian'

für Tapeten, Segeltuch u. a., Transit- und Speditionshandel, Einfuhr von engl. und franz. Fabrikaten, Baumwolle, Schiffsmaterial, Stockfisch, Bauholz und Ausfuhr von Mehl, Wein, Konserven. Ausgezeichneter Badestrand, prächtige, schattige, abends elektrisch erleuchtete Promenaden (Calle del Pozzo u.a.), ein prachtvolles Kasino machen S. S. zum vornehmsten Seebade der span. Nordküste. Im nahen Thale Loyola das ehemalige Jesuitenkloster San Ignacio de Loyola mit schöner Kuppelkirche.

San Sebastiān de Gomera, s. Gomera.

San Sepolcro, Borgo, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Arezzo in Toscana, im wohlbebauten breiten, obern Tiberthale, am Südfuße des Monte-Maggiore (1351 m) und an der Linie Arezzo-Fossato di Vico(-Ancona) des Adriatischen Netzes, ist Sitz eines Bischofs und hat (1881) 3752, als Gemeinde 8238 E., eine Kathedrale und andere Kirchen, die, wie auch der Palazzo del Comune, Bilder der hier geborenen Maler Piero della Francesca und Raffaello da Colle (16. Jahrh.) enthalten, ferner ein Seminar und eine Accademia Tiberina.

San-Sepolcro, ital. Maler, s. Francesca.

Sanseverĭafaser, die Blattfaser von Sanseveria ceylanica Willd. (Ceylon), nach Eigenschaften und Verwendung dem neuseeländ. Flachs und dem Aloehanf ähnlich; sie heißt auch Bogensehnenhanf (engl. Bowstring-Hemp), weil sie von den Eingeborenen zu Bogensehnen verwendet wird.

San Severīno Marche (spr. -ke), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Macerata in den Marken, an der Potenza und der Linie Porto Civitanova-Macerata-Albacina(-Arezzo) des Adriatischen Netzes, ist Bischofssitz, hat (1881) 3196, als Gemeinde 14037 E., einen Dom mit Madonnenbild von Pinturicchio, eine Kirche von Castello mit Fresken sowie Altertümer.

San Sevēro, Hauptstadt des Kreises S. S. (138598 S.) der ital. Provinz Foggia in Apulien, 30 km nordwestlich von Foggia, an der Linie Ancona-Brindisi des Adriatischen Netzes, ist Sitz eines Bischofs, hat (1881) 20382 E. Es wurde 1799 bei der Eroberung durch die Franzosen zerstört und 1865 von der Cholera heimgesucht.

Sans façons (frz., spr. ßang faßóng), ohne Umstände.

Sans gêne (frz., spr. ßang schähn), ohne (sich) Zwang (aufzulegen).

Sansibar, Zanzibar, Zanguebar, Nnguja in der Sprache der Eingeborenen.

1) Insel im Indischen Ocean, zwischen 5° 40' und 6° 30' südl. Br. und 39° 10' und 30' östl. L. von Greenwich gelegen, ungefähr 40 km entfernt von der Ostküste Afrikas, hat 1591 qkm und 200000 E., besteht aus einer Korallenbank, über welche sich ein von 137 bis 315 m ansteigender, aus eisenhaltigem, rotem Thon gebildeter Hügelzug langgestreckt erhebt. Das Klima gilt, im Gegensatz zu demjenigen auf dem Festland, als gesund für jeden, der sich in Diät und Kleidung tropischen Anforderungen zu fügen weiß. Dennoch wirkt es auf den Europäer erschlaffend. Es giebt zwei Regenzeiten: die erste dauert von Mitte März bis Ende Mai; die zweite von Mitte Oktober bis Mitte Dezember. Der April ist der feuchteste, der August der trockenste Monat. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 25,5°C.; vom heißesten Monat (Februar) sinkt allmählich die Mitteltemperatur von 27°C. auf 24°C. im Juli. Die Abkühlung während der Nacht erreicht im Maximum (im Oktober) 3,2°C. Zur Zeit der größten Trockenheit enthält die Luft ↔ 76,2 Proz. Feuchtigkeit, welche sich zur Regenzeit bis zu 88,7 Proz. steigert. Von Ende März bis Ende September weht der Südwest-, von Ende November bis Ende Februar der Nordostmonsun. Zwischen diesen Passatwinden treten jeweilig gegen zwei Wochen andauernde Windstillen ein. S. ist außerordentlich fruchtbar und sorgfältig angebaut; Getreide wird zweimal, Maniok viermal im Jahre geerntet. Von tropischen Gewächsen gedeihen: Kokos- und Dattelpalmen, Guaven, Mango-, Orangen-, Citronenbäume, Tabak, Muskat, Pfeffer und vor allem die nur hier und auf der Insel Pemba heimischen Gewürznelken. (1893 wurden 51 Mill. kg verfrachtet.) Als jagdbare Tiere kommen nur in geringer Menge vor: Zwergantilopen, Zibeth- und Wildkatzen und Perlhühner. Den ersten Rang unter der Bevölkerung nehmen die Araber, gegen 10000, als Beamte des Sultans, Kaufleute oder Plantagenbesitzer, ein; ihnen wenn nicht an Rang gleichstehend, doch an Reichtum überlegen, zeigen sich die Inder als Bankiers, als Groß- und Kleinhändler, welche als Angehörige einer engl. Kolonie besondere Berücksichtigung finden; sie teilen sich in Hindu (Muselmänner), Parsi (Feueranbeter) und in Banianen (Buddhisten) und zählen an 7000 Köpfe. Neben den Sklaven bilden die mohammed. Suaheli (Suahili) und die vom Kontinent eingewanderten und größtenteils zum Islam übergetretenen Wangwana die Masse der freien Neger. Ursprünglich und zur Zeit der ersten arab. Niederlassungen an der Küste nannten sich nur die schwarzen Bewohner von Mombas und der Insel Lamu Suaheli; später gab man diesen Namen überhaupt allen Abkömmlingen aus der Vermischung von Arabern mit Negerinnen an der Südküste. Jetzt rühmt sich jeder Neger, wenn er nur auf S. geboren ist, ein Suaheli zu sein. Ihre wohlklingende Sprache (das Kisuaheli) ist die eigentliche Handelssprache, bis in das Seengebiet des Innern. –

2) Stadt mit 80000 E. (wovon 5000 Inder und 5000 Araber), zerfällt in drei räumlich getrennte Teile: Schangani, das vornehme und europ. Viertel mit zwei Palästen des Sultans, mit deutschen, engl. und franz. Konsulatsgebäuden, mit einem Fort und einer Kaserne, mit zum größten Teil engen, winkligen Straßen, liegt auf einer Halbinsel, vom Festland durch eine Lagune getrennt; Madagascar Town, durch eine steinerne Brücke mit dem Nordende Schanganis verbunden, das schmutzige Geschäftsviertel der Inder mit einem bunten Gemisch zahlloser Kaufläden; südlich davon Ngambo, das Suaheliviertel, mit seinen Negerhütten, in einem Hain von Kokospalmen und Mangobäumen versteckt. Außer den Landhäusern des Sultans und reicher arab. und ind. Kaufleute im Innern der Insel befindet sich nahe der Nordspitze Kokotoni mit großartigen Zuckerraffinerien und Kokosnußölpressen. S. ist seit 1. Febr. 1892 Freihafen. Der Großhandel befindet sich zumeist in den Händen der Inder; außerdem existieren 5 deutsche, 4 engl.-amerik. Und ein paar franz. und ital. Firmen. Die Ausfuhr betrug 1893: 18,4 Mill. M., die Einfuhr 21 Mill. M.; Exportartikel sind hauptsächlich Elfenbein, Nelken, Kopal und Kautschuk; Importartikel: Baumwollstoffe, Gewehre, Munition, Perlen, Metallwaren. Alle vier Wochen geht ein Sansibardampfer nach Kalkutta und Bombay und alle Monate einmal vermittelt die Deutsch-Ostafrika-Linie den Verkehr zwischen Deutschland (Hamburg) und der ganzen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 291.