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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schäuffelein - Schaumburg (Grafschaft)
1872 zu Speyer. Jenem Preislustspiel (Wien 1869)
folgten: "Vater Vrahm. Ein Trauerspiel aus dem
vierten Stand" (ebd. 1871), das Lustspiel "Ein Erb-
solgekrieg" (Lpz. 1872) und die Novelle "Dorotdea"
(Regensb. 1873). Von frühern Lustspielen wurden
aufgeführt: "Aktuar Lachmanns Hochzcitrcise"
(1863), "Die Zipplinger" (1865) u. a.
Schäuffelein (auch Scheufeleiu, Scheuffe-
lin), Hans Leonhard, Maler, geb. wabrschcinlich
um 1480 in Nürnberg, wurde bei Dürer ausgebildet,
dessen Weise er sich so aneignete, daß lange Zeit
-eine Anzahl Holzschnitte, welche S. gezeichnet hatte,
sür Arbeiten Dürers angesehen wurden. Um 151<>
siedelte S. nach Augsburg, 1515 nach Nördlingen
über, wo er Anfang 1540 starb. Eine seiner vor-
züglichstcn Arbeiten ist der Altar in der Kircke der
ehemaligen Abtei AHausen bei^ttingen, anf wel-
chem er sich selbst als Porträtfigur angebracht hat.
Im Rathause seines Wohnortes befindet sich als
Wandgemälde die Belagerung von Vetkulia. In
diesen wie in andern Werken, von denen nur nocb
10 Tafeln mit dem Leben Christi in Müncben,
Schleißheim und Nürnberg, die Darstellung deo
j^cce Iiomo auf der Vnrg zu Nürnberg und die heil.
Brigitta im Germanischen Mnscum daselbst genannt
seien, erweist sich S. als tüchtiger Meister, kräftig
und innig in der Auffassung, gewandt in der Dar-
stellung, voll großer Phantasie; dock sinkt er auck
zuweilen zum Handwerksmäßigen binab. Seine
früheste Arbeit auf dem Gebiete des Holzschnitte
sind 35 Abbildungen zu einem lat. Heilsspiegcl,
welcher 1507 zu Nürnberg erschien. Ein verbreitetes,
von S. und Vurgkmair illustriertes Buch war der
"Teutsch Cicero" (zuerst Augsb. 1531 erschienen).
Seine Holzschnitte sind von ungleicher Güte, am besten
die (über 100), welche er für den "Theuerdank" (s. d.)
lieferte. - Vgl. Thicme, Hans S.s malerischeThätig-
keit (in den "Veitrügen zur Kunstgeschichte", Neue
Folge, Nr. 16, Lpz. 1892).
Schaufler, in der Jägersprache ein alter Elch-
l'irsck (mit dem 4. Geweih) oder Damhirsch (mit dem
Z. Geweih).
Schaugerichte, s. Sckauessen. ^- 593 ^-
Schau'kelbutterfaft, Davis', s. Butter (Bd. 3,
Schaukeln, das Schwingen an pcndclartig sich
bin und her bewegenden Geräten, geschiebt haupt-
sächlich an dem an zwei Seilen bangenden Schau-
kelreck oder Trapez und den ebenfalls an zwei
Seilen in Schultcrbrcite befestigten, meist mit Leder
überzogenen Schaukelringen. ^S. 852d).
Schaukelturm, s. Panzerdrehtürme (Vd. 12,
Schaumburg. 1) Eigentlick Sck anenbürg,
ehemalige Grafschaft im Westfälischen Kreise, an
der Weser, begrenzt vom Fürstentum Kalcnberg,
den Grafschaften Lippe und Ravcnsbcrg und dem
Fürstentum Minden, hatte ihren Namen von dem
Schlosse Schauenburg, zwischen Ninteln und Olden-
dorf, das Graf Adolf I. von Schaucnburg 1033 in
dem ihm vom Kaiser Konrad II. überlassenen Land-
striche auf einer Vorhöhe des Pafchcnbergs erbaute.
Sein Enkel Adolf III. (I.) wurde 1110 von dem
spätern Kaifer Lothar II. mit Stormarn und Hol-
stein als Grafschaft Holstein (s. d.) belehnt, auch
erwarben feine Nachkommen die Grafschaft Stern-
berg und die Herrfchaft Gehmen. Den Grafen
Ernst III. erhob Kaiser Ferdinand II. 1619 in den
Reichsfürstcnstand. Ihm folgte fein Vetter Iobst
Hermann und dessen Vetter Otto (Sohn des Grafen
Hermann von S. und Elisabeths, Tochter des Grafen
Simon VI. zur Lippe), mit dem das fürstl. Haus 1640
erlosch. Graf Pbilipp zur Lippe, Sohn des Grafen
Simon VI. zur Lippe und der Elisabeth, Gräfin von
S., einer Schwester des Fürsten Ernst, setzte sich nun
in den Besitz der schaumburg. Länder. Gleichzeitig
aber hatte sich Herzog Georg von Vraunschwcig-Lüne-
burg, zufolge eines Vertrags von 1565, als Lchnsberr
eines Teils der schaumburg. Besitzungen (des spä-
tern hannov. Amtes Lauenau und eines Teiles
von Hameln) bemächtigt. Andere Stücke der Graf-
schaft wurden von dem Landgrafen von Hessen-Eassel
als Lehnsherrn in Anspruch genommen, der dann
den Grafen Pbilipp von der Lippe, als dieser sich
mit einer Hess. Prinzessin vermählte, damit belehnte.
Auch das Fürstentum Minden wollte sich mehrere
Teile zueignen, doch wnrde im Westfälischen Frieden
festgestellt, das; Graf Philipp die Amter Stadthagen,
Vückeburg, Arensburg und Hagenburg nebst einem
Teile von Sachscnbagen, der Landgraf von Hcsscn-
Cassel die ^lmter S., Rodenberg und den andern
Teil von Sachsenbagen erhalten sollte. Beide be-
kamen dadurch Sitz und Stimme auf der westfäl.
Rcichsgrafenbank. Der lippefche Anteil von S.
bildet das Fürstentum Schaumburg-Lippe (s. d.),
wäbrend der bis 1866 kurhess., seitdem aber preuß.
Anteil Grafschaft E. genannt wurde. Von diesem
erbielt die morganatische Gemahlin des nachmaligen
Kurfürsten Friedrich Wilbelm von Hessen samt Kin-
dern 1831 den gräfl. Titel "von S." (s. Hanau,
Fürstin von). - 2) Die Staudesherrschaft S., etwa
70 hl<in groß, mit 17 Ortschaften, im Herzogtum
Nassau, dem jetzigen preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden,
war einst reicksunmittclbar, hatte aber nirgends eine
Stimme. Sie geborte früher dem Haufe Limburg,
kam 1279 an das Haus (Lciningcn-)Westerburg und
wurde 1656 von der Gräfin von Holzapfel (s. d.) er-
kauft und auf deren Tochter Elisabeth Charlotte, Ge-
mahlin des Fürsten Adolf von Nassau-Dillenburg,
vererbt. Diese Linie N assau - S ch a u m bürg erlosch
aber schon mit ibrem Stifter, worauf die Grafschaften
S. und Holzapfel an die Erbtochter Charlotte über-
gingen, die mit dem Fürsten Lebrccht von Anhalt-
Bernburg vermählt war. So entstand die anhält. Nc-
bcnlinie Anbalt - Vernburg - Hoym - Schaum -
bürg, die 24. Dez. 1812 mit dem Fürsten Fricd-
^ ricb Ludwig Adolf im Mannsstamm erlosch. Hoym
und andere anbalt. Güter fielen wieder an Anhalt-
Bcrnburg, die Grafschaften S.uud Holzapfel dagegen
wurden durch die Erbtochter Prinzessin Hermine von
Anhalt ihrem Gemahl, dem Erzherzog Joseph von
Qslcrrcicb, zugebracht und auf deren Sohn, den Erz-
herzog Stephan, vererbt, der danach den Titel Fürst
von S. sührte und das Schloß Schaumburg (s. d.)
nen aufbaute. Nach dessen Tode (1867) fielen die
Grafsckaften an den Herzog Georg von Oldenburg,
dessen Großmutter, Prinzessin Ida von Anhalt, die
jüngere Schwester der Prinzessin Hermine gewesen
war. 1887 wurde aber durch ein Urteil des Reichs-
gerichts diese Erbschaftsbestimmung des Erzherzogs
Stephan von Österreich für nichtig erklärt und Fürst
^ Georg Victor von Waldeck zum rechtmäßigen Eigen-
! tümer erklärt. - 3) Grafschaft im Erzherzogtum
Ostcrreick ob der Enns, mit der Stammburg S. an
^ der Donau oderhalb Esfcrding auf hohem, bewal-
z detem Felsen, liegt jetzt in Trümmern. Die reichs-
unmittclbaren Grafen von S. beherrschten das
! ganze Donauthal von Linz bis Passau. Sie starben
1559 aus; seit 1572 gehört ihr Besitztum den Grafen
! (jetzigen Fürsten) von Etarhemberg.