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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sarkad - Sarkophag
Sarkad (spr. schar-), Groß-Gemcindc im ungar.
Komitat Vihar, am rechten Ufer der Weißen Körös,
an der Linie Großwardein-Esseg-Villany der Ungar.
Staatsbahnen (Alföld-Fiumaner Bahn), hat (1890)
8244 meist rcsorm.-magyar. E., welche Pusztenwirt-
schast treiben. In der Nähe die ausgedehnten von
der Körös gebildeten Sümpfe, zu deren Entwässe-
rung mehrere Kanäle gezogen find.
Sarkär (pers.-ind.), foviel wie Regierung oder
Gebiet. Die Nördlichen S. (engl. tke Xonliei-n
^irc^rg) ist der histor. Name für ein
Gebiet an der Oftküste von Ostindien,
längs des Busens von Bengalen, das
sich in einer Breite von 30 bis 320 Km
vom Tschilkasee im Norden bis zum
Gandlakammafluh im Süden erstreckte
und ungefähr 44020 hkm umfaßte.
Die S. waren folgende fünf: Tschika-
kol oder Srikakulam, Kondapalli, Ra-
dfchamahendri, Eluru (Ellora) und
Gantur. Sie sind, bis auf den Namen,
aus der polit. Einteilung der Prüsident-
schaii. Madras verschwunden.
Sarkasmus (grch.), bitterer Hobn,
beißender Spott; sarkastisch, mit bit-
term Hohn spottend.
Sarkm, s. Hypoxantbin.
Sarkocele (grch., "Fleischbruch"),
die krankhafte Verhärtung der Hoden.
Sartöde, früherer Name des Proto-
plasmas (s. d.).
Sarkolemma (grch.), die bindegewebige Zülle
der Musklfafern. (S. Muskeln, Bd. 12, S. 112 a.)
Sarkom (grch.), Fleifchgefchwulft, eine
krankhafte, geschwulstfö'rmige, fleischige Neubildung,
die in der Mehrzahl der Fälle zu den bösartigen
Geschwülsten (s. d.) gehört und sich durch einen außer-
ordentlichen Reichtum an rundlichen oder spindel-
förmigen, in eine schleimige Zwischensubstanz ein-
gebetteten Zellen auszeichnet. Man unterscheidet
nach der Beschaffenheit diefer Zellen Rundzcllcn-
sarkome, Spindelzellensarkome und mela-
notischeS. Das S., das sich an jeder Körperstclle
entwickeln kann und früher meist mit zum Krebs (s. d.)
gezählt wurde, findet sich vorwiegend als weiche,
umschriebene Geschwulst unter der Haut, zwischen
den Muskeln, im Gehirn, im Drüsen- und Knochen-
gewebe, wächst entweder sehr langsam oder erreicht
ichnell eine enorme Größe und ist stets möglichst
früh und vollständig durch Operation zu entfernen.
Sarkophag, ein Steinsarg; die Bezeichnung ist
entnommen von der griech. Benennung einer Kalk-
steinart bei Assos in Mysien, welche die Hineingeleg-
ren Leichen schnell verzehrte, als LcTI'liOpIlHFOä 1it1i03,
d.i. fleischverzchrenderStein. Die Anwendung von
Steinsärgen überhaupt findet sich schon in den Zeiten
des sog. Alten Reichs in Ägypten, wie z. B. der in
der dritten Pyramide von Giseh 1837 gefundene
S. des Königs Mykerinos zeigt. (S. auch Tafel:
'Ug yptifch e Kunst III,Fig.8.) Tann bei kleinasiat.
Völkern, wie bei den Phöniziern und Lyciern. Bei
den Etruskern waren sehr gebräuchlich S. aus Tuff-
stein, aus Alabaster oder aus gebranntem Thon,
mit Reliefs an der Vorderfeite und den Figuren der
Verstorbenen auf dem Deckel verziert. (S. Tafel:
Etruskifche Kunst, Fig. 10.) Auch die Griechen
haben in der ältern Zeit Thonsarkophage verwendet;
Reste von solchen, mit reicher Malerei geschmückt,
wurdcn in Klazoruenä ander lleinasiat. Küste gefun-
Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIV.
den (zwei hervorragende Exemplare im Berliner Mu-
seum). Künstlerischer ausgestaltet, durch ihren archi-
tektonischen Ausbau und plastischen Schmuck, sind
dagegen die griech. Marmorsarkophage, von denen
die ältesten erhaltenen in das 5. Jahrh. v. Chr.
hinaufreichen. Eine größere Anzahl hervorragender
Stücke, darunter befonders der S. der Klagefrauen
(s. nachstehende Figur) und der sog. Alexandersar-
kophag (beide aus dem 4. Jahrh. v. Chr.), wurden
vor einigen Jahren in einer Nckropole in Sidon is.d.)
! ^!
gefunden. Der griech. Kunst aus dem Ende des
4. Jahrh.^ gehört auch der schöne Amazonensarko-
phag im Hofmuseum zu Wien an. Bei den Römern
finden sich S. aus republikanischer und früher Kaiscr-
zeit äußerst selten, da in diesen Epochen die Ver-
brennung der Leichen durchweg üblich, das Vegra-
bon nur von einzelnen vornehmen Geschlechtern
beibehalten war (so das 1780 aufgefundene Grab-
mal der Scipioncn an der Appischen Straße; der
5. des ältesten hier beigesetzten Gliedes der Familie,
des L. Cornelius Ecipio Varbatus, befindet sich in
der Antikcnfammlung des Vatikans). Seit dem
2. Jahrb. n. Chr. beginnt das Begraben wieder in
Aufnahme zu kommen; aus dieser Periode stammt
die überwiegende Masse antiker S., von denen jede
größere Altertumssammlung Exemplare aufweist.
Das Material ist meist Marmor; Porphyrsarko-
phage, wie die der heil. Helena und der Konstantia,'
Gemahlin und Tochter Konstantins d. Gr. (jetzt im
Vatikan), sind wegen der schwierigen Bearbeitung
des Materials ungemein kostbar, Thonsarkophage
meist für arme Leute bestimmt und ganz schmucklos.
Die Form ist oblong, rechteckig oder mit abgerun-
deten Schmalseiten. Vorder- und Schmalseiten find
meist mit Reliefs geschmückt, die entweder rein
ornamental sind oder Genrebilder aus dem täg-
lichen Leben (Geburt, Erziehung, Jagd, Krieg,
Heirat, Tod), mytholog. Scenen (Eroten, Nereiden,
bacchische Scenen) oder Scenen aus der Götter-
und Heroenmythe zum Gegenstand haben. Unter
lctztern bevorzugt man Sagen, die sich auf die Ver-
gänglichkeit des Lebens, das Sein nach dem Tode
beziehen (Adonis, Endymion, Phaethon, Alkestis,
Meleager), oder solche, die allgemein bekannt und
beliebt waren (Medca, troischcr und theban. Sagen-
kreis). Eine vollständige Publikation der antiken S.,
von der bisher der zweite Band (Berl. 1890) erschie-
nen ist, wird im Auftrage des Deutschen Archäo-
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