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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schalken - Schallgeschwindigkeit

Schalken, verschalken, das Verschließen der Ladeluken (s. Luken) der Schiffe mit Schalkbrettern und Presenningen (s. d.).

Schälknötchen, Zahnausschlag, Zahnfriesel (Strophulus), Hautausschlag der Säuglinge und kleinen Kinder, bestehend in hirse- bis hanfkorngroßen, blaßroten, mäßig juckenden Knötchen, die in der Regel in Gruppen beieinander stehen und nach mehrtägiger Dauer meist unter Abschuppung wieder verschwinden. Die Ursachen der S. sind entweder äußere Hautreize oder Ernährungsstörungen, insbesondere Magen- und Darmkatarrh. Behandlung: lauwarme Bäder, Regulierung der Diät und des Stuhlgangs.

Schall, die Empfindung, welche durch die unser Ohr erregenden Luftbewegungen entsteht. Der Knall (s. d.) ist eine kurze intensive Schallempfindung. Eine länger anhaltende Empfindung bezeichnet man als Geräusch (s. d.) oder Ton (s. d.), je nachdem die Lufterschütterungen unregelmäßig oder gesetzmäßig aufeinander folgen. Diese regelmäßigen Schwingungen der Luft werden von schwingenden elastischen Körpern erzeugt, wie gespannten Saiten (s. d.), Stäben (s. d.), Pfeifen (s. d.), Glocken (s. d.). Wenn die Zahl dieser Schwingungen in der Sekunde ungefähr zwischen 16 und 40000 liegt (s. Grenzen der Hörbarkeit), hören wir einen Ton (s. d.). Gewöhnlich führt ein solcher Körper mehrere Schwingungsweisen mit den Schwingungszahlen n, 2n, 3n ... zugleich aus, wodurch die verschiedene Klangfarbe (s. d.) der Töne entsteht. Der Ton ist desto höher, je größer die Zahl der Schwingungen. Diese Schwingungszahl eines Tons wird am bequemsten mit der Sirene (s. d.) bestimmt, die Klangfarbe mittels der Resonatoren (s. d.) untersucht. Die Schwingungen der Körper erzeugen in der umgebenden Luft Schallwellen, das sind Verdichtungen und Verdünnungen, die sich kugelförmig ausbreiten und wie Wasserwellen, welche durch die Schwankungen eines Kahnes auf einem Teich erzeugt werden, fortschreiten. (S. Schallgeschwindigkeit.) Diese Verdichtungen sind zu gering und gehen auch zu schnell vorbei, um einen merklichen Einfluß auf das die Luft durchsetzende Licht zu üben und gesehen zu werden. Doch kann man sie mittels der Schlierenmethode (s. d.) sichtbar machen. (S. Tafel: Schall, Fig. 1.) Treffen die Schallwellen das Ohr, so kommt infolge des wachsenden Druckes das Trommelfell in Bewegung, das durch Vermittelung der Gehörknöchelchen die Flüssigkeit des Ohrlabyrinths, insbesondere jene der Schnecke mit den darin enthaltenen Nervenendorganen in Bewegung setzt, wodurch die Empfindung ausgelöst wird. (S. Gehör mit den Tafeln: Das Gehörorgan des Menschen, Ⅰ, Ⅱ.) Die Erregung des Gehörorgans beruht auf dem Mittönen (s. d.) oder dem Mitschwingen. In ähnlicher Weise könnte der oben erwähnte Kahn einen zweiten in größerer Entfernung ins Schwanken bringen. Da man bei genügender Aufmerksamkeit neben dem Grundton eines zusammengesetzten Tons die einfachen Obertöne (s. d.) zu erkennen vermag, so ist es wahrscheinlich, daß es für verschieden hohe Töne besonders abgestimmte Endorgane (Cortische Fasern) in der Schnecke giebt, die nur auf diese Töne ansprechen, wodurch die Trennung der Tonbestandteile in der Empfindung ermöglicht scheint.

Durch die Interferenz (s. d.) der Schallwellen entstehen die sog. Schwebungen (s. d.), aus denen sich die Harmonie und Disharmonie erklärt.

Die Reflexion oder Zurückwerfung des S. an festen Wänden geschieht, wie beim Licht, nach dem Gesetz, daß der Einfallswinkel gleich dem Reflektionswinkel ist; jedoch gilt dieses einfache Gesetz nur für hohe Töne. Ein zurückgeworfener S. heißt Echo (s. d.). Zur Konzentrierung der zurückgeworfenen Schallwellen auf einen Punkt dient der Schallspiegel (s. d.). Unter Brechung des S. versteht man, abweichend von dem Begriff Brechung beim Licht (s. Brechung der Lichtstrahlen), lediglich eine solche Zerteilung der Schallwellen, daß eine echoartige Zurückwerfung verhindert wird. (S. Akustik.)

Über die auf Tafel: Schall befindlichen Figuren vgl. die Artikel: Schlierenmethode, Fig. 1 u. 2; Sirene, Fig. 3 u. 10; Phonautograph, Fig. 4 u. 7; Harmonika, chemische, Fig. 5; Kundts Staubfiguren, Fig. 6; Wellen, Fig. 8; Phonograph, Fig. 9.

Die Gesetze des S. faßt man unter dem Namen Akustik oder Phonik zusammen. Bereits Pythagoras (im 6. Jahrh. v. Chr.) und dessen Schüler entwickelten ziemlich gründlich die Lehre von den musikalischen Intervallen und von den Schwingungen der Saiten. Anaxagoras (im 5. Jahrh. v. Chr.) erklärte das Echo als eine Reflexion des S., und Plinius wußte, daß der S. in festen Körpern sich schneller fortpflanze als in der Luft. Im Mittelalter geschah nichts für die Entwicklung der Akustik; erst in neuerer Zeit wurde diese wieder Gegenstand theoretischer Forschung. Verdient gemacht haben sich in dieser Beziehung: Bernoulli, Euler, Rameau, Chladni, Newton, Laplace, Savart, Cagniard de la Tour, Seebeck, Weber, Kundt, Töpler u. a., vor allen aber Helmholtz. Der berühmteste Verfertiger akustischer Apparate ist gegenwärtig Koenig in Paris; vgl. dessen Expériences d’acoustique (Par. 1882). Unter Akustik im speciellen Sinne versteht man auch die Regeln, nach denen eine günstige Schallwirkung in geschlossenen Räumen erreicht wird. (S. Akustik.)

– Vgl. Mach, Einleitung in die Helmholtzsche Musiktheorie (Graz 1866); Tyndall, Der S. (2. Aufl., Braunschw. 1874); Helmholtz, Lehre von den Tonempfindungen (4. Aufl., ebd. 1877); Rayleigh, Die Theorie des S. (2 Bde., ebd. 1880); Melde, Akustik (Lpz. 1883); Elsas, Der S. (ebd. 1886).

Schallbecher, s. Schalltrichter.

Schallboden, s. Resonanzboden.

Schalldeckel, das aus akustischen Gründen über einer Kanzel angebrachte hölzerne Dach.

Schallempfindliche Flammen, s. Harmonika, chemische.

Schallern, eine im 15. Jahrh. aufgekommene Form des Ritterhelms, aus einer Verbindung des eigentlichen Kopfschutzes (Helms) mit der von den Achseln aufsteigenden Barthaube entstanden. Die S. hatte anfangs eine feste Lichtöffnung, später ein bewegliches Visier. (S. Textfig. 5 u. 9 beim Artikel Helm.)

Schallgeschwindigkeit, Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls, die Geschwindigkeit, mit der die Schallwellen sich fortpflanzen oder fortgeleitet werden. Wenn an einem Orte A eine Kanone abgefeuert wird, so bemerkt ein mehrere Kilometer von A entfernter Beobachter B zwischen dem Blitz und Knall der Kanone in A einen bedeutenden Zeitunterschied. Aus der Entfernung AB in Metern und der beobachteten Zeitdifferenz in Sekunden ergiebt sich die S. für trockne Luft von 0° C. zu 330 m in der Sekunde. Bei höherer Temperatur und feuchter Luft ist die S. etwas größer. Solche Versuche wurden